Der nachfolgende Beitrag wurde veröffentlicht unter http://www.come2god.de/. Bitte beachten Sie die Quellenangabe am Seitenende. Copyright und Rechte beim Autor, dessen Nachkommen und/oder dem jeweiligen Verlag. Anfragen bitte unter info@come2god.de | |
Autor: | Prof. Dr. Ernst Staehelin |
Thema: | Die Wiederbringung aller Dinge |
Rektoratsrede, gehalten zur
Jahresfeier der Universität Basel am 18. November 1960
Hochansehnliche
Versammlung!
1.
In den Bereich
von Lehre und Forschung einer Universität gehört alles, was den Menschengeist
bewegt, sowohl die unendlichen Reichtümer und Abgründe der Natur und des
natürlichen Lebens als die unermeßlichen Schöpfungen, Probleme, Leiden,
Leidenschaften, Sehnsüchte und Glaubensüberzeugungen des geistigen Lebens.
Einer der großen
Inhalte dieses geistigen Lebens ist nun das Fragen und Ringen nach dem Sinn und
dem Ziel der Menschheitsgeschichte, ja der Geschichte der ganzen Welt, des
ganzen Kosmos, der ganzen Schöpfung überhaupt. Es dürfte daher nicht abwegig
sein, wenn bei diesem feierlichen akademischen Anlaß von einer Lehre gehandelt
wird, die eben das Ziel aller Geschichte zum Gegenstand hat, von der Lehre von
der "Apokatastasis pantoon", der Wiederherstellung oder Wiederbringung aller
Dinge.
2.
In der
Verkündigung des Neuen Testamentes können drei Konzeptionen der Lehre vom
Ausgang der Weltgeschichte festgestellt werden.
Die erste ist
diejenige, die von einem doppelten Ausgang redet, von einer Welt der Erlösten
auf der einen und einer solchen der Verdammten auf der andern Seite. Und zwar
wird dieser doppelte Ausgang einesteils vom Verhalten der Menschen her
begründet, andernteils von der Vorherbestimmung Gottes her. Das Verhalten der
Menschen erscheint als Grund des doppelten Ausgangs z. B. in der Darstellung des
Matthäusevangeliums vom Endgericht, in der Christus zu den einen spricht:
"Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch von
Grundlegung der Welt an bereitet ist; denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu
essen gegeben", und zu den andern: "Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das
ewige Feuer, das mein Vater dem Teufel und seinen Engeln bereitet hat; denn ich
war hungrig, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben." Die Möglichkeit aber, daß
der doppelte Ausgang der Weltgeschichte in der Vorherbestimmung Gottes seinen
Grund habe, wird angedeutet in dem Wort des Römerbriefs: "Hat der Töpfer nicht
Macht über den Ton, aus der nämlichen Masse das eine Gefäß zur Ehre, das andere
zur Unehre zu machen?" Es dürfte unbestritten sein, daß diese Ansicht von einem
doppelten Ausgang der Weltgeschichte die in der Christenheit am weitesten
verbreitete Eschatologie (Lehre von den "letzten Dingen") ist, und auch die
größten Geister haben ihr gehuldigt. Dante hat seine gewaltige Dichtung auf ihr
aufgebaut, und Calvin hat ihr gemäß Gott das "decretum horribile" zugeschrieben,
wonach "nicht alle Menschen mit der gleichen Bestimmung erschaffen werden,
sondern den einen das ewige Leben, den andern die ewige Verdammnis vorher
zugeordnet wird".
Eine zweite Konzeption
der neutestamentlichen Lehre vom Ausgang der Weltgeschichte ist, wenigstens nach
der Auffassung einiger Exegeten (Ausleger), diejenige von der Vernichtung der
Gottlosen. Sie begegnet uns in einer grandiosen Vision der Offenbarung Johannis:
da sitzt der Weltenrichter auf Seinem Thron; die alte Erde und der alte Himmel
fliehen vor Seinem Angesicht und versinken ins Nichts, und alle Menschen, die
nicht im Buche des Lebens eingeschrieben sind, werden "in den feurigen
Höllenpfuhl geworfen", den "zweiten", d. h. doch wohl den endgültigen Tod; für
diejenigen aber, die im Buche des Lebens stehen, wird eine neue Erde und ein
neuer Himmel geschaffen, und Gott richtet, unter ihnen Seine Hütte auf, "und Er
wird alle Tränen von ihren Augen wegwischen, und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Trauer, noch Klagegeschrei, noch Mühsal wird mehr sein". Diese Lehre von
der Vernichtung der Gottlosen hatte ihre Anhänger vor allem in der
Gemeinschaft der Sozinianer; doch wird sie auch von zahlreichen neueren
protestantischen Theologen vertreten, ebenso von der Gemeinschaft der "Zeugen
Jehovas".
Drittens endlich
enthalten manche Stellen des Neuen Testamentes den deutlichen Hinweis auf eine
Wiederbringung aller Dinge. Dazu gehört allerdings gerade diejenige Stelle, in
der uns der Ausdruck "Apokatastasis pantoon" begegnet, nicht; denn in dieser ist
unter "Apokatastasis pantoon" nicht die Wiederherstellung aller Dinge
schlechthin gemeint, sondern nur die Verwirklichung aller derjenigen Dinge, die
Gott durch den Mund Seiner Propheten verheißen hat. Dagegen weisen andere
Stellen auf eine "Apokatastasis pantoon" im absoluten Sinne, auf eine
Wiederherstellung, eine Wiederbringung aller Dinge im vollen Sinne hin. Dahin
gehören etwa die Worte: "Gott hat Alle zusammen in den Ungehorsam hineingebannt,
um an Allen Barmherzigkeit zu erweisen"; "Wie in Adam Alle sterben, so werden in
Christus auch Alle lebendig gemacht werden"; "Wenn Christo Alles unterworfen
sein wird, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der Ihm Alles
unterworfen hat, damit Gott Alles in Allem sei"; "Gott hat uns das Geheimnis
Seines Willens kundgetan, Alles zusammenzufassen in Christus, was in den Himmeln
und was auf Erden ist"; "Gott hat Christus erhöht, damit in dem Namen Jesu sich
beuge jedes Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind",
und "Gott hat beschlossen, durch Christus Alles mit sich selbst zu versöhnen,
sei es, was auf Erden, sei es, was in den Himmeln ist." Schließlich darf in
diesen Zusammenhang auch die Aussage gestellt werden, daß "Christus im Geiste
hingegangen sei und den Geistern im Gefängnis gepredigt" habe, d. h. den
Geistern in der Totenwelt und Hölle.
Im Anschluß an diese
und verwandte Worte traten im Bereiche der christlichen Kirche immer wieder
Menschen auf, welche die "Apokatastasis pantoon", die Wiederbringung aller
Dinge, lehrten. Und es sollen nun im folgenden einige wichtige Zeugen dieser
Lehre vorgeführt werden.
3.
Der erste große
Vertreter der Lehre von der Wiederbringung aller Dinge ist der in der ersten
Hälfte des dritten Jahrhunderts wirkende alexandrinische Theologe Origenes.
Die wesentlichen
Gedanken seines allerdings stark mit hellenistischen Elementen durchsetzten
Systems sind die folgenden: Die Schöpfung ist zunächst eine Schöpfung reiner
Geister. Aber diese sind auf Grund der ihnen anerschaffenen Freiheit abgefallen,
und für diese abgefallenen Geister hat dann Gott in einem zweiten Schöpfungsakt
die materielle Welt geschaffen, indem Er jene je nach der Größe ihres Falls in
feinere oder gröbere Körper einkörperte. Diese Welt der Einkörperung ist nun
aber nicht nur Strafort, sondern zugleich Stätte der Erziehung und Läuterung.
Vor allem dadurch, daß der Logos (das "Wort") herniedersteigt, den Engeln ein
Engel, den Menschen ein Mensch wird und auch in der Totenwelt Seine Botschaft
erschallen läßt, wird die Wiederherstellung aller Dinge ins Werk gesetzt.
Allerdings ist diese ein Geschehen von unermeßlicher Dauer, und die Mehrzahl der
gefallenen Geister muß durch ein Feuer der Läuterung hindurch, nicht so sehr ein
materielles Feuer als ein Erleiden seelischer Qualen der Schuld und der Reue;
dieses ist zwar nicht ewig, aber kann Jahrtausende dauern. Doch schließlich wird
das Ziel erreicht, das wiederhergestellte Reich der Geister, die, von aller
Sünde gereinigt, in einer Leiblichkeit von höchster Geistigkeit erstrahlend,
Gott loben und preisen.
Ob Origenes der
Auffassung war, daß nach einer solchen Wiederherstellung immer wieder ein neuer
Fall und eine neue Wiederherstellung eintrete, ist umstritten. Jedenfalls aber
war er nicht der Meinung, daß die Wiederbringung öffentlich verkündet werden
solle; vielmehr solle sie mit Schweigen umhüllt werden; die Unvollkommenen
hätten die Drohung der ewigen Verdammung nötig, damit sie nicht gleichgültig
würden.
Der Riesengeist des
Origenes hat auf die Zeitgenossen und die Nachwelt einen gewaltigen Einfluß
ausgeübt. Aber zugleich erhob sich gegen einige seiner Sonderlehren und so auch
gegen die Lehre von der Wiederbringung, jedenfalls in der von ihm geprägten
Form, Widerspruch, und schließlich kam es drei Jahrhunderte nach seinem Tode
sowohl durch ein Edikt Kaiser Justinians als durch ein Dekret des fünften
Oekumenischen Konzils vom Jahre 553 zu einer Verurteilung des Meisters: "Wenn
einer sagt", heißt es im Edikt Justinians, "daß die Strafe der Dämonen und der
gottlosen Menschen vergänglich sei und nach einer gewissen Zeit ein Ende haben,
oder daß eine Wiederherstellung der Dämonen und der gottlosen Menschen
stattfinden werde, dann soll er verflucht sein".
