Über die Entstehung der Erde und ihrer Bewohner gibt es viele verschiedene Ansichten. Dies ist auch in der Christenheit so. Tradition und Voreingenommenheiten spielen bei der Vorstellung, wie Gott hier gewirkt hat, leider oft eine größere Rolle als die Analyse des Bibeltextes.
Deshalb soll mit diesem Text versucht werden, den Schöpfungsbericht konsequent konkordant auszulegen. Konkordant bedeutet „übereinstimmend“. In diesem Fall ist es das Bestreben, die Bedeutungen der Grundtextworte zu finden, die im Bibeltext tatsächlich gemeint sind. Dazu werden sämtliche Vorkommen des Begriffs analysiert und somit die Bibel mit sich selbst ausgelegt. Es ist eine Arbeit, die der eines Archäologen ähnelt, der Schicht für Schicht Verkrustungen entfernt, bis er endlich den Schatz in Händen hält. Das vorliegende Ergebnis erhebt keinesfalls den Anspruch, alternativlos zu sein – der Autor nimmt gerne Kommentare entgegen. Der Text soll im Konkreten Denkanstöße zur Auslegung des Schöpfungsberichts liefern und allgemein zeigen, wie mit Bibeltexten gearbeitet werden kann, um eigenständig die Bedeutung herauszufinden.
Die Anwendung dieser wissenschaftlichen Methode ist heutzutage durch Werkzeuge wie guter Bibelsoftware (z.B. ISA) oder entsprechender Internetseiten jedem Bibelleser möglich. Natürlich leistet auch eine ausführliche klassische Konkordanz gute Dienste, die alle biblischen Begriffe mit Vorkommen auflistet. Für die folgende Analyse wurde hauptsächlich die hervorragende, leider nur englischsprachige Internetseite blueletterbible.org verwendet, die das auch leistet. Jeder Begriff des Grundtextes ist dort zusätzlich mit einer Definition versehen und wird mit der sog. Strong-Nummer eindeutig identifiziert.
Dieses Prinzip kann man auch auf jeden anderen Bibeltext anwenden.
1.Mose 1,1: Himmel
Zu Anfang schuf (bara) Elohim die Himmel und die Erde.
Alles hatte einen Anfang! Dies zu behaupten, war in der Wissenschaft bis in die 1960er Jahre ketzerisch, es herrschte die „Steady State Theorie“ vor, die selbst Albert Einstein vertrat. Man stellte sich das Universum als riesiges Uhrwerk vor, dessen Räder sich schon ewig drehten. Auch die meisten Philosophen, wie die griechischen, meinten, dass die Erde immer schon existierte. Mittlerweile ist Stand der Wissenschaft: Es gab einen Anfang und einen Zustand ohne Universum und Zeit. Die Bibel spricht von einem Zustand „vor den Äonen (d.h. Weltzeitaltern)“, siehe 1.Kor. 2,7; 2. Tim. 1,9 und Titus 1,2. Durch Christus wurden die Äonen erst gemacht (Heb. 1,2). Vorher gab es schwarzes Nichts – bis auf Gott.
Die Wissenschaft hat dies erkannt, weil sie festgestellt hat, dass das Weltall immer größer wird, folglich muss es mal in einem Punkt angefangen haben. Die Bibel hat schon längst beschrieben, dass sich der Sternenhimmel immer weiter ausdehnt (H 5186, natah), z.B. in Jes. 40,22; 42,5-8; 44,24; 45,12, Hiob 9,8, Jer. 10,12.
Für die Tätigkeit des Erschaffens ohne Ausgangsmaterialien steht hier im Hebräischen das Wort bara, das nur 47mal im AT vorkommt und immer ein Handeln Gottes beschreibt. „asah“ dagegen, im Sinne von „erschaffen“ oder „machen“ übersetzbar, betont das Verändern von Vorhandenem, was auch Menschen können. Auch hier ist wichtig, unterschiedliche Begriffe möglichst unterschiedlich zu übersetzen, also konkordant.
Der Titel Elohim (ÄloHim) steht in der Mehrzahl. Die übliche Vorstellung, dass Gott einsam das Wort „es werde“ ausgesprochen hat, entspricht nicht Seinem Wort. Dann müsste der Titel nur „Al“ sein. Er wirkte hier durch Seinen Sohn: „Nur Einer ist Gott, der Vater, aus dem das All ist (…), und nur Einer Herr, Jesus Christus, durch den das All geworden ist. (1.Kor. 8,6). Das All ist zwar materiell „ex nihilo“ (aus dem Nichts) entstanden, aber aus Gott und durch Christus. Der Ursprung ist also Gott selbst.
Interessant ist, dass die Himmel vor der Erde genannt werden. Im Hebräischen gibt es keinen Begriff für das Universum. Deshalb wird „Himmel“ auch für das Weltall verwendet (siehe auch Jes. 40,26; Jes. 42,5; Jer. 33,22, Neh. 9,6). Mit diesem Vers wird also die Erschaffung des Kosmos beschrieben, wie auch der Zeit. Der Beginn von allem, was wir kennen und wahrnehmen können, von Sonne, Mond und Sterne und der Erde.
Die Wissenschaft kann aufgrund der Singularität, der Einmaligkeit des Ereignisses, nur spekulieren, wie dies abgelaufen sein könnte.
Helfen könnte hier das Neue Testament (NT): Im Zusammenhang mit der Schöpfung wird im NT der Begriff „kata-bole des kosmos“ verwendet (Heb. 4,3; Joh. 17,24; Eph. 1,4 usw.). Die wörtliche Übersetzung lautet nicht „Grundlegung“, wie meist übersetzt, sondern „Herabwurf“ (Strong G2609 , bzw. G2596+G906). Das Verb „ballo“ (werfen) steckt beispielsweise in dem Begriff „Ballistik“. „Kata“ bedeutet „herab“. Es handelt sich also um einen sehr dynamischen Vorgang (2. Kor. 4,9; Offb. 12,10), eine gerichtete Wurfbewegung oder ein Strahl.
Dies könnte die „kosmologische Inflation“ beschreiben, eine rasche Expansion ausgehend von einem punktförmigen Zustand, einem Energie- oder Kraftzentrum.
Naturwissenschaftlich völlig unerklärlich ist, wie dieser Energietropfen des Urknalls entstanden sein könnte. Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik stellt fest: Energie geht nie verloren, sondern kann nur die Form ändern. Energie kann auf der anderen Seite auch nicht neu entstehen oder sich vermehren. Sie muss also zwingend erschaffen worden sein!
Das griechische kosmos hat auch die Bedeutung von Geschmücktem, System oder Ordnung. Die Naturwissenschaften wissen aber eigentlich, dass Ordnung nicht von selbst entstehen kann, im Gegenteil: Der sog. „Satz der Entropie“ sagt, dass in einem System, das sich selbst überlassen bleibt, der Ordnungsgrad immer weiter abnimmt, bis hin zum Chaos.
Unser Kosmos ist aber in erstaunlicher Weise geordnet: Die Sonne im Mittelpunkt, die Planeten umrunden die Sonne in der gleichen Richtung, und das fast in einer Ebene. Ihre Abstände von der Sonne folgen einem eigenartigen Gesetz (Titius-Bode-Reihe). Wäre die Umlaufbahn der Erde auch nur 1,5% enger, wäre die Temperatur zu hoch und ein Leben bereits nicht mehr möglich. Ein Bündel von physikalischen Werten muss also ganz exakt erfüllt sein, damit die Entstehung des Kosmos denkbar ist [BB]. Wäre die Materiedichte im Urknall nur um den zehn-hoch-vierzigsten Teil größer gewesen, wäre das Universum in kurzer Zeit wieder kollabiert. Der Atomkern unserer Elemente wird aus Neutronen und Protonen gebildet. Wenn die Masse des Neutrons auch nur um ein Siebenhundertstel größer wäre, gäbe es keine Kernfusion mehr, die die Energiequelle der Sonne und damit unseres Lebens ist. Wäre außerdem die Schwerkraft, die schwächste aller Naturkräfte, nur ein wenig stärker, so hätten sich weder Sonne noch Planten bilden können; das Weltall wäre schon bald nach dem Urknall in sich zusammengestürzt.
Das sind nur wenige Beispiele.
Die Wissenschaft weiß heute mehr denn je: Die Entstehung des Weltalls war äußerst unwahrscheinlich [BB]. Hier ist deutlich ein Plan, ein Ziel und ordnendes Handeln erkennbar. Es setzt schon sehr viel blinden Glauben voraus, diese „Feinabstimmung“ des Universums dem reinen Zufall zuzuschreiben.
Die meisten Wissenschaftler gehen im Moment davon aus, dass das Universum 13,6 Milliarden Jahre alt ist. Die Bibel trifft dazu keine Aussage.
Es ist übrigens kein Wunder, wenn ein Mensch des Mittelalters die Worte der Bibel so interpretiert hat, das die Erde fix und fertig erschaffen worden sein musste. Es war damals einfach nicht vorstellbar, dass sich die Erde und das gesamte Universum aus einer punktförmigen Kraftquelle entwickelt haben könnte. Heute, dank der Wissenschaft, fällt uns das etwas leichter.
In Vers 1 wurde also auch die Erde geschaffen, denn in Vers 2 wird sie als vorhanden vorausgesetzt. Die weitere Betrachtung verengt sich nur auf die Erde:
1.Mose 1,2a: Tohu wa bohu
… und die Erde war „tohu wa bohu“.
Was bedeutet tohu wa bohu? Durch den Vergleich aller Vorkommen kann erkannt werden, dass damit geistige und geistliche Ödnis, oft verbunden mit materieller Leere, bezeichnet wird. Die Erde war also noch lebensfeindlich und es gab auf ihr auch noch niemanden, der Gott erkennen konnte – es herrschte also geistige und geistliche Leere.
Aber so sollte es nicht bleiben:
Während alle anderen Sterne und Planeten in diesem Zustand des Seelenlosen und Unbelebten stehen bleiben, wurde nur die Erde mit dem Ziel der Bewohnbarkeit geschaffen, wie Jesaja 45,18 beschreibt:
Denn so spricht der HERR, der die Himmel geschaffen (bara) hat – er ist Gott -, der die Erde gebildet (yatsar) und sie gemacht (asah) hat – er hat sie gegründet, nicht um Öde (tohu) zu bleiben, hat er sie geschaffen (bara), sondern zum Bewohnen hat er sie gebildet (yatsar).
Die Betonung des Zustands zu Anfang weist auf das große Ziel hin, das in 1. Kor. 15,28 beschrieben ist: Gott war einst „Nichts in Niemandem“, wird aber einmal „Alles in Allen“ sein.
Interessant ist auch, dass in Hiob 26,7 festgestellt wird, dass die Erde im Nichts (hebräisch belimah) aufgehängt ist. Somit wurde sehr treffend beschrieben, dass Planeten durch unsichtbare Kraftfelder gehalten werden.
Mit welcher Form wird die Erde in der Bibel beschrieben? In Sprüche 8,27; Hiob 8,27; 22,14; 26,7 und Jesaja 40,22 wird dazu der Begriff chug als Substantiv oder Verb verwendet, meist ungenau mit „Kreis“ übersetzt. Tatsächlich aber beschreibt es eine Kugelschale bzw. die Umgürtung einer Kugel und nicht etwa eine Scheibe. Enstanden ist chug aus dem Verbum chagag, das Ausdruck einer drehenden Bewegung ist, wie „drehen“ oder „rotieren“. Somit müsste auch das Substantiv eine Gestalt oder Form haben, die durch Rotation entstanden ist oder selbst eine drehende Funktion hat. Auch die konkordante Betrachtung bestätigt dies [KC, S. 459; weiteres siehe dort].
Je tiefer man in die Grundtexte einsteigt, desto deutlicher wird, dass die Erde und das Universum so beschrieben worden sind, wie sie tatsächlich aussehen und nicht, wie das Weltbild zur Zeit der Niederschrift aussah.
Die Wissenschaft nimmt an, dass der Planet Erde vor rd. 4,7 Mill. Jahren entstanden ist. Es ist nicht erkennbar, dass der Bibeltext dem widerspricht.
1.Mose 1,2b: tehom
Und Finsternis war auf der (Ober)Fläche der Tiefe (tehom).
Finsternis ist in erster Linie buchstäblich zu sehen. Die Schicht über der Erdkruste war noch so voller Abgase und Ausdünstungen, dass die Erdkruste im Finsteren lag.
Es könnte aber außerdem auch eine Andeutung auf das Böse sein. Jesaja schreibt nämlich von einem weiteren Schöpfungsakt (bara!)
„Ich […] erschaffe (bara) das Finstere, […] erschaffe (bara) das Böse“ (Jes 45,7),
„Ich erschuf (bara) auch den Verderber, um zu verheeren“ (Jes. 54,16).
Diese Böse war auch „von Anfang an“ da, in auffallend ähnlichem Sprachgebrauch wie in 1. Mose 1,1 heißt es: „der Widerwirker sündigte von Anfang an“ (1. Joh. 3,8). Und außerdem war er „ein Menschentöter von Anfang an und hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist“ (Joh. 8,44). Damit ist auf jeden Fall klar: Das Böse wurde so, wie es ist, erschaffen, was auch anderen Aussagen der Bibel entspricht.
Tehom (Strong H8415) ist etwas „sich geräuschvoll in Bewegung Befindliches“. Das entsprechende Verb „hum“ (Strong H1949) bedeutet unruhig, bewegt. Das Medium ist nicht festgelegt, und muss keineswegs Wasser sein, wie meist gedeutet [KC]. Martin Buber übersetzt daher tehom auch sehr treffend mit „Wirbel“. In Psalm 33,7 wird es unterschieden von Wasser, auch Wasserquellen werden mit einem anderen Begriff beschrieben (Strong H4599). In Hiob 38,30 ist davon die Rede, dass die (Ober)Fläche des tehom erstarrt ist. Sprüche 8,28 könnte das Foto beschreiben: Gott erhärtet die Fontänen der Tiefe (tehom).
Durch den Vergleich aller Vorkommen kann erkannt werden: Sind Ozeanfluten oder auch Wirbelstürme gemeint, steht tehom meist in der Mehrzahl, in der Einzahl wird jedoch stets die wirbelförmige Flut des unterkrusturalen Meeres beschrieben, also das Magma unter der Erdkruste (Ps. 24,2; 104,6; 136,6, Hab. 4,10, Am 7,4). Die „Oberfläche des Tehom“ ist dann also die Umschreibung der Erdkruste, die sich langsam bildete. Man nimmt an, dass es bis vor 3,9 Mill. Jahre dauerte, bis langsam Ruhe einkehrte. In Bewegung ist das Magma bis heute.
Der Zustand auf der Erde bis hierhin ist trostlos, leer und finster im buchstäblichen und übertragenen Sinn. Geologisch ist dies das Zeitalter (Äon) des Hadaikum.
1.Mose 1,2c: Rachaph
Und der Geist Elohims brütete (rachaph) über der Fläche des Wassers.
Wissenschaftler nehmen an, dass die Erde zu einem frühen Zeitpunkt überwiegend von Wasser bedeckt war. Dies bestätigt auch Psalm 104,6, wo beschrieben ist, dass selbst über den (noch niedrigen) Erhebungen bzw. Bergen Wasser stand.
Rachaph wird auch verwendet in 5. Mose 32,10:
Er fand ihn [Jakob] im Land der Wüste und in der Öde (Tohu), im Geheul der Wildnis. Er umgab ihn, gab Acht auf ihn, er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie der Adler sein Nest aufstört, über seinen Jungen schwebt (rachaph), seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie trägt auf seinen Schwingen, so leitete ihn der HERR allein.
Rachaph wird also hier im Sinn von schützen, bewahren, aufpassen oder Leben fördern verwendet. Hermann Menge und Adolf Pfleiderer übersetzen daher auch mit „brüten“. Hiermit könnte also beschrieben sein, dass Leben in diesen Wassern, der „Ursuppe“ entstanden ist. Relativ neu ist die Theorie [*], dass auch die „Tiefe“ (tehom), also die Masse unter der jungen Erdkruste, die Entstehung des Lebens unterstützte: Wärme, Wasser, Kohlendioxid und andere Gase, so vermutet man, stiegen aus mindestens 800m Tiefe auf (in denen Kohlendioxid auch flüssig vorkam) und schufen so wichtige Voraussetzungen.
Schon eine einfache Zelle ist wie eine winzige Fabrik, die aus einem ausgeklügelten Netzwerk ineinander greifender Fließbänder besteht, von denen jedes aus einem Satz großer Proteinmaschinen besteht. Es ist abwegig zu glauben, dass auch nur eine einzige lebende Zelle von selbst entstanden sein kann. Geologisch betrachtet spricht man nun vom Zeitalter des Archaikum.
Es ist merkwürdig, dass in der Naturwissenschaft oft das schöpferische Handeln als Erklärung a priori ausgeschlossen wird. Somit wird zumindest eine mögliche Antwort noch nicht mal betrachtet. Das ist weder rational noch wissenschaftlich, sondern ideologisch. In anderen Wissenschaftsbereichen ist es dagegen absolut üblich, einen absichtsvollen Plan (Intelligent Design, ID) als Option in die Lösungsfindung einzubeziehen, etwa in der Forensik, in der Archäologie, bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz usw. Es geht dabei um die Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich das Handeln einer Intelligenz zeigt [DJS]. Warum wird dies in der Naturwissenschaft, die die Anfänge betrachtet, ausgeblendet?
Die Philosophie ist dabei vielleicht einen Schritt weiter. Thomas Nagel [TN] postuliert angesichts der vielen ungelösten Probleme der Evolutionsbiologie, dass dass man neben Materie/Energie eine weitere Grundgröße postulieren müsse, nämlich Geist. Obwohl er darunter ausdrücklich nicht Gott versteht, ist es doch aber auf jeden Fall ein übernatürlicher Faktor. Was sollte es denn auch sonst sein?
1.Mose 1,3 (erster Tag, „Vormittag“): Licht
Da sagte Elohim: Es werde (hajah) Licht (or)! Und es war Licht.
Elohim sah das Licht, dass es gut war.
„Es werde“ (hajah) signalisiert einen Prozess – das Tageslicht als Voraussetzung allen Lebens setzte sich nur langsam bis zum Boden durch, war dann aber irgendwann ausreichend. Der Abschluss wird beschrieben mit „Und es war Licht.“ Es geht hier nicht darum, dass eine Lichtquelle wie die Sonne erschaffen wurde. Licht hat hier keinen Artikel, es geht nicht um das Licht, von einem Erschaffen ist auch nichts geschrieben.
Vers 2 spricht nur von der Finsternis auf der Erde, die nun zurück gedrängt wird. Denn die Sonne wurde bereits in Vers 1 erschaffen („die Himmel“).
Ausdünstungen der tehom (jungen Erdkruste) hatten vorher mit Rauch und erzeugtem Wasserdampf eine dicke, undurchdringliche Schicht um die Erde gelegt. Durch chemische Veränderungen konnte nun Licht der noch relativ jungen und noch schwachen Sonne auf die Wasserfläche dringen. Licht, das benötigt wurde, um die ersten Lebensformen zu ermöglichen.
All dies entsprang dem planenden, zielgerichteten Wirken Gottes. Er war die Informationsquelle, was mit der Einleitung „Er sagte“ ausgedrückt wird.
1.Mose 1,4b-5 (erster Tag, „Nachmittag“): Tag/Nacht
Dann schied Elohim das Licht von der Finsternis. Elohim nannte das Licht Tag (jom) und die Finsternis nannte er Nacht.
Es wurde Abend (ereb), und es wurde Morgen (boqer): ein Tag.
Hier ist wichtig zu beachten, dass die Erde als Ganzes beschrieben wird, nicht eine bestimmte Region. Die Sicht ist hier global, nicht lokal. Auf der von der Sonne nun beschienenen Erdhalbkugel ist Tag, auf der anderen Seite Nacht.
Da sich die Erde außerdem um die eigene Achse dreht, wird durch die damit verbundene Abkühlung und Erwärmung die Temperatur ausgeglichen. Der Tag-Nacht-Wechsel (siehe Foto) ist eine wichtige Voraussetzung für Leben.
Von Abend und Morgen im direkten Sinn könnte ebenfalls nur die Rede sein, wenn man dies von einem Punkt auf der Erde betrachtet. Dies ist aber hier nicht der Fall. Abend (ereb) bedeutet auch „Wechsel, Übergang“; Morgen (boqer) auch „Durchbruch“. Die Nacht ist zwischen Abend und Morgen zudem nicht erwähnt, was gegen eine bloße zeitliche Folge spricht. Der „Wechsel“ war, dass nun Licht auf die Erde kommen sollte (Licht wurde). Mit dem Abend beginnt also der neue Zeitabschnitt, wie auch der Tag nach jüdischem Kalender. Der „Durchbruch“ war demnach am „Morgen“ geschafft, als ausreichend viel Licht auf die Erde gelangen konnte (Licht war da).
Tag (hebr. „jom“, griech. „hemera“) wird in der Bibel durchaus auch für lange Zeiträume verwendet (z.B. Tag des Herrn Jes. 2,12; Hes. 13,5, Offb. 1,10; Tag der Heimsuchung Jer. 46,21; Tag der Rettung 2. Kor 6,2; Tag des Menschen 1. Kor. 4,3; Tag Gottes 2. Pet. 3,12; allg. Pred. 12,3; Ps. 90,3 u.a.). 2. Mose 20,11 fasst die 6 Schöpfungstage zusammen und bezeichnet diesen gesamten Zeitraum auch als einen Tag (jom). „Tag“ steht hier für einen Zeitraum, in dem ein bestimmtes Ziel Gottes im Vordergrund steht.
Besonders also wenn Gott der Handelnde ist, sind Tage keine 24h-Tage. Dies würde auch im Kontext nicht viel Sinn ergeben.
Gott hat zwar ein klares Ziel, erreicht dies aber erst in Äonen, der längsten Zeiteinheit Gottes. Gottes Prinzip ist, alles zu seiner Zeit zu machen (Prediger 3,17). Wenn er alles auf einmal hätte erschaffen wollen, warum dann diese schrittweise Vorgehen, das langsame Entwickeln in sechs „Tagen“, wie es ab 1. Mose beschrieben ist? Nein, Gott nutzt die Zeit, er überstürzt nichts. Er entwickelt auch die Menschheit, sowie jeden einzelnen Menschen, Schritt für Schritt. Gott hätte auch in einem Nu Menschen erschaffen können, die ihn sofort erkennen und ihn sofort loben und preisen. Aber das wollte er nicht. Er wollte eine Schöpfung, die sich dazu entwickelt. Das, was das Lebensziel des Menschen ist, nämlich seinen Schöpfer zu erkennen, hat Er nicht in ihn hineingelegt, es sollte sich in ihm entwickeln. Dazu schuf er den Kosmos!
1.Mose 1,6-8 (zweiter Tag): Atmosphäre
Dann sagte Elohim: Es werde eine Atmosphäre (ragiya) in der Mitte der Wasser, damit sie Wasser von Wasser scheide. Und es geschah so.
Elohim machte die Atmosphäre und schied die Wasser unter der Atmosphäre von den Wassern über der Atmosphäre. Und Elohim nannte die Atmosphäre Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen. Zweiter Tag.
Ragiya wurde im Konkordanten Alten Testament mit Atmosphäre übersetzt. Luther übersetzte mit „Feste“, andere mit „Firmament“. Hier spielten wohl altorientalische Vorstellungen eine Rolle, die von einer Metallkuppel ausgehen, an dessen Inneren die Sterne aufgehängt sind. Ragiya bedeutet aber vielmehr etwas auseinander Gestrecktes, dünn Gemachtes, eine dünne Schicht. Dies erkennt man besonders, wenn man das entsprechende Verb analysiert.
Die Erdatmosphäre (siehe Foto) misst rd. 90 km. Verglichen mit dem Erddurchmesser von 12.800 km kann man durchaus von einer dünnen Schicht sprechen. Genau genommen ist mit ragiya nur die noch dünnere Schicht unter der Wolkendecke gemeint, die sog. „planetarische Grenzschicht„.
Dadurch, dass am ersten Tag Licht auf die Erde kam, konnten sich Einzeller (wie Cyanobakterien) entwickeln. Diese gaben durch Photosynthese Sauerstoff ab und veränderