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Autor: | Dr. Hartmut Maier-Gerber |
Thema: | Allvollendung durch Allerneuerung |
Zusammenfassung eines Seminars über
die letzten Ziele der Heilsgeschichte Gottes
1.) Warum werden
unsere Gäste in einzelnen Gemeinden immer wieder gewarnt vor dem Besuch von
Konferenzen auf der Langensteinbacherhöhe?
Ist es Angst vor angeblicher Irrlehre? Ist es Furcht vor dem
anstößigen Wort "Allversöhnung", statt dessen viel besser von Allvollendung
durch Allerneuerung gesprochen werden sollte? Ist es Unkenntnis über die
wirklichen Inhalte der Aussagen betreffend den uneingeschränkten Endsieg Christi
Jesu?
2.) Worum
geht es in Wirklichkeit?
Es geht um die Frage, die ein ganzes Gottesbild
entscheidet: Kann Gott wirklich alle Menschen erlösen, wie Er es geschworen hat,
oder erwartet die meisten Menschen und einen Großteil der Himmelsbewohner nie
endende Qual? Ist Gott in Wirklichkeit auf der Verliererstraße und muss die
meisten Seiner Liebesziele abschreiben, weil der Ausruf "Es ist vollbracht"
Seines einziggezeugten Sohnes, Jesus Christus, am Kreuz leider Illusion
war?
3.) Was sagt
die Bibel zu dieser brennenden Frage?
Nur wenige von vielen Bibelstellen:
1. Kor. 15, 22 u. 23: Gleichwie in dem Adam alle sterben, also
werden in dem Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner
eigenen Ordnung.
2. Kor. 5, 19: Gott war in Christus, um den Kosmos von
oben herab total zu verändern, worauf Er alle Übertretungen nicht mehr
zurechnet. (In den meisten Bibelübersetzungen steht leider sehr ungenau
übersetzt: "Um die Welt mit sich
selbst zu versöhnen, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend.")
Kol. 1, 19 u. 20: Es
war das Wohlgefallen der ganzen Fülle der Gottheit, in Christus zu wohnen und
durch Ihn das All von oben herab total zu verändern (wiederum meistens
irreführend übersetzt: mit sich zu versöhnen), indem Er Frieden gemacht hat
durch das Blut seines Kreuzes.
Hebr. 2, 9b: Jesus hat
durch Gottes Gnade für das All den Tod geschmeckt.
1. Joh. 2, 2: Jesus
Christus ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren,
sondern auch für die des ganzen Kosmos.
1. Joh. 4, 14: Wir
haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland des
Kosmos.
Luk. 14, 28-30: Jesus
spricht: Denn wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor
nieder und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung habe; auf das
nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und nicht zu vollenden vermag, alle,
die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten und sagen: Dieser Mensch hat
angefangen, zu bauen, und vermochte nicht zu vollenden.
Jes. 45, 23: Jahwe
spricht: Ich habe bei Mir Selbst geschworen, aus Meinem Munde ist ein Wort in Gerechtigkeit hervorgegangen und es
wird nicht rückgängig werden, dass jedes Knie sich vor mir beugen, jede Zunge
mir schwören wird. Nur in Jahwe, wird man von mir sagen, ist Gerechtigkeit und
Stärke. Zu Ihm wird man kommen, und es werden beschämt werden alle, die wider
Ihn entbrannt waren.
Phil. 2, 10: In dem
Namen Jesu wird sich jedes Knie beugen, der Himmlischen und Irdischen und
Unterirdischen, und jede Zunge wird bekennen, dass Jesus Christus Herr ist, zur
Verherrlichung Gottes, des Vaters.
1. Tim. 2, 4: Gott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Offb. 21, 5: Und der
auf dem Thron saß sprach: "Siehe, Ich mache das All neu."
Klarere Aussagen in den
verschiedensten Teilen des Wortes Gottes sind kaum über ein anderes Heilsziel
Gottes ausgesprochen, sofern man nicht menschlich scharfmachende Deutungen
hineinliest.
4.) Was wird gegen diese Schriftaussagen
angeführt?
Pfarrer
Wilfried Reuter, Krelingen: "Nach
meiner Erfahrung wirkt die Allversöhnungslehre auf Christen wie ein lähmendes
Gift und führt zu einem Dienst für Jesus mit angezogener Handbremse." (Er meint,
diese Lehre würde nicht mehr zur Evangelisation anregen, weil nicht mit endloser
Verdammnis und Qual gedroht werden kann!)
Prof. Dr. Dr.
Willem Ouweneel, Holland: "Wir
glauben, dass wir gegenüber dem, was die Allversöhnungslehre behauptet, genauso
gut annehmen können, dass die Aussicht auf eine ewige Höllenstrafe ein Beweis
der Liebe Gottes ist ... Gott respektiert sozusagen den Entschluss des
Menschen."
Prof. Dr.
theol. Helge Stadelmann, Gießen:
"Erscheint es wirklich sinnvoll, aus einem Vers wie 1. Tim. 2, 4 herauszulesen,
dass Gott, wenn Er einen universalen Heilswillen hat, diesen auch durchsetzt und
alle Menschen dazu bringt, sich retten zu lassen? Wirkt nicht alles höchst
konstruiert angesichts dessen, dass bis zum letzten Blatt der Bibel dies
offenbar noch nicht realisiert ist und man sich nun darauf rekurriert, dass
irgendwann Gottes Heilswillen doch noch triumphiert?"
Immer wieder
erwähnte Schriftstellen, die angeblich gegen einen Endsieg der Gnade Jesu
Christi sprechen:
Mark. 9, 43b.44: "Es
ist dir besser, als Krüppel in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen in die
Hölle hinabzufahren, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und
das Feuer nicht erlischt."
Matth. 25, 41.46: "Des
Menschen Sohn wird zu denen zur Linken sagen: Gehet von mir, Verfluchte, in das
ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln ... Und diese werden
hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben."
2. Thess. 1, 9: "Die
dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen, werden Strafe
leiden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn."
Offb. 20, 15: "Wenn
jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, so wurde er in
den Feuersee geworfen."
Offb. 21, 8: "Den
Feigen aber und Ungläubigen ... ihr Teil ist in dem See, der mit Feuer und
Schwefel brennt, welches der zweite Tod ist."
5.) Antwort auf die Gegenargumente:
Zunächst gilt es
entscheidende Irrtümer aufzuklären: Das Gericht wird sehr wohl von den
Verkündigern der vollen Gnade und des Endsieges Christi Jesu (den sogenannten
"Allversöhnern") verkündigt als wichtiges göttliches Mittel zur Läuterung und
Hinführung des Sünders zur Annahme der Gnade von Golgatha und zur Hingabe an
eine Neuzeugung durch den Vater. Hierzu ein Kernsatz dieser Lehre: Es gibt
kein Heil ohne Gericht, aber auch kein Gericht ohne Heil.
Sogenannte "Allversöhnungskreise", sofern sie auf dem Boden
der echten biblischen Lehre stehen, evangelisieren außerdem ausgesprochen
lebendig und erfolgreich. Sie stellen sehr wohl jeden einzelnen vor die
Herzensentscheidung für oder gegen Jesus Christus und Sein Gnadenangebot, denn
die göttliche Neuzeugung setzt volle, freiwillige Herzenshingabe voraus, sonst
wäre ja der göttliche Zeugungsakt liebeswidrige Vergewaltigung.
Aus nachfolgenden
Schriftstellen darf angenommen werden, daß es ohne Zweifel eine Entscheidung für
Jesus Christus auch noch nach dem leiblichen Tod gibt, also im Totenreich.
Psalm 107, 10-16: "Die
Bewohner der Finsternis und des Todesschattens, gefesselt in Elend und Eisen:
Weil sie widerspenstig gewesen waren gegen die Worte Gottes und verachtet hatten
den Rat des Höchsten. So beugte Er ihr Herz durch Mühsal; sie strauchelten, und
kein Helfer war da. Da sehnen sie zu Jahwe in ihrer Bedrängnis, und aus ihren
Drangsalen rettete Er sie. Er führte sie heraus aus der Finsternis und dem
Todesschatten und zerriss ihre Fesseln. Mögen sie Jahwe preisen wegen Seiner
Güte und wegen Seiner Wundertaten an den Menschenkindern! Denn Er hat zerbrochen
die ehernen Türen und die eisernen Riegel zerschlagen."
1. Petr. 3, 19.20:
"Jesus Christus ging auch hin und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind,
welche einst ungehorsam waren."
1. Petr. 4, 6: "Denn
dazu ist auch den Toten gute Botschaft verkündigt worden, auf dass sie gerichtet
werden möchten dem Menschen gemäß nach dem Fleische, aber leben möchten Gott
gemäß nach dem Geiste."
Ein Nächstes: Feuer, von dem es heißt, es lösche nicht
aus, brennt nur so lange als es etwas Brennbares in ihm gibt, dass durch Feuer
in eine andere Energieform umgewandelt werden kann. Es brennt aber keineswegs
ohne Ende, da nach Gottes Wort der Tod, also auch der Feuersee, hinweggetan wird
(Offb. 21, 4; 22, 3.5).
Das Wort "nicht"
sollte auf keinen Fall dem Worte "niemals" gleichgesetzt werden. Wenn
Jesus in Johannes 7, 8 sagt, Er gehe nicht auf das Fest, meinte Er
keineswegs, Er gehe niemals, denn anderntags ging Er doch nach Jerusalem.
Sodom und Gomorra wurden des ewigen Feuers Pein überliefert und sie sollten
nicht entkommen und doch heißt es im Propheten Hesekiel (16, 53-55): "Ich will
aber die Gefangenschaft Sodoms und ihrer Töchter wenden ... und sie sollen in
ihren vorigen Stand zurückkehren." Ähnliche Stellen sind vielfach zu
finden.
Ein Weiteres: Das Wort "ewig" ("olam" im Hebräischen und
"aionios" im Griechischen) bedeutet in keinem Fall Endlosigkeit. Die
beiden Worte kommen 541 mal in der Bibel vor und sind nach genauer
philologischer Untersuchung an keiner Stelle für absolute Endlosigkeit
gebraucht, weswegen sie auch an vielen Stellen, wo Ewigkeit augenscheinlich
nicht passt, mit umschreibenden deutschen Worten übersetzt worden. Luther
übersetzt diese angebliche "Ewigkeit" 37 mal mit "Welt", außerdem mit "vor
Zeiten" oder mit "nimmermehr", "von alters her", "von der Welt her", "die
vorigen Jahre" u.a. Mehrfach ist von "Ewigkeiten" die Rede.
Auch ewiges Leben findet nach 1. Kor. 15, 28 seine Vollendung
(sein Ende) durch Übergang in das unauflösliche Leben Gottes, der wieder
alles in allen sein will.
Endlos ist nur
das unauflösliche Leben Gottes selbst (Hebr. 7, 16), das nur durch
göttliche Neuzeugung empfangen werden kann. Darum besitzt dieses unauflösliche
göttliche Leben ursprünglich nur der Vater und der einziggezeugte Sohn (Joh. 5,
21.26). Die Schöpfung erhält es nur durch einen göttlichen Zeugungsakt, nicht
allein durch schöpferisches Handeln (1. Mose 1, 26.27).
Der ewige (wiederum äonische) Gott ist der Gott der
Äonen. Die Vorstellung einer ewigen Höllenstrafe mit ewiger Qual im Sinne von
endlos ist also ein Produkt menschlicher Gehirne und liebloser
Hartherzigkeit.
Stimmen, die die
Allvollendung bezeugen:
Prof. Ernst
Ferdinand Ströter, theologischer Universitätslehrer in
Denver/USA, Berlin, Paris, Zürich: "Die Frage: Wie steht's um mich und
meine Seligkeit ist das kümmerliche Maß aller Dinge geworden. Da doch die
einzig berechtigte Frage die ist: Was wird aus Gott, aus Seinem Christus, aus
Seinem Liebesrat für die Erlösung Seiner ganzen verlorenen Schöpfung? Da setzt
man sich über solche Fragen, wie die zuvor angeführten, mit erschütternder
Leichtigkeit hinweg: Wir sind ja gerettet, die andern haben halt nicht gewollt!
Punktum! Und wo bleibt der große, allmächtige Herr, dessen ausgesprochener
Liebeswille gründlich vereitelt wird? Nun, der muss eben mit uns Geretteten
fürlieb nehmen, – der Teufel und die Gottlosen wollten einfach nicht
anders!
Die oberste
Frage ist aber niemals die, was wird am Ende aus den Geschöpfen, sondern was
wird aus dem Charakter und Wesen Gottes? Denn wenn es unserm
Gott nie gelingt, wie gegnerisch behauptet wird, Seinen in der unzweideutigsten
Weise erklärten Liebeswillen zur Errettung aller Menschen und zur Versöhnung des
ganzen Alls restlos durchzusetzen, dann bedeutet das einfach Seinen Bankrott,
man mag die Sache noch so geschickt wenden wie man will.
Da ist ein blindwütiger
Christushasser, schnaubend und mordend auf dem Wege nach Damaskus. Hat der das
selige Evangelium in Jerusalem nie gehört, nicht gekannt? Hat er es abgelehnt,
verworfen, mit Füßen getreten, die Bekenner desselben aufs äußerste verfolgt?
Alles das hat er getan (dieser Saulus). Da schmettert ihn der herrliche Herr vom
Himmel ganz unversehens, plötzlich, ohne irgendwelche merkliche "Anerkennung des
Menschen als Mensch", einfach zu Boden (zur völligen inneren Zermalmung und
Befreiung, Genesung und Gesundung), blendet ihm die Augen und macht aus dem
Verfolger und Lästerer ein auserwähltes Rüstzeug, wie die Welt kein zweites
erlebt hat, noch wohl je erleben wird. Ob ein solches Verfahren sich auch
vereinigen lasse mit der "sittlichen Freiheit zu handeln?"
(Anm.: Vielen könnte es
in geringerem Maße ähnlich ergehen wie Paulus, die sich zunächst verweigerten,
später angesichts dieses Herrn aber, eventuell sogar im Gericht, zusammenbrechen
und zu Seinen Füßen wie Paulus Gnade und Annahme empfangen. Sollte die Liebe
Gottes, die nie endet – 1. Kor. 13, 8 –, sich dann verweigern und das Opfer Jesu
Christi sich als nicht ausreichend erweisen? Welch unerträglicher, fast
gotteslästerlicher Gedanke. Wieder Prof. Ernst Ferdinand Ströter:)
"Da schiebt einer
unbedenklich da, wo die Schrift ein einfaches "nicht" gebraucht, ohne weiteres
ein "niemals" unter. Welch höchst fataler Kunstgriff zur eigenen
Beweisführung."
Willy Dick,
USA: "Gott wendet zwar nie Gewalt an,
wenn Er retten will. Er lässt dem Menschen zunächst ruhig seinen Willen, aber Er
weiß ihn zugleich dahin zu bringen, dass er "freiwillig" seinen verkehrten
Willen ändert, um ihn dem göttlichen Willen unterzuordnen."
Wieder Prof. Ernst
Ferdinand Ströter: "Bei dem Hauptwort 'Zeiten' in Röm. 16, 25 steht das
Eigenschaftswort 'ewig', griechisch 'aionios'. Auch der einfachste Leser der
Schrift wird erkennen, dass 'Zeiten' ihrer Natur nach schon nicht endlos sein
können. Dazu steht hier noch deutlich, dass diese 'ewigen' Zeiten des
Verschwiegenseins jenes Geheimnisses ihren Abschluss gefunden haben durch die
dem Paulus vertraute Heilsverwaltung. Die Schrift wird in hoffnungslose
Widersprüche mit sich selbst verwickelt, wenn wir leichtfertig die Worte
'Ewigkeit' und 'ewig' im Sinne von 'endlos' und 'Unendlichkeit' in herkömmlicher
Weise gebrauchen.
Was für ein Bild Gottes
stellt uns die Lehre von der endlosen Verdammnis vor die Seele? Wir können nicht
umhin es offen auszusprechen, dass uns jene Lehre jetzt als die furchtbarste
Anschwärzung, Verleumdung und Entstellung des göttlichen Charakters und Wesens
erscheint, die je in Umlauf gesetzt worden ist unter den Menschen. Denn das wird
jedem einleuchten, das Satan das allerhöchste Interesse haben muss, die ganze
Sache so darzustellen, dass er zuletzt gegen Gott einen ganz gewaltigen Trumpf
ausspielen werde, und allen weltumfassenden Absichten Gottes ganz
unübersteigliche Schranken entgegensetzen könne, vor denen der Sohn Gottes
einfach Seine Ohnmacht bekennen müsse. Er würde ewig höhnen, er habe die Schrift
gebrochen, dass z. B. Gott der Retter aller Menschen sei usw. Wir möchten
dringend bitten, doch auch darüber nicht leicht hinwegzugehen."
Pfarrer Samuel
Keller, Evangelist in Russland und
Deutschland. Keller berichtet von einem Gespräch mit einem hochstehenden
Juristen in der Bahn. Dieser schleudert ihm entgegen: "Wie kann der allwissende
Gott voraussehen und dabei ruhig bleiben, dass Milliarden Seiner Geschöpfe einer
endlosen Höllenqual entgegengehen? Er hat sie doch alle ins Leben gerufen. Ich
bin Jurist und frage mich, was hat eine Strafe für einen Zweck, wenn sie nicht
mehr bessert und weiteres Unheil für andere verhütet, sondern nur Schuldige für
Gedankensünden oder Willensfehler in der Zeitlichkeit endlos quält?"
Samuel Keller schreibt
dazu: "Ich will nicht übertreiben, aber mehr als 1000 mir persönlich bekannt
gewordene Zeitgenossen haben mir diesen Vorwurf in ähnlicher Weise
entgegengeschleudert."
Hans Käser,
Zürich: "Wohl aus einem Geist der
Furcht heraus, der sich in uns immer wieder zu Worte meldet, haben wir die
bedenkliche Neigung, gewisse Strafdrohungen der Schrift bis ins Ungemessene zu
verschärfen. Wir setzen also hinzu (Offb. 22, 18)! Äonen setzten wir kühn in die
Einzahl und machen Ewigkeit daraus. Zu Jahrhunderten oder Jahrtausenden fügen
wir so Milliarden und aber Milliarden von Jahren hinzu. Aus dem Wurm von Jesaja
66, 24, der Aas frisst, machen wir den unheimlichen Seelenwurm, der in alle
Ewigkeit die Verdammten quält.
Nicht Wenig und
Harmloses fügen wir so hinzu, sondern im Grunde ganz ungeheuerliche Dinge, die
aus dem gleichen Geiste stammen mögen, wie gewisse altjüdische Apokryphen, die
nicht genug die Martern der Verdammten schildern können. Aus den Leichnamen von
Jesaja 66, 24 machen wir Wesen, die auf wunderbare Weise ewig am Leben erhalten
werden, damit sie endlose Qual erleiden können. Und das alles sollte der Gott
tun, der alles erschaffen hat und von dem es heißt: Er ist die Liebe? Bedenken
wir, dass gerade der Satan es ist, der uns so das Wesen Gottes zu entstellen und
verdächtigen sucht."
Prof. Dr.
Theol. Wilhelm Michaelis, Bern: "Wie
steht es nun tatsächlich? Wir haben gesehen, dass der Ausdruck 'Allversöhnung'
sich auf Kol. 1, 20 berufen kann, wobei durch diese Stelle mit dem Ausdruck
zugleich auch die mit ihm gemeinte Sache bezeugt ist. Wir haben darüber hinaus
eine stattliche Reihe von Schriftstellen kennen gelernt, die nur im Sinne einer
Allversöhnung, einer endgültigen Rettung auch der Ungläubigen verstanden werden
können.
Wer die Allversöhnung
vertritt, der baut auf festerem Grund als der, der für seine Spekulationen sich
darauf berufen muss, sie seien nichts, was wir nicht denken dürfen. Gewiss ist
auch die Allversöhnung ein letzter, kühner Gedanke. Aber sie ist dies nicht,
weil sie sich uns als Spekulation aufdrängt. Sie ist es, weil sie eine
Verheißung ist, deren Größe wir kaum erfassen können.
Daher gilt: wie stark
oder schwach die Allversöhnung bezeugt ist, sie ist die einzige Auskunft, die
uns die Schrift über die allerletzten Ziele des Heilsplanes Gottes gibt."
Prof. Dr.
theol. Ernst Staehelin, Basel: "Gottes
Liebe ist keine schwächliche Liebe des Gewährenlassens, sondern sie ist eine
heilige Liebe des Zurechtbringens und der Wiederherstellung. Das heißt aber,
dass der Erlösungswille Gottes nur in Erfüllung gehen kann, wenn alle Geschöpfe
sich innerlich Seiner Königsherrschaft erschließen und sich in ihre heiligen
Ordnungen hineinstellen lassen. Diese freudige Unterordnung unter die
Königsherrschaft Gottes und dieses Sichhineinstellen in ihre heiligen Ordnungen
werden aber kaum bei einem Menschen im Laufe dieses Erdenlebens abgeschlossen
sein, und so wird sich das Erlösungswirken Christi an den Menschen nach ihrem
Ausscheiden aus dem irdischen Leben in einem jenseitigen Leben fortsetzen
müssen, bei den einen als eine Läuterung, bei den andern zunächst als ein in
Gottesferne und Schuldigsein sich auswirkendes Strafgericht, bis dass sie durch
die Predigt Christi unter den 'Geistern im Gefängnis' auch auf den Weg der
Läuterung geführt werden.
Verhält sich aber die
Sache so, dann kann nicht davon die Rede sein, dass die Geschöpfe durch Gott
vergewaltigt werden; vielmehr werden sie durch die Liebesmacht Gottes in Jesus
Christus in einem vielleicht durch Äonen sich hinziehenden Ringen innerlich
gewonnen und mit ihrer freien und freudigen Zustimmung gleichsam aus dem Gericht
der Gottesferne herausgeliebt und in die Heiligkeit und Herrlichkeit des Reiches
Gottes hineingelegt werden ..."
6.) Wo wird die Aussage der "Allversöhnung",
besser "Allvollendung" zur Irrlehre?
Wenn die Frohbotschaft
der totalen Gnade und des Endsieges Christi Jesu allerdings verkündigt wird
ohne
die Darstellung des Gerichts über alles
Selbstherrliche, Eigenwillige, Trotzige Gottwidrige und ohne
die Darstellung der Verantwortung jedes
einzelnen Menschen in der unerlässlichen Entscheidung in diesem Leben für oder
gegen Jesus Christus und damit für oder gegen die völlige Hingabe von
Herz und Seele als Voraussetzung einer Neuzeugung von oben (totalen
Herabveränderung),
dann ist solche verstümmelte Verkündigung tatsächlich Irrlehre
und es sollte ihr heftig widerstanden werden.
7.) Meine
Stellungnahme
Ich glaube, dass in dem gekreuzigten,
auferstandenen und aufgefahrenen Christus Jesus die Keime der ganzen Gottheit,
also die Fülle der Wesensmerkmale des Vaters ruhen (Kol. 2, 9), bis sie im
Laufe dieses Äons und der kommenden Äonen von diesem Schöpfer und künftigen
Vater des Universums Schritt für Schritt verwendet werden zur Neuzeugung des
ganzen Weltalls (Apokatalasso = totale Herabveränderung, leider fast immer mit
'Versöhnung' übersetzt), wie es geschrieben steht in: Eph. 1, 9.10; Kol. 1,
19; Jak. 1, 18 u.a. Dabei zeugt der Vater nur in denen, die sich selbst
aufgegeben und Ihm, dem Höchsten, hingegeben haben. In den meisten Menschen
und Himmelsbewohnern. geschieht diese Öffnung ihrer Herzen wohl erst in
schweren Gerichten.
Die vom Vater auf diesem Weg neuzuzeugenden
Menschen und Engel erhalten ihr unauflösliches Gottesleben durch den
unverweslichen Gottessamen (1. Petr. 1, 23), der zuvor in Christus Jesus
ruhte, und in Ihm am Kreuz, im Grab und in der Auferstehung war. Darum haben
alle die Neugezeugten ihr Gericht und die Sühnung ihrer Schuld auf Golgatha
miterlitten (Gal. 2, 19.20; Eph. 2, 4; Kol. 2, 12; Röm. 6, 5) und sind in
aller Augen gerechtfertigt.
Die heute schon in Christo neugezeugten
Gläubigen (die Wiedergeborenen, da gleiches griech. Wort im Grundtext) aus
allen Nationen und Israel sind die überkonfessionelle Leibesgemeinde des
Christus (1. Kor. 12,12-27; Röm. 12, 4.5), sind die Erstlinge des Geistes
(Röm. 8, 23).
Im Ablauf dessen, was man die
Heilsgeschichte unseres Gottes nennt, wird diese Erstlingsgemeinde aller
Zeiten aus Kirchen, Freikirchen und Glaubenskreisen mit dem Christus vereinigt
(1. Thess. 4, 13-18), wird mit Ihm für Israel das Himmelreich auf Erden
errichten und dann als die Glieder des Christus an den weiteren
Zeugungsaufgaben im Weltenall teilnehmen (Eph. 1,10.11; 1. Kor. 6, 2.3; 2.
Kor. 1, 20).
Ich glaube, das dieses Programm Gottes, das
sogenannte Geheimnis des Christus, von den Erstlingen auf Befehl Gottes an
alle Nationen zum Glaubensgehorsam verkündigt werden muss (Röm. 16,
25-27).
Auch der Leib des Christus hat nach 1. Kor.
12, 12-27 viele Glieder, die unter dem einen Haupt auch scheinbar
entgegengesetzte Funktionen auszuüben haben. Darum glaube ich, dass nicht alle
Glieder gleiche Glaubensperspektiven und Erkenntnisse, betreffend die
Heilsgeschichte und Endziele unseres Vatergottes, besitzen. Niemals sollten
sie sich deshalb voneinander trennen oder sich bekämpfen, die Einheit des
Leibes wäre in Gefahr. Das Band der Vollkommenheit, die Liebe (Kol. 3, 14),
umschließt sie alle und der Feind soll nicht einbrechen dürfen. Darum wollen
wir auch an Verschiedenheiten wachsen, uns gegenseitig lieben und uns nicht
als Irrlehrer ausgrenzen.
Ergänzung:
Bekannte Gottesmänner der Vergangenheit, die ihren Glauben an
die Vollendung des Alls offiziell verkündigten oder inoffiziell bezeugten:
Johann Albrecht Bengel, Friedrich Christoph Oetinger,
Johann Michael Hahn, Christian Gottlob Pnegizer, Christian Gottlob Barth, Joh.
Heinrich Jung-Stilling, Johann Christoph Blumhardt, Ph. Mathäus Hahn, Prof. Dr.
Karl Barth, Prof. Dr. Walter Künneth, Prof. Dr. E. Stauffer, Prof. Dr. Adolf
Köberle, Prof. Ernst F. Ströter, Pfarrer Hans Bruns, Prof. Dr. Wilhelm
Michaelis, Prof. Dr. Ernst Staehelin, Prof. Dr. Otto Michel, Pfarrer Theodor
Böhmerle, Karl Geyer, Adolf Heller, Walter M. Borngräber, Prof. Dr. Johan
Bouman, A. E. Knoch u. v. a. m.
(Quelle: Johannes Ullmann)