4.
Origenes war
einer der bedeutendsten Vertreter der der allegoristischen Bibelexegese
huldigenden Alexandrinischen Schule. Dieser gegenüber stand die Antiochenische
Schule mit ihrer Betonung einer grammatisch-historischen Methode in der
Schrifterklärung. Ihre größte theologische Gestalt war der im Jahre 428
verstorbene Bischof Theodor von Mopsuhestia in Cilicien.
Seine wesentliche
Bedeutung in der Geschichte der Kirche besteht darin, daß er die hypostatische
Union (grundsätzliche, wesenhafte Einheit) der beiden Naturen in Christus
bestritt und eine nur geistig-sittliche Einheit behauptete. Das führte dazu, daß
ihn die orthodoxe Kirche des römischen Reiches verdammte, während er in der
schismatischen Kirche der Nestorianer, jener Kirche, die sich im Laufe der Zeit
vom persischen Mesopotamien aus bis nach China ausdehnte, die eigentliche
Autorität wurde.
Neben seiner
heterodoxen Christologie vertrat Theodor von Mopsuhestia aber auch die Lehre von
der Wiederbringung aller Dinge. In einer den Nestorianismus bekämpfenden Schrift
aus der Zeit von 540 heißt es über ihn: "Das Gericht Gottes, die einzige
Stärkung der Stehenden und die einzige Wiederaufrichtung der Gefallenen, das
Heilmittel der Sünder und das würdige Ende des Teufels, dieses Gericht, und die
Hölle und die Finsternis und das Knirschen der Zähne und alles andere, womit die
Gottlosen und die Sünder bedroht werden, verlacht der Elende, indem er auch
selbst das Gericht nicht erwartet und auch die andern dazu aufruft, keine Furcht
zu haben, weil er glaubt, daß es eine bloße Drohung sei. Wehe, wehe!"
Dagegen wurde in der
nestorianischen Kirche auch Theodors Lehre von der Wiederbringung übernommen,
und Jahrhunderte lang dürfte so durch den asiatischen Kontinent hindurch das
Evangelium von der Allversöhnung erklungen sein, bis die Mongolenstürme der
nestorianischen Kirche ein Ende zu bereiten begannen. Jedenfalls hat noch im
Beginn des dreizehnten Jahrhunderts der nestorianische Metropolit Salomon von
Basra im südlichen Mesopotamien in seinem "Buch der Biene" auf die Frage, "ob
die Sünder und die Dämonen in der Hölle Barmherzigkeit erlangen werden, nachdem
sie gepeinigt worden sind und gelitten haben und gestraft worden sind",
geantwortet: "Einige der Väter erschrecken uns über unsere Kraft und stürzen uns
in Verzweiflung; und ihre Meinung ist sehr geeignet für diejenigen, welche
gering an Erkenntnis sind, und die Gesetzesübertreter; andere von ihnen stärken
uns und gründen uns auf die göttliche Barmherzigkeit; und ihre Meinungen sind
nützlich und geeignet für die Vollkommenen und die im Geist Gefestigten und die
Frommen." Dabei berief sich Salomon von Basra ausdrücklich auf den "Herrn
Theodor, den Ausleger".
5.
Obschon die
beiden prominentesten Vertreter der Lehre von der Apokatastasis in der alten
Christenheit von der orthodoxen Kirche verworfen wurden, lebte doch die Lehre
selbst wenigstens in der orthodoxen Christenheit des Ostens als mehr oder
weniger verborgener Strom bis auf den heutigen Tag weiter.
Neben Origenes und
Theodor von Mopsuhestia hatte in der alten Kirche auch der große kleinasiatische
Theologe Gregor von Nyssa die Wiederbringung aller Dinge gelehrt. In seinem wohl
im Jahre 379 verfaßten Werke "Über die Schöpfung des Menschen" schreibt er z.
B.: "Die Gnade der Auferstehung verheißt uns nichts anderes als die
Wiederherstellung der Gefallenen in den ursprünglichen Zustand; eine Rückkehr
nämlich ist die erwartete Gnade zum ursprünglichen Leben, indem sie den aus dem
Paradies Verstoßenen wiederum in dieses zurückführt; wenn nun das Leben der
Wiederhergestellten demjenigen der Engel entspricht, so ist klar, daß auch das
Leben vor dem Fall ein engelgleiches Leben war." Allerdings bedarf es für viele
Wesen zur Erreichung dieses Zieles einer leidensvollen Läuterung: "Diejenigen",
sagt Gregor in seiner "Großen Katechese", "deren Leidenschaften sich
verhärteten, und die kein Mittel zur Reinigung von der Befleckung anwandten,
müssen in das ihnen Entsprechende gelangen; dem verunreinigten Golde aber
entspricht nur der Schmelzofen, damit die Natur in langen künftigen
Weltzeitaltern für Gott als eine reine gerettet werden kann". Trotz dieser
Darlegungen wurde Gregor von Nyssa aber von seiner Kirche nie verurteilt,
sondern gilt bis auf den heutigen Tag als einer ihrer großen Väter.
Auch die Hoffnungen
Maximus des Bekenners, des bedeutendsten byzantinischen Theologen des siebenten
Jahrhunderts, gingen in der Richtung auf die Wiederherstellung des Alls. Doch
redete er in seinen Ermahnungen mit Nachdruck auch von der Ewigkeit der
Höllenstrafen, weil es, nach seiner Meinung, gefährlich sei, der großen Menge
die Wiederherstellung aller Dinge zu verkünden, diese vielmehr nur den
erlauchten Geistern kundzutun, im übrigen aber "mit Schweigen zu ehren"
sei.
In der neuern Zeit sind
es vor allem einige russische Religionsphilosophen, die der Wiederbringung aller
Dinge zuneigen, wenn sie auch im Hinblick auf das Problem der menschlichen
Freiheit zu keiner unbedingten Bejahung kommen.
In seiner "Philosophie
des freien Geistes" von 1927 sagt z. B. Nikolaj Berdjajew: Die Frage, ob Alle
gerettet werden, könne zwar nicht rational (von der Vernunft her) gelöst werden;
aber wir müßten mit allen Kräften unseres Geistes danach trachten, daß Alle
gerettet werden; dieses Trachten nach einer allgemeinen Rettung entspreche dem
Geiste der Orthodoxie, besonders der russischen Orthodoxie, sehr. Andrerseits
müsse man erkennen, daß sich bei der Annahme einer solchen allgemeinen Rettung
die größten Schwierigkeiten vom Problem der Freiheit her erhöben; die Idee von
der Hölle habe ihre Begründung nicht in Gottes Gericht und Strafe, sondern in
der menschlichen Freiheit; Gott könne den Menschen nicht gewaltsam retten und
ihn gewaltsam ins Paradies treiben; Er wolle keine Vergewaltigung der
menschlichen Freiheit; der Mensch könne die Qualen des Außer-Gott-Seins der
Seligkeit in Gott aus freien Stücken vorziehen; er habe gleichsam ein Anrecht
auf die Hölle. Aber schließlich kommt Berdjajew doch dazu, zu sagen: "Möglich
ist es noch, die Höllenqualen vom Standpunkt des Menschen aus zuzugeben; aber
unmöglich ist es, sie vom Standpunkte Gottes aus zu bejahen". Ähnliche
Erörterungen finden sich etwa bei Pawel Florenskij und Leo Karsawin; ja der
letztere sagt geradezu: "In der Orthodoxie lehren nicht nur Origenes, sondern
auch Gregor von Nyssa, durch den Glauben an die Absolutheit der göttlichen Güte
gefestigt, die Errettung Aller; diese Lehre, welche nur in jener Gestalt
verurteilt wurde, die ihr Origenes gab, ist nach meiner Ansicht eine der
mächtigsten Überlieferungen der Orthodoxie".
Demgemäß dürfte es
richtig sein, wenn der bulgarische Theologe Stefan Zankow in seinen 1927 in
Berlin gehaltenen Vorträgen über "Das orthodoxe Christentum des Ostens" sagt,
daß in der orthodoxen Kirche nur wenige ruhig und absolut den Gedanken annehmen
könnten, daß es in alle Ewigkeit, trotz der Liebe und der Gnade Gottes, ewig
verdammte Menschen und eine ewige Sünde geben werde; man begreife wohl den tief
antithetischen und antinomistischen Charakter des Problems, daß die Liebe Gottes
und die Freiheit des Menschen gegeneinander stehen könnten; aber wie das
orthodoxe Christentum in allen übrigen großen Problemen seines Glaubens die
Synthese suche, die eigentliche Lösung dieser Probleme mystisch-intuitiv
erfassen wolle und zuletzt doch durch die Liebe und in der Liebe alle Lösungen
zu finden strebe, so sei es auch in diesem letzten aller Probleme.
6.
Für den
morgenländischen Christen ist Gott in erster Linie Licht, Leben und Liebe in
einer oft fast unpersönlichen, sachlichen, naturhaften Weise, und von da aus
liegt ihm die Annahme der Allbeseligung und der Wiederbringung aller Dinge
besonders nahe. Im abendländischen Christentum dagegen herrscht ein
voluntaristischer (den Willen als allein maßgebend betrachtender) Gottesbegriff
vor, demgemäß Gott in erster Linie Herr, Gebieter, Herrscher, König und
Weltenrichter ist; und von da aus kann auch die Behauptung eines doppelten
Ausgangs der Weltgeschichte wohl begründet werden.
In der Tat herrscht im
abendländischen Christentum die Annahme vor, daß es neben der ewigen Seligkeit
eine ewige Unseligkeit geben werde, besonders nachdem Augustin in seinem Werke
über den Gottesstaat die Lehre von der Wiederbringung aller Dinge ausdrücklich
abgelehnt hatte. Ja der Satz von der Ewigkeit der Höllenstrafen wurde sogar in
das sogenannte Athanasianische Glaubensbekenntnis aufgenommen und damit zur
verbindlichen Lehre erhoben.
Dennoch ließen sich
auch in der abendländischen Christenheit immer wieder Stimmen hören, welche die
Lehre von der Apokatastasis vertraten, sowohl in der mittelalterlichen
Kirche als im neuzeitlichen Katholizismus als besonders zahlreich in den
mannigfaltigen Gruppen des Protestantismus.
7.
Eine solche
Stimme aus der Welt des Mittelalters war diejenige des aus Irland stammenden und
an der Hofschule Karls des Kahlen wirkenden Johannes Scotus. Während kurz vorher
der sächsische Mönch Gottschalk die Lehre von einer doppelten Prädestination in
schroffster Form vertreten und damit eine große Auseinandersetzung innerhalb der
Kirche des karolingischen Reiches hervorgerufen hatte, verkündete Johannes
Scotus in seinen "Fünf Büchern über die Einteilung der Natur" im Gegenteil die
vollständige Rückkehr des menschlichen Geschlechts und der ganzen sichtbaren
Schöpfung überhaupt in ihre Ursprünge. Allerdings sind in seinem System die
großen Wahrheiten des christlichen Glaubens von der Schöpfung der Welt aus dem
Nichts, vom Fall der Menschheit aus der paradiesischen Herrlichkeit und von
ihrer durch Christus bewirkten Rückkehr in diese durchaus in das Grundschema des
Neuplatonismus, wonach alle Dinge aus Gott ausfließen und in Gott zurückkehren,
eingebaut, so daß seine Lehre nur mit größtem Vorbehalt als eine christliche
Lehre von der Wiederbringung aller Dinge in Anspruch genommen werden darf. Es
ist daher auch wohl begreiflich, daß sie schließlich von der Kirche verurteilt
wurde.
Nachdem am Anfang des
vierzehnten Jahrhunderts Dante mit seinem dichterischen Genie die Furchtbarkeit
der Höllenstrafen geschildert und dem Verräter Christi die größte Pein, das
ständige Zermalmtwerden durch Luzifer, zugesprochen hatte, vertrat am Ende des
Jahrhunderts der spanische Bußprediger Vincentius Ferrer zwar nicht die Lehre
einer allgemeinen Apokatastasis, jedoch wenigstens die Beseligung eben dieses
Judas Ischariot: Judas Ischariot sei nach der Verurteilung Christi von einer
wahren Reue erfaßt worden und habe zu dem am Kreuze hangenden Christus gelangen
wollen, um Ihn um Verzeihung zu bitten; jedoch habe er wegen des Gedränges nicht
leiblich zu Ihm gelangen können; um aber wenigstens mit seiner Seele zu Christus
zu kommen, habe er sich das Leben genommen, sei als bloße Seele zum Kreuz
gelangt, habe unverzüglich Vergebung erfahren und sei mit Christus in den Himmel
erhoben worden. Wegen dieser Erzählung wurde allerdings Ferrer auf Ketzerei
angeklagt; doch wurde der Prozeß niedergeschlagen.
8.
Auch im
neuzeitlichen Katholizismus gehört die Behauptung der Ewigkeit der Höllenstrafen
zur offiziellen Lehre. Doch haben sich auch in ihm gelegentlich Stimmen erhoben,
die in der Richtung der Apokatastasis weisen.
Eine solche Stimme ist
diejenige des zunächst in Tübingen, dann in Freiburg i. Br. wirkenden
Moraltheologen Johann Baptist Hirscher. In seinem 1835 in erster und 1851 in
fünfter Auflage erschienenen dreibändigen Werk: "Die christliche Moral als Lehre
von der Verwirklichung des göttlichen Reiches in der Menschheit" schließt er
zwar die Möglichkeit nicht aus, daß es Verruchte gebe, denen das Leben zur
Auswickelung alles bösen Samens in ihnen und zur Vollherrschaft des Geistes der
Sünde ausgeschlagen habe, und die deshalb zur ewigen Strafe eingehen müßten.
Aber der eigentliche Ton in seinen eschatologischen Betrachtungen liegt auf den
Vorkehrungen Gottes zur Heiligung auch der Abgeschiedenen: Christus herrsche bis
zur endlichen Tilgung aller Seiner Widersacher, sonach bis zur endlichen Tilgung
aller tilgbaren Sünde; wie Er nach Seiner Auferstehung den Toten das Evangelium
verkündet habe, so tue Er es fort und fort.
Noch stärker wurde die
überlieferte Lehre von der Ewigkeit der Hölle in Frage gestellt durch den
Würzburger Dogmatiker Herman Schell. Zwar spricht er in seiner von 1889 bis 1893
veröffentlichten "Katholischen Dogmatik" durchaus von einer "ewigen Verdammnis
der Gottlosen". Doch in seinem 1895 und 1896 erschienenen Werk: "Gott und Geist"
heißt es: "Der Monotheismus ist mit der Lehre von der tatsächlichen Ewigkeit der
Hölle durch keinen notwendigen und innern Zusammenhang verknüpft; die Majestät
Gottes schließt nur die Annahme aus, die Strafgerechtigkeit Gottes könne etwa
aus Gründen des Mitleids der verstockten Bosheit gegenüber irgendwann einmal
ohnmächtig werden; solange die Sünde dauert, fordert sie Bestrafung; ... die
kirchliche Glaubenslehre kennt nur das Bekenntnis des Lebens als einer
unbedingten Gottestat; der ewige Tod im Sinne der tatsächlichen Verewigung von
Sünde und Strafe ist nur eine bedingte Wahrheit; das tatsächliche Eintreten der
Bedingung in ihrem vollen Umfange ist indes weder eine Offenbarungslehre noch
ein kirchlicher Glaubenssatz; vielmehr ist auch die allgemeine Wiederherstellung
der ganzen Geisterwelt durch volle Buße und Unterwerfung zu allen Zeiten als
Lehre der Propheten, des Evangeliums und der Apostel verteidigt worden; ... die
Apokatastasis ist eine Idee, welche von der göttlichen Tugend der Hoffnung auf
die persönliche Treue und Güte der Gottheit gegründet ist." Am 15. Dezember 1898
wurde mit andern Schriften Schells auch das Werk "Gott und Geist" auf den Index
der verbotenen Bücher gesetzt.
Trotz dieser
Verurteilung dürfte jedoch die Hoffnung auf eine Allbeseligung im römischen
Katholizismus keineswegs ausgestorben sein, und zahlreiche Gläubige dieser
Kirche mögen wie der schottische Bischof James Michael Gabriel, von dem Bruce
Marshall in seinem Roman: "Alle Herrlichkeit ist innerlich" erzählt, denken:
"Wir wissen, daß es eine Hölle gibt, weil Gott es uns gesagt hat, und Gott kann
weder täuschen noch getäuscht werden; aber wir sind nicht verpflichtet, zu
glauben, daß jemand darin sei; sogar dem Judas Ischariot mag Gott die Gnade
letzter Reue gewährt haben, als er vom Baum stürzte und all sein Eingeweide
ausgeschüttet ward."
9.
Vom römischen
Katholizismus der Gegenwart wenden wir uns zu den Anfängen des Protestantismus
zurück.
Für die Reformatoren
stand gemäß der wesentlichen Tradition der westlichen Christenheit ebenfalls der
doppelte Ausgang der Weltgeschichte fest. Und entsprechend ihrer Betonung des
souveränen Handelns Gottes ließen sie diesen Ausgang in der Vorherbestimmung
Gottes begründet sein.
Doch traten auch im
Reformationszeitalter Zeugen der Wiederbringung auf. Der bekannteste von ihnen
ist der im Jahre 1527 in Basel als Asyl suchender Flüchtling an der Pest
gestorbene Spiritualist Hans Denck. Für ihn ist Gott die stille Liebesmacht, die
im Innern jedes Menschen west und wartet, bis der Mensch sich ihr erschließt und
sich aus der Verlorenheit zurückgewinnen läßt, und die nicht ruht, bis Alle
zurückgewonnen sind; die Drohung der Heiligen Schrift mit dem ewigen Feuer habe
erzieherischen Sinn; die Gottlosen sollten dadurch zur Buße gerufen werden,
damit sie nicht nach dem Tode in langen Qualen geläutert werden müßten. Auch in
gewissen Kreisen des Täufertums war, vielleicht unter dem Einfluß Dencks, die
Hoffnung auf die Wiederbringung verbreitet; so ist z. B. in der 1530
veröffentlichten Schrift des lutherischen Pfarrers Justus Menius über "Der
Wiedertäufer Lehre und Geheimnis" als deren sechster Glaubensartikel genannt:
"Alle Verdammten und Gottlosen, dazu auch der Teufel selbst, werden noch endlich
selig werden." Sowohl in der lutherischen Confessio Augustana als in der
reformierten Confessio Helvetica Posterior wird jedoch diese Lehre ausdrücklich
verworfen.
10.
Eine weitere
Verbreitung fand der Glaube an die Wiederbringung aller Dinge erst im Zeitalter
des Pietismus.
Eine entscheidende
Anregung dazu ging von der Engländerin Jane Leade aus. In einer gewaltigen
Vision sah diese im Jahre 1686 in der himmlischen Welt Adam und Eva auf Thronen
sitzen und gegenüber den Zweiten Adam, Christus, auf Seinem Thron samt der
Jungfrau Maria auf ihrem Thron und immer neue Scharen von abgeschiedenen Seelen
zu ihnen hinaufkommen; jedesmal, wenn wieder eine neue Schar kam, standen Adam
und Eva auf und verneigten sich in großem Frohlocken und großer Freude darüber,
daß ihre Kinder dahinauf gekommen seien; auf eine an sie gerichtete Frage
antwortete Eva, daß alle ihre Kinder und Nachkommen durch Christus aus allen
Gefängnissen, Höhlen und Mittelpunkten der Finsternis erlöst werden sollten; und
der Zweite Adam fügte hinzu: "Verwunderst du dich schon über diese völlige und
vollkommene Erlösung meiner Geschöpfe in der Menschheit, was willst du dann
sagen, wenn die Liebe der unermeßlichen Gottheit sich noch, wunderbarlicher und
tiefer offenbaren und sogar auch den Fall Luzifers und sein Fürstentum erreichen
und bewirken wird, daß auch sie wieder zu ihrer ursprünglichen Herrlichkeit
gebracht werden?" Nach dieser Vision begann Jane Leade in der Schrift zu
forschen und fand das Geschaute bestätigt. Darauf verkündete sie dieses "Ewige
Evangelium", wie sie es nannte, in zahlreichen Schriften und sammelte um es
herum eine ansehnliche Anhängerschaft, vor allem in den Niederlanden und in
Deutschland, die sogenannte "Philadelphische Gemeinschaft". Auf die Frage, ob
die öffentliche Verkündigung der Wiederbringung nicht gefährlich sei, antwortete
Jane Leade, daß die Predigt ewiger Höllenstrafen gar geringe Wirkung gehabt
habe, daß hingegen, wenn die Kraftwelt der Liebe richtig bekannt gemacht werde,
diese ungleich mehr auf die Gemüter der Verkehrten und Hartnäckigen
wirke.
Zu denjenigen, welche
in Deutschland von der „Philadelphischen Gemeinschaft" der Jane Leade erfaßt
wurden, gehörten vor allem der ehemalige lutherische Superintendent Johann
Wilhelm Petersen und seine Frau Johanna Eleonore Petersen, und in
eindrucksvollen Schriften trugen sie die Botschaft von der Wiederbringung aller
Dinge in weite Kreise hinein. Zu diesen Schriften gehört die 1720 erschienene
lateinische Dichtung: "Uranias, in welcher die großen Werke Gottes, wie sie nach
dem Ablauf aller zurückliegenden Weltzeitalter und Ökonomien bis zur
Wiederbringung aller Welten durch den Geist des Erstgeborenen aufs herrlichste
vollendet werden sollen, in einem epischen Gedicht gefeiert werden." Über die
"Uranias" schrieb kein Geringerer als Gotthold Ephraim Lessing: "Petersen war
ein sehr gelehrter und sinnreicher Mann und kein gemeines poetisches Genie;
seine 'Uranias' ist voll trefflicher Stellen; und was kann man mehr zu ihrem
Lobe sagen, als daß Leibniz sie zu verbessern würdigte, nachdem er selbst den
Plan dazu gemacht hatte?"
Aus dem Bannkreis der
philadelphischen Bewegung stammt auch die in den Jahren 1726 bis 1742 in acht
Foliobänden erschienene "Berleburger Bibel", ein in Berleburg geschaffener und
gedruckter Bibelkommentar, der vor allem auch den eschatologischen Gehalt der
Schrift herauszuarbeiten sucht. Im Anschluß an das Wort der Offenbarung
Johannis: "Und der auf dem Thron saß, sagte: Siehe, ich mache alle Dinge neu!"
wird etwa bemerkt: "Wir sind nicht befugt, eine einzige von den in die Sünde
gefallenen und unter den Fluch geratenen Kreaturen von der Wiederneumachung oder
endlichen Wiederbringung auszunehmen, weil es schlechthin 'alle Dinge'
heißt."
11.
Eine wahre
Heerschar von solchen, welche der Lehre von der Wiederbringung aller Dinge
anhingen und sie zum Teil auch verkündeten, erstand in denjenigen Kreisen des
württembergischen Pietismus, für welche das Reich Gottes und das universale Heil
den wesentlichen Inhalt ihres Glaubens und Hoffens bildeten.
Der erste große
Vertreter dieser Heerschar war der 1752 als Prälat verstorbene Johann Albrecht
Bengel. In erster Linie bewegten ihn die Fragen nach dem Fortschreiten des
Reiches Gottes in der menschlichen Geschichte und dem Anbruch des
Tausendjährigen Reiches. Doch sah er über dieses hinaus auch auf die
Wiederbringung aller Dinge, war aber der Meinung: "Wer von der Wiederbringung
aller Dinge Einsicht hat und sagt es aus, der schwätzt Gott aus der
Schule."
Ein Schüler Bengels
war der ebenfalls zur Würde eines Prälaten aufgestiegene Friedrich Christoph
Oetinger. Aber er ging über seinen Meister unter anderem dadurch hinaus, daß er
erstens auch die ganze Natur in die Heilsgeschichte hineinzog – in seinem
"Biblischen und Emblematischen Wörterbuch" von 1776 findet sich der berühmte
Satz: "Leiblichkeit ist das Ende der Werke Gottes" –, daß er zweitens die Welt
der Abgeschiedenen aufs stärkste in sein Blickfeld hineinnahm – der Tradition
nach soll er den Geistern der Verstorbenen um Mitternacht, sei es im Freien, sei
es in der Kirche, gepredigt haben –, und daß er drittens die Wiederbringung
aller Dinge laut und offen verkündete. So führte er z. B. in einer Predigt aus,
daß Gott die Liebe sei, daß Sein Zorn gegen die Liebe nur einen Augenblick
währe, und daß die Strafen der Hölle darauf hinausliefen, daß alle Kreatur sage:
"Lob und Ehre und Preis und Gewalt sei dem, der auf dem Stuhl sitzt, und dem
Lamme von Ewigkeit zu Ewigkeit"; es sei kein Vorwitz, keine unnötige Lehre,
sondern eine Sache, die wir zur Ehre Gottes und zum echten Verständnis des Neuen
Testamentes glauben und bezeugen müßten, daß Alle und Jede, die ins Gericht
fallen, nach ausgestandenem Gerichte Gott und dem Lamme für ihre Strafen danken
und Recht geben werden; und darum müsse man sich in diesem Punkte von der
überlieferten Lehre der Kirche trennen. Im schon genannten "Biblischen und
Emblematischen Wörterbuch" heißt es immerhin, daß die Wiederbringung einem
Gläubigen bekannt werde nicht durch ein "Pro-und-contra-Disputieren", sondern
durch das "unzerstörliche Wesen des sanften und stillen Geistes"; in diesem
führe der Heilige Geist in alle Wahrheit ein.
Neben den beiden
Prälaten steht der Laientheosoph und Laienprediger Johann Michael Hahn, der
Begründer der noch heute in Württemberg und Baden weithin verbreiteten
Gemeinschaft der "Michelianer". Sein stark von Jakob Böhme bestimmtes System hat
er in den um 1812 geschriebenen "Briefen über die erste Offenbarung von der
Schöpfung bis ans Ziel aller Dinge" dargelegt. Darin heißt es über das Ende der
Heilsgeschichte: "Also auch der Teufel muß sich ergeben und in Gottes Erbarmen
ersinken, nachdem er das Gericht lange und endlich allein noch lange getragen
hat; denn es kann nicht anders sein: Alles wird erneuert; das kraftvolle Wesen
der Alles reinigenden Tinktur dringt durch und verwandelt Alles in seine Natur;
und darum sage ich noch einmal: es wird kein Tod, kein Teufel mehr sein noch
sein können, und das darum, weil Gott selber in allen Seinen Geschöpfen das sein
wird, was Er, ehe Er sich offenbarte, in Naturen und Kreaturen sein wollte und
zu sein verlangte." In seiner Ethik forderte Hahn ein ernstes Leben der
Heiligung unter starker Betonung der Ehelosigkeit. Wie wesentlich ihm die Lehre
von der Wiederbringung war, zeigt der Ausspruch: sie sei ein großer, alles in
sich fassender Teil der Lehre von der Versöhnung; es sei nicht möglich, daß man
ohne diesen Begriff die ganze Wahrheit erkennen könne; die ganze Heilige Schrift
sei voll davon: "ich für meinen Teil wünschte lieber nicht geboren zu sein, als
keine Wiederbringung aus der Heiligen Schrift glauben zu können, ob ich schon
mich für meine Person nicht darauf verlasse".
Ein Gegenstück zur
Gemeinschaft der Michelianer ist die ebenfalls noch heute bestehende
Gemeinschaft der Pregizerianer. Sie trägt ihren Namen von dem von 1795 bis 1824
in Haiterbach wirkenden Stadtpfarrer Christian Gottlob Pregizer und betont nicht
so sehr die Heiligung als die Rechtfertigung, und zwar so, daß die Freude über
die erfahrene Rechtfertigung sich in ihrer ganzen Lebenshaltung äußerte; so
sangen die Pregizerianer z. B. "ihre Lieder am liebsten nach fröhlichen
Melodien, selbst nach Gassenhauern, so daß die vor den Fenstern lauschende
Dorfjugend danach tanzte". Aber im Glauben an die Wiederbringung aller Dinge
sind diese "Juchhechristen", wie der Volksmund sie nannte, mit den Michelianern
einig.
Doch auch in weiten
Kreisen des übrigen württembergischen Pietismus lebte die Überzeugung von der
Wiederbringung aller Dinge weiter, nur daß sie davon nicht "von den Dächern
predigten" wie die Michelianer und Pregizerianer, sondern die Lehre mehr als
Geheimlehre behandelten. Ein prominenter Vertreter dieser Kreise war der große
Missionsmann, Schriftsteller und Liederdichter Christian Gottlob Barth, von 1838
bis 1862 Leiter des Calwer Verlagsvereins. Von ihm stammt das Lied: "Der Du in
Todesnächten / Erkämpft das Heil der Welt / Und Dich als den Gerechten / Zum
Bürgen dargestellt, / Der Du den Feind bezwungen, / Den Himmel aufgetan, / Dir
stimmen unsre Zungen / Ein Hallelujah an!", und von ihm soll auch das drastische
Wort geprägt worden sein: "Wer an die Wiederbringung nicht glaubt, ist ein Ochs;
wer sie aber lehrt, der ist ein Esel."
12.
Aber nicht nur
von pietistisch-biblizistischer Seite erhob sich Widerspruch gegen die Lehre von
der Ewigkeit der Höllenstrafen, sondern auch von einer mehr oder weniger von der
Aufklärung beeinflußten Theologie.
Eine solche vertrat z.
B. die aus Genf stammende Marie Huber. 1731 veröffentlichte sie die Schrift
"Verschiedene Ansichten einiger Theologen über den Stand der von den Leibern
getrennten Seelen". Darin sagt sie unter anderem: Es sei in der Tat wahr, daß,
wenn die Hölle eines Tages enden solle, diese Hölle nur noch ein Stand der
Läuterung sein werde, wie lang auch immer seine Dauer und wie heftig seine
Strafe sei; aber dieser Stand habe keinerlei Beziehung zum Purgatorium der
römischen Katholiken, indem dieses ein mittlerer Stand zwischen dem Paradies und
der Hölle sei. Gegen die Schrift von Marie Huber wandte sich der Lausanner
Professor Abraham Ruchat.
Für die Apokatastasis
sprach sich auch der aus Bern vertriebene und im Neuenburgischen lebende Beat
Ludwig von Muralt aus. In seinen 1739 erschienenen "Lettres fanatiques" legte er
unter anderem dar, daß seit der Himmelfahrt Christi Nacht über der Kirche Jesu
Christi geherrscht habe; zu den Lehren aus dieser Nachtzeit der Kirche gehöre
aber das Dogma von der Ewigkeit der Strafen; noch schlimmer sei allerdings das
Dogma von der doppelten Prädestination, das die Eigenschaften der Gottheit
vollends bedecke; aber "die Stunde der Mitternacht mußte auch ihr Dogma haben";
doch nun kündige der Morgenstern den beginnenden Tag an, indem die Wahrheit von
der allgemeinen Wiederherstellung sich auszubreiten beginne.
Zwanzig Jahre nach dem
Erscheinen der "Lettres fanatiques" erhob sich im Neuenburgischen wiederum eine
Stimme zugunsten der Wiederbringung. Es war diejenige des Pfarrers Ferdinand
Olivier Petitpierre von La Chaux-de-Fonds. Aber sie wurde rasch zum Schweigen
gebracht, indem die geistliche Behörde Petitpierre absetzte und des Landes
verwies. Friedrich der Große soll darauf gesagt haben: Wenn seine
Untertanen im Neuenburgischen denn so gerne ewig verdammt würden, so sollen
sie es sein.
In Deutschland war der
Wortführer der Aufklärungstheologie im Kampf gegen die Lehre von der Ewigkeit
der Höllenstrafen der Berliner Pfarrer und spätere Hallenser
Philosophieprofessor Johann August Eberhard. Im Jahre 1772 trat er mit dem Werk
hervor: "Neue Apologie des Sokrates oder Untersuchung der Lehre von der
Seligkeit der Heiden." Darin erhob er gegen Leibniz den Vorwurf, daß er in
seiner "Theodizee" exoterisch (nach außen, an die Allgemeinheit sich wendend),
aus Rücksicht auf die Orthodoxie, die Ewigkeit der Höllenstrafen vertrete,
obschon er esoterisch (insgeheim, im Kreise der "Eingeweihten") anderer Meinung
sei. Diese Behauptung rief Lessing zur Verteidigung des über alles verehrten
Meisters auf den Plan, und es kam zu einem längeren Streit um die Seligkeit der
Heiden und die Ewigkeit der Höllenstrafen. Im Grunde hatte Leibniz nur sagen
wollen, daß selbst, wenn man, wie es allgemein üblich sei, die Ewigkeit der
Höllenstrafen annehme, dadurch doch seine Lehre von der Theodizee nicht in Frage
gestellt werde, hatte aber ausdrücklich hinzugefügt, daß "ein Anhänger des
Origenes mit seinem Verlangen, alle Vernunftwesen mögen glücklich werden, noch
leichter zufriedenzustellen", d. h. daß die Annahme der Allbeseligung mit der
Lehre von der Theodizee noch leichter in Einklang zu bringen sei.
13.
Seit dem Beginn
des 18. Jahrhunderts fand der Glaube an die Allbeseligung auch in der
angelsächsischen Welt diesseits und jenseits des Atlantischen Ozeans immer mehr
Anhänger, und zwar in den verschiedensten Denominationen, sowohl unter den
Anglikanern als auch den Presbyterianern, den Kongregationalisten, den
Baptisten, den Quäkern und den Methodisten.
Eine besondere
Bedeutung gewann der 1741 in England geborene John Murray. Als Prediger in der
von George Whitefield begründeten streng calvinistischen Gruppe des Methodismus
wurde er, nachdem er selbst durch die Lehre von der doppelten Prädestination in
schwerste Anfechtungen hineingeführt worden war, von der Wahrheit der
universalen Erlösung erfaßt, deswegen aber von seiner Gemeinschaft
ausgeschlossen. Da wandte er sich 1770 nach den englischen Kolonien in
Nordamerika, verkündete dort als Wanderprediger weitherum seine Botschaft und
schuf schließlich mit einigen Gesinnungsgenossen im Jahre 1790 die "Independent
Church of Christ, commonly called Universalists".
Bald darauf übernahm
der aus dem Baptismus hervorgegangene Hosea Ballou die Leitung der Gemeinschaft
und prägte ihr den Geist des Unitarismus auf, so daß die heute noch bestehende
"Universalist Church" in den Vereinigten Staaten und in Kanada einen
Universalismus auf unitarischer Grundlage vertritt.
14.
Der Aufklärung
traten die verschiedensten Bewegungen entgegen, und auch in diesen fand der
Glaube an die Wiederbringung aller Dinge weithin seine Vertreter.
Einen Auftakt zu dem
die Aufklärung überwindenden Zeitalter bildet der seit 1748 im Erscheinen
begriffene "Messias" Friedrich Gottlieb Klopstocks. Auch durch diese gewaltige
Dichtung geht ohne Zweifel ein Zug auf die Gesamterlösung hin. Als die Seele
Judas Ischariots in die Hölle geworfen wird, sagt der Wache haltende Seraph, mit
dem Schwert in die Tiefe weisend: "Dies ist der Gerichteten Wohnung und deine! /
Daß sie nicht, die Erdgebornen, die Sünder, den Tod hier / Leiden, den ewigen
Tod, stirbt Jesus Christus am Kreuze!" Und als nach der Auferstehung des Messias
Adam Blicke in das kommende Weltgericht tun darf, schaut er nicht nur, wie der
gefallene Engel Abbadona zu Gnaden angenommen wird, sondern auch wie die in der
Sintflut Umgekommenen erlöst emporsteigen, und wie die ganze fluchbeladene Erde
sich wieder in Eden verwandelt. Diesen durch die Dichtung
hindurchgehenden Zug auf eine universale Erlösung hin bestätigt übrigens
Klopstock selbst, indem er seinem Biographen schreibt: "Es tut mir leid, daß Sie
eine Anmerkung, die Sie hätten machen sollen, nicht gemacht haben, nämlich, daß
ich die Ewigkeit der Höllenstrafen nicht annehme; ich habe dies ja durch
Abbadonas Erlösung und auch sonst im 'Messias' gezeigt."
Zu den von Klopstock
Erfaßten und Begeisterten gehörte vor allem der Zürcher Pfarrer Johann Caspar
Lavater. In seinen von 1768 bis 1773 erschienenen "Aussichten in die Ewigkeit"
handelt der zweiundzwanzigste Brief "Von dem Elend der Verdammten"; darin heißt
es unter anderem, daß es geradezu lästerlich wäre, zu sagen, daß Gott bei diesen
Strafen, die sich die Verdammten freilich selbst zugezogen hätten, keinen Zweck
hätte, der auch sie selbst betreffen würde; Gott könne Seine Geschöpfe nicht
hassen; Er sei nicht gnädig in der Zeit und grausam in der Ewigkeit; Sein Zweck
könne auf nichts anderes als die Verbesserung und Herstellung aller Seiner Werke
zielen. Im folgenden Brief ist sodann "Von den Gesinnungen der Verklärten in
Absicht auf die Verdammten" die Rede: Wenn wir uns bewußt seien, daß unsre
jetzige und künftige Liebe aus Gott sei, Liebe aus Seiner Liebe, dann würden wir
uns einen Begriff von den Gesinnungen der Verklärten in Absicht auf die
Verdammten machen können; und dann folgen die Verse: "Ewig bist Du die Liebe, im
Himmel Liebe, die Liebe, / Wo Du Welten erschaffst und Welten zerstörest, die
Liebe / In der furchtbaren Nacht der flammenströmenden Hölle. / Seligkeit Aller
willst Du, nicht Eines Tod und Verderben! / Ach, Dein Zorn ist nicht Zorn; was
Grimm die Leidenden nennen, / Ist nur ernsterer Ruf zu Deiner Liebe Genuß, ist /
Gleich dem Donner-Gewitter, das Lüfte reinigt und Segen / Über die Felder
ergießt, die unter dem Donner erzittern. / Wer den gelindern Ruf mit
Kinder-Freude nicht annahm, / Donnern Gewitter der Höll', ihn brüllt der
Verdammnisse Wut an." Schließlich heißt es am Schlusse des letzten Briefes, daß
es endlich dazu kommen werde, daß nicht nur alle Menschen, nicht nur alle
Myriaden der Engel, sondern alle Geschöpfe Den, der auf dem Throne sitzt, und
das Lamm anbeten werden.
Von Lavaters
"Aussichten in die Ewigkeit" wurde neben vielen andern Johann Friedrich Oberlin,
der "Vater des Steintals", ergriffen. Auch ihm erstreckte sich das göttliche
Erlösungswerk in die Welt der Abgeschiedenen hinein. Ja er wußte sich durch
Träume und Visionen mit dieser Welt der Abgeschiedenen persönlich verbunden und
zeichnete geradezu eine Karte der jenseitigen Welt mit den verschiedenen
Aufenthaltsorten der Dahingegangenen. Darauf findet sich allerdings auch die
Hölle; aber sie galt ihm doch nur als Durchgangspunkt der Läuterung, und
gelegentlich sprach er selbst in seinen Predigten offen von der Erlösung
Aller. Ja, wenn jemand die Ewigkeit der Höllenstrafen verteidigte, soll er
jeweilen geantwortet haben: Wenn Gott eines Seiner Geschöpfe ewig verdammen
könnte, dann würde Er aufhören, Gott zu sein, und würde Teufel werden.
Der dritte im Bunde
Lavaters und Oberlins ist Johann Heinrich Jung, genannt Stilling, der bekannte
Staroperateur, Nationalökonom und Schriftsteller. Auch er beschäftigte sich
eingehend mit dem Reich der jenseitigen Geister und deren Fortschreiten. Von
1793 bis 1800 veröffentlichte er in zwei Bänden "Szenen aus dem Geisterreiche"
und 1808 das Werk: "Theorie der Geisterkunde". Darin steht der wesentliche Satz:
"Die Regierung der Menschheit wird durch das Geisterreich, gute Engel und
Geister bewirkt, welche, der Freiheit der Menschen unbeschadet und ihnen ganz
unbewußt, durch allerhand Mittel den freien Willen nach dem Willen des Herrn zu
lenken suchen; diejenigen Menschen, die an den Herrn und Sein Wort glauben und
ihren Lebenswandel darnach einrichten, werden dann auch mitwirkende Werkzeuge in
der Weltregierung, deren Zweck dahin geht, die so mächtig mit einwirkenden bösen
Geister und Menschen nach und nach zu überwinden, den Erdkreis oder die gesamte
Menschheit von ihrer Dienstbarkeit zu befreien und endlich alles Böse ganz aus
dem Reich der Wirklichkeit zu vertilgen." Am 24. September 1808 verbot der Rat
des Kantons Basel den Verkauf des Werkes – der Beschluß soll durch die
Geisterfurcht der Frau Bürgermeisterin veranlaßt worden sein – und forderte von
der Geistlichkeit ein Gutachten ein. In diesem wurde unter anderem auch die
Möglichkeit einer Läuterung nach dem Tode bestritten. Darauf antwortete
Jung-Stilling in seiner "Apologie der Theorie der Geisterkunde": Die Lehre von
der Reinigung nach dem Tode behaupte auch die griechische Kirche, und er kenne
sehr viele fromme, gelehrte und erleuchtete Theologen in beiden protestantischen
Kirchen, die sowohl in Ansehung der Reinigung nach dem Tod als auch der
Wiederbringung aller Dinge mit ihm vollkommen einverstanden seien; daß man diese
Lehre nicht auf die Kanzel bringen dürfe, das verstehe sich von selbst; er würde
auch in seinen Schriften diesen Punkt nicht berühren, wenn uns die Philosophen
und Neologen nicht den gegründeten Vorwurf machten, unsre Religion enthalte
Lehren, welche die Würde des höchsten Wesens entehrten und Gott zu einem
Tyrannen machten, der Seine Freude an den Qualen Seiner Geschöpfe habe; es sei
ein abscheulicher Gedanke, daß in einem Gericht, wo die Liebe selbst Richter
sei, endliche Sünde unendliche Strafen verdiene; aber daß der sündige Mensch von
einer Periode seiner Existenz zur andern in immer wirksamere Zucht- und
Verbesserungshäuser gebracht werde, bis er endlich für seinen Schöpfer und
Erlöser gewonnen werde, das sei Gott geziemend, Seiner ewigen Liebe gemäß und
recht.
15.
Auch das
neunzehnte und das beginnende zwanzigste Jahrhundert weisen einen mächtigen Chor
von Vertretern der Apokatastasis auf. Aus dem Gebiet des deutschsprachigen
Protestantismus sei als Erster der große Berliner Theologe Friedrich
Schleiermacher genannt. Für ihn war die Weltgeschichte ein auf Gottes
Vorherbestimmung und Leitung beruhender Entwicklungsprozeß aus einer
unvollkommenen Beschaffenheit der Welt zu einer die ganze Menschheit umfassenden
Vollendung höchster Geistigkeit. So führt er in der Abhandlung "Über die Lehre
von der Erwählung" von 1819 aus, daß sich ewige Verdammnis mit der ewigen
Vaterliebe Gottes nicht reimen wolle; vielmehr sei das, was man Verdammnis
nenne, nur eine notwendige Entwicklungsstufe, und der Unterschied zwischen den
gläubig und den ungläubig Sterbenden sei nur der Unterschied zwischen der
früheren und der späteren Aufnahme in das Reich Christi; bei dieser Annahme
seien nicht nur die ungläubig Sterbenden leichter zu ertragen, sondern auch die
hier schon Begnadigten und die Seligen überhaupt; diesen nämlich müßte doch die
Seligkeit durch den Gedanken an die ewig Ausgeschlossenen getrübt werden; oder
könnten sie etwa selig sein, wenn sie das Mitgefühl für alles, was ihrer Gattung
angehört, verlören? Ähnlich sagt Schleiermacher in seiner 1821/22 erschienenen
Dogmatik, daß es keine genügenden Zeugnisse dafür gebe, daß Gottes Ratschluß
über die Erlösung des Menschengeschlechtes für einige eine höchste Seligkeit
bestimmt, für die andern aber unwiederbringliche Unseligkeit beschlossen habe;
und darum müsse man wenigstens gleiches Recht jener auch in der Schrift
bezeugten mildern Ansicht einräumen, "welche durch die Kraft der Erlösung eine
dereinstige allgemeine Wiederherstellung aller menschlichen Seelen ahndet".
Unter den Jüngern des
Meisters Schleiermacher steht an einer der ersten Stellen Alexander Schweizer in
Zürich, mehr als fünfzig Jahre Professor an der Universität und zugleich fast
dreißig Jahre Pfarrer am Großmünster. Nachdem er sich in seinem 1854 und 1856
erschienenen zweibändigen Werk über "Die protestantischen Centraldogmen in ihrer
Entwicklung innerhalb der reformierten Kirche" ausführlich mit der Lehre von der
doppelten Prädestination beschäftigt hatte, vertrat er in der von 1863 bis 1872
erschienenen wiederum zweibändigen "Christlichen Glaubenslehre nach
protestantischen Grundsätzen" als seine eigene Überzeugung die Lehre von der
Apokatastasis. Ein unabänderlich fixiertes dualistisches Weltergebnis, führt
Schweizer aus, widerspreche der christlichen Gottesidee, wenn Gott zwar das Heil
Aller ernstlich wollen, aber doch nur an der weitaus geringern Zahl von Menschen
erreichen solle. Auch könnten teils die Seligen nicht selig sein neben so vielen
verdammt gewußten Brüdern, teils die Verdammten nicht durch Gewissensbisse
gestraft werden, ohne daß aus diesen etwas zur Umkehr und Besserung Treibendes
hervorginge. Ferner könne, wenn der Fromme seinem Beleidiger siebzigmal
siebenmal, d. h. unaufhörlich vergeben solle, seine Liebe doch nicht weiter
reichen als die des himmlischen Vaters; mithin sei diesem nicht zuzuschreiben,
daß Er dieselbe einmal schlechthin zurückziehe.
Auch im zwanzigsten
Jahrhundert machte sich ein theologischer Lehrer der Universität Berlin zum
Anwalt der Lehre von der Apokatastasis, Reinhold Seeberg, der Führer der
sogenannten "modern-positiven" Richtung.
Neben den drei
akademischen Lehrern steht ein Mann der Kirche und der Kirchenleitung, Sixt Karl
Kapff, von 1852 bis 1879 neben seiner Mitgliedschaft im Konsistorium Prediger an
der Stiftskirche in Stuttgart, nach Bengel und Oetinger der dritte
württembergische Prälat, dem sich die Wiederbringung aller Dinge erschlossen
hat. Kapff trug das Gepräge des württembergischen Pietismus und stand vor allem
auch mit den Michelianern in innerer Verbindung. In einer biographischen Skizze
heißt es von ihm: Die dem schwäbischen Pietismus so wichtigen chiliastischen
Hoffnungen, der biblische Realismus der Beckschen Schule, die Sehnsucht nach
Union der Konfessionen und dabei doch die Überzeugung von den Vorzügen der
Lutherschen Lehre, namentlich gegenüber dem seinem ganzen Wesen so wenig
sympathischen Prädestinationsdogma, das alles klang ineinander, aber alles mild
und maßvoll, und hinter dem allem stand, unausgesprochen zwar, aber für den
Kundigen doch bemerkbar genug, die Wiederbringungslehre der Hahnschen
Gemeinschaft."
Besonders kräftig aber
erscholl in Württemberg die Botschaft von der universalen Erlösung von Bad Boll
aus, von 1852 bis 1919 die Wirkungsstätte Johann Christoph Blumhardts und seines
Sohnes Christoph, der beiden kraftvollen Zeugen von der Siegesmacht des Reiches
Gottes.
Johann Christoph
Blumhardt war zunächst "der gehorsame Sohn der kirchlichen Lehre, welche aus der
Bibel den Glauben an eine ewige Verdammnis entnehmen zu müssen glaubt", gewesen.
Aber vom Kreuz Jesu aus ging ihm dann die Größe des göttlichen Erbarmens auf,
und in einer Karfreitagspredigt des Jahres 1872 rief er die neue Erkenntnis
mächtig aus: "Der Karfreitag verkündet einen Generalpardon über die ganze Welt,
und dieser Generalpardon wird noch offenbar werden; denn nicht umsonst hing
Jesus am Kreuz, und nicht umsonst dürfen alle Kreaturen, auch im Unsichtbaren,
ihren Hohn an Ihm ausüben, nein, nicht umsonst; auf einen Generalpardon geht es
zu, und er wird noch kommen, Gott gebe, in Bälde; wer dieses Größte nicht zu
denken vermag, weiß nichts von einem Karfreitag." Und in einem seiner Lieder
heißt es dann: "Dein Kreuz, dran Du gehangen, / stürzt siegreich Satans Macht, /
bis Alle vor Dir prangen / im Licht aus grauser Nacht."
Was Johann Christoph
Blumhardt in heißem Ringen erkämpft hatte, das war im Sohne Christoph von Anfang
an klare und feste Gewißheit. Über die Bibelstellen, die von der Ewigkeit der
Hölle reden, sagt er: "Wir dürfen uns auch durch Bibelstellen, die nicht ganz
durchschlagen, nicht beeinträchtigen lassen; wo die Gottesworte in der Heiligen
Schrift ganz durchdringen, da umfassen sie Alles, Himmel und Erde, in ihrer
Hoffnung", und: "Wir müssen das Gold aus dem Schacht der Bibel herausgraben und
beim Hinuntersteigen an allem Gestein vorbeikommen, an Höllen und der Ewigkeit
der Höllenqualen vorbei hinuntersteigen zu dem echten Gold der Liebe Gottes, der
Erlösung, der Zukunft Jesu Christi." Und von da aus kann er dann ausrufen: "Eine
Hölle statuieren, wo Gott in alle Ewigkeit nichts mehr zu sagen hat, das heißt
das ganze Evangelium auflösen; wir müssen uns wehren bis auf den letzten
Atemzug, bis auf den letzten Blutstropfen, daß der ganze Himmel, die ganze Erde,
die ganze Totenwelt in die Hand Jesu kommt; muß ich für einen Menschen, für ein
Gebiet die Hoffnung aufgeben, so bleibt eine Last des Todes, eine Last des
Wehes, eine Last der Nacht und der Finsternis; dann ist eben Jesus nicht das
Licht der Welt."
16.
Wie im Gebiet
des deutschsprachigen Protestantismus, so erhoben sich auch in den andern
Bereichen der protestantischen Welt Stimmen, die die Wiederbringung aller Dinge
verkündeten.
Aus dem bis 1871 zu
Frankreich gehörenden Steintal Oberlins erklang diejenige des christlichsozialen
Industriellen Gustav Steinheil. Er vertrat einen strengen Biblizismus und suchte
z. B. dem Einfluß von Ernst Renans "Leben Jesu" in Frankreich dadurch
entgegenzuwirken, daß er 1864 die "Vorlesungen über das Leben des Herrn Jesu"
des Basler Theologen Christoph Johannes Riggenbach in französischer Übersetzung
herausgab. Von seinem biblizistischen Standpunkt aus gelangte er auch zur
Ablehnung der Ewigkeit der Höllenstrafen und kämpfte in zahlreichen
Veröffentlichungen für seine Überzeugung. In einer Biographie heißt es von ihm:
er habe die tiefen, ernsten Ansprüche des Christentums gekannt und nie versucht,
die Forderungen des christlichen Lebens herabzuschrauben; aber trotzdem habe er
einen heitern, fröhlichen Glauben gehabt; "und zwar weil er jenseits aller
Schatten, aller Widerstände, aller Niederlagen in einer für seine Augen weit
entfernten, für seinen Glauben aber gewissen Zukunft den endgültigen und
vollständigen Sieg Gottes, die Bekehrung und das Heil aller Menschen
erblickte."
In der reformierten
Kirche der Niederlande spielte in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die von
dem Groninger Theologen Petrus Hofstede de Groot geführte sogenannte "Groninger
Schule" eine nicht unbedeutende Rolle. Sie lehnte die calvinische Orthodoxie ab
und vertrat eine an Erasmus angelehnte humanistische Theologie. Ähnlich wie
Schleiermacher verstand sie unter der Prädestination die "Alle umfassende und
Alle beseligende Liebe Gottes", die sich in einer "Geschichte der Erziehung der
Menschheit durch Gott" von ihren Anfängen über Jesus Christus bis zur
Apokatastasis pantoon auswirkt.
Weiterhin hatte die
anglikanische Kirche ihre Künder der Wiederbringung aller Dinge.
Zu ihnen gehört
Frederik Denison Maurice, Professor für Geschichte, Literatur und Theologie am
King's College in London, das geistige Haupt der "Christian Socialists", Gründer
des "Queen's College for Women" und des "Working Men's College". 1853
veröffentlichte er "Theological Essays". Er vertrat darin den Standpunkt, wie er
in der Widmung des Bandes an den Dichter Alfred Tennyson sagt, "daß eine
Theologie, welche nicht den tiefsten Gedanken und Gefühlen des menschlichen
Wesens entspricht, keine wahre Theologie sein kann". In dem Essay über den "Tag
des Gerichtes" stellt er die Frage, ob der Tag des Gerichtes nicht ein Tag sei,
der bereits über der Welt angebrochen sei, in dem wir nach der Aussage unsrer
Gewissen bereits wohnen könnten, der nach dem Zeugnis sowohl der Schrift als der
Vernunft immer klarer und voller wachsen müsse, bis daß Er, der die Sonne der
Gerechtigkeit sei, überall scheinen und es keinen Winkel im ganzen All mehr
geben werde, in den nicht Seine Strahlen eingedrungen seien. Nach Erscheinen des
Bandes wurde Maurice wegen "gefährlicher Lehren über die ewige Verdammnis"
seiner Londoner Professur entsetzt, erhielt dann allerdings 1866 eine Professur
für Moralphilosophie in Cambridge.
Entscheidende
Anregungen von Maurice, vor allem auch zu einem unermüdlichen Wirken auf dem
sozialen und volkserzieherischen Gebiet, hat Frederick William Farrar empfangen.
Fast dreißig Jahre stand er im Schuldienst, und während dieser Zeit
veröffentlichte er 1874 ein "Life of Christ", ein Werk, das binnen zweier Jahre
sechsundzwanzig Auflagen erlebte und in viele andere Sprachen übersetzt wurde;
eine deutsche Bearbeitung z. B. stammt aus der Feder des Berner Theologen Fritz
Barth. Bald darauf wurde Farrar Canon of Westminster und gab 1877 unter dem
Titel: "Eternal Hope" fünf in Westminster Abbey gehaltene Predigten über das
Endschicksal der Menschen heraus. Darin trat er zwar nicht schlechthin für eine
Allbeseligung ein, sondern ließ die Möglichkeit offen, daß es endgültig
Unbußfertige gebe und demnach auch eine ewige Strafe; doch legte er vor allem
dar, daß es nach dem Tode einen Zwischenzustand der Läuterung gebe, in dem die
Gnade Gottes noch Viele erreichen und selig machen werde. Das Buch erregte
großen Widerspruch, andrerseits verschaffte es den Predigten Farrars einen
gewaltigen Zustrom begeisterter Hörer. 1883 wurde er Archdeacon of Westminster
und 1895 Dean of Canterbury.
Im nordamerikanischen
Protestantismus wird die Botschaft von der universalen Erlösung in der bereits
am Ende des achtzehnten Jahrhunderts gegründeten "Universalist Church"
weitertradiert.
Daneben nahm eine
andere Gemeinschaft den Glauben an die Allbeseligung unter ihre Grundlehren auf,
die in wesentlicher Hinsicht allerdings fragwürdige "Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage".
Eine lebendige Zeugin
der Wiederbringung aller Dinge war auch die Quäkerin Hannah Whitall Smith, die
Gattin des berühmten Erweckungspredigers Robert Pearsall Smith. Nachdem sie 1858
eine Bekehrung erlebt hatte, hing sie zunächst dem Glauben an die doppelte
Prädestination an. Aber eines Tages sah sie sich, wie sie in ihrer Schrift: "Die
Selbstlosigkeit Gottes und wie ich sie entdeckte" – die deutsche Übersetzung ist
vom Basler Theologen Conrad von Orelli bevorwortet –, berichtet, in der
Straßenbahn zu Philadelphia zwei Männern gegenüber, in deren Gesichtern sich ihr
"mit überwältigender Deutlichkeit die Tiefe des Elends offenbarte, das die Sünde
über die Menschen gebracht hat". Da schrie sie innerlich: "O Gott, wie kannst Du
es ertragen?; Du hättest diesen Jammer verhindern können und hast es nicht
getan." Als sie so mit Gott haderte, wurde ihr das Wort des Apostels geschenkt:
Gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig
gemacht werden." Sie eilte nach Hause und stürzte sich in die Durchforschung der
Heiligen Schrift; "alsbald sah ich das ganze Buch in neuer Beleuchtung; ...
begierig schlug ich Seite um Seite auf und mußte fast vor Freude lachen ob dem
hellen Lichtglanz, der mir daraus entgegenleuchtete; die Bibel wurde mir ein
neues Buch." Von da an trat sie offen als Predigerin der Wiederbringung
auf.
Diese lehrte auch
Walter Rauschenbusch, Professor der Kirchengeschichte am Baptist Theological
Seminary in Rochester, der Führer der Bewegung des "Social Gospel". 1918
veröffentlichte er eine "Theology for the Social Gospel" – das Werk ist auch in
einer von Clara Ragaz gefertigten und von ihrem Gatten Leonhard Ragaz
eingeleiteten deutschen Übersetzung erschienen – und handelte darin auch über
die Eschatologie. In diesen Ausführungen wird die Annahme, daß das Geschick der
Verstorbenen sich sofort nach dem Tode entscheide, als "das unerfreulichste
Element in der orthodoxen Auffassung vom ewigen Leben" bezeichnet; auch gebe es
keine endgültige Verstockung im Bösen; oder wer hätte je einen Menschen
getroffen, der nicht irgendwo eine weiche Stelle gehabt hätte, wo er zarteren
Gefühlen zugänglich gewesen wäre? "Wenn Gott die Türe der Hölle nicht von außen
geschlossen hat, sondern wenn die Menschen darin bleiben sollten, weil sie die
Dunkelheit vorziehen, dann müßte ein Einbruch von Christen in die Hölle
erfolgen; alle wahrhaft christlichen Seelen im Himmel müßten hinuntersteigen und
das Leben der Bösen teilen, in der hohen Hoffnung, daß trotz allem ein Fünklein
himmlischen Feuers noch motte und zum Leben angefacht werden könne; und sie
würden geführt werden von Ihm, der es nicht ertragen konnte, an die
neunundneunzig geretteten Schafe zu denken, während eines in den Dornen hing."
Zusammenfassend sagt Rauschenbusch: "Die christliche Lehre müßte die gerechten
Folgen der Sünde für Alle und das Wirken der erlösenden Barmherzigkeit an Allen
in Übereinstimmung bringen."
17.
Noch wären viele
Zeugen der Apokatastasis aus der neueren und neuesten Zeit zu nennen, solche,
die bereits dahingegangen sind, und solche, die noch in voller irdischer
Wirksamkeit stehen. Aber es ist Zeit, daß wir die historische Schau beenden und
zum Schlusse noch kurz eine systematische Beurteilung des Problems
versuchen.
Da muß zunächst mit
allem Nachdruck ausgesprochen werden, daß, solange das Vollkommene nicht
hereingebrochen ist, auch alle unsere theologischen Aussagen unvollkommen sind.
Gewiß ist es die Aufgabe jedes Theologen und jedes Christen überhaupt, mit
heißem Bemühen nach klarer Erkenntnis in allen Fragen, die Gott und Sein Wirken
in Schöpfung und Erlösung betreffen, zu ringen. Aber sie müssen sich dabei immer
bewußt bleiben, daß wir, nach einem Wort des Apostels Paulus, einstweilen nur
wie "mittels eines Spiegels in rätselhafter Gestalt sehen", und daß "unser
Erkennen Stückwerk ist". Das gilt selbst ebenso von einem Athanasius, Augustin
und Thomas von Aquin wie von einem Luther, Zwingli und Calvin. Und in diesem
Bewußtsein sei auch das Folgende dargelegt:
Das Zeugnis des Neuen
Testamentes über den Ausgang der Weltgeschichte ist nicht ohne weiteres
einheitlich. Zwar ist es gewiß richtig, daß das griechische Wort "aioonios", das
gewöhnlich mit "ewig" übersetzt wird, nicht unbedingt eine Ewigkeit im absoluten
Sinn meint, sondern zunächst nur bedeutet: dem künftigen Äon zugehörig. Aber
trotzdem kann wohl nicht bestritten werden, daß an manchen Stellen des Neuen
Testamentes von schlechthin ewigen Höllenstrafen die Rede ist, ferner daß an den
Stellen, die von einem zweiten Tod sprechen, zum mindesten die Vernichtung der
Gottlosen, wenn nicht ebenfalls die Endlosigkeit der Bestrafung gemeint ist, und
daß somit alle diese Stellen mit denjenigen, die von einer universalen Erlösung
sprechen, zunächst nicht im Einklang stehen. Unter diesen Umständen muß nach dem
berühmten Kriterium Luthers, die Bücher des Neuen Testamentes danach zu
beurteilen, "ob sie Christum treiben oder nicht", verfahren und auf diejenige
Linie der apostolischen Verkündigung der Hauptakzent gelegt werden, welche dem
ganzen Werk Christi entsprechender zu sein scheint.
Wenn aber die Frage so
gestellt wird, in welcher Richtung das in der apostolischen Verkündigung
bezeugte Werk Christi weise, dann kann kaum zweifelhaft sein, daß Gott Christus
gesandt hat, daß Er "die Sünde der Welt hinwegnehme", daß Er "der Heiland der
Welt" sei, daß Alle, die in Adam verlorengegangen sind, durch Ihn
wiedergebracht, daß durch Ihn Alle und Alles in die Königsherrschaft Gottes
zurückgeführt werden.
Von diesem in Christus
geoffenbarten Willen Gottes her aber scheiden verschiedene Möglichkeiten aus: es
scheidet aus die Möglichkeit, daß es in Gott eine doppelte Prädestination gebe,
die die einen zum Heil, die andern zur Verdammnis vorausbestimmt; es scheidet
aber auch die andere Möglichkeit aus, daß Gott mit Seinem Wollen nicht zum Ziele
komme und einen Teil Seiner Geschöpfe entweder in der Vernichtung umkommen oder
in einer ewigen Gottesferne mit ihrer Qual dahindüstern lassen müsse. Vielmehr
kann von Christus aus nur ein voller Sieg Gottes über alle widergöttlichen
Mächte im ganzen Bereich der Schöpfung ins Auge gefaßt werden.
Dadurch verlieren aber
alle die Stellen, die von dem Ernst des Gerichtes reden, keineswegs ihre
Bedeutung; nur müssen sie in diese Hauptlinie der Verkündigung und der
Verheißung eingebaut werden. Gottes Liebe ist keine schwächliche Liebe des
Gewährenlassens, sondern sie ist eine heilige Liebe des Zurechtbringens und der
Wiederherstellung. Das heißt aber, daß der Erlösungswille Gottes nur in
Erfüllung gehen kann, wenn alle Geschöpfe sich innerlich Seiner Königsherrschaft
erschließen und sich in ihre heiligen Ordnungen hineinstellen lassen.
Diese freudige Unterordnung unter die Königsherrschaft Gottes und dieses
Sichhineinstellen in ihre heiligen Ordnungen werden aber kaum bei einem Menschen
im Laufe dieses Erdenlebens abgeschlossen sein, und so wird sich das
Erlösungswirken Christi an den Menschen nach ihrem Ausscheiden aus dem irdischen
Leben in einem jenseitigen Leben fortsetzen müssen, bei den einen als eine
Läuterung, bei den andern zunächst als ein in Gottesferne und Schuldigsein sich
auswirkendes Strafgericht, bis daß sie durch die Predigt Christi unter den
"Geistern im Gefängnis" auch auf den Weg der Läuterung geführt werden.
Verhält sich aber die
Sache so, dann kann nicht davon die Rede sein, daß die Geschöpfe durch Gott
vergewaltigt werden; vielmehr werden sie durch die Liebesmacht Gottes in Jesus
Christus in einem vielleicht durch Äonen sich hinziehenden Ringen innerlich
gewonnen und mit ihrer freien und freudigen Zustimmung gleichsam aus dem Gericht
der Gottesferne herausgeliebt und in die Heiligkeit und Herrlichkeit des Reiches
Gottes hineingeliebt werden.
In diesen ernsten und
heiligen Zusammenhängen steht die Wiederbringung aller Dinge, und in diesen
Zusammenhängen darf auch von ihr geredet werden. Dann wird der Ausblick auf die
Allversöhnung und Allerlösung keinen Schaden anrichten. Vielmehr wird die
Verkündigung des Evangeliums, wenn sie von der Gewißheit des Sieges Gottes in
allen Bereichen der Kreatur durchzogen ist, gerade auch in der heutigen
Menschheit mit ihren gewaltigen Umbrüchen, mit ihren ungeheuren Problemen und
mit ihren furchtbaren Ängsten besonders segensreich wirken dürfen.
(Quelle: Mir unbekannt)
- Herzlichen Dank an Martin Mohrlok für die Bereitstellung dieser Redeabschrift! -
Erklärung des
Webmasters zu dieser Rede:
Viele der hier genannten und zitierten
Aussagen hinsichtlich der Wiederbringung stehen nicht auf biblischem Fundament,
sondern sind hellenistisch-philosophischen, esoterisch-mystischen und
medial-visonellen Ursprungs. Aus diesem Grund stellen sie keine Referenzen für
die ansonsten auf come2god.de vertretene biblische Allversöhnung- /
Wiederbringungslehre dar, werden im Gegenteil explizit als unbiblisch und
unnüchtern zurückgewiesen.
Lediglicher Sinn und Zweck der Veröffentlichung
dieser Rektoratsrede ist eine kurze Übersicht der in den Jahrhunderten
vertretenen Ansichten, Meinungen und Aussagen zum Thema Allversöhnung /
Wiederbringung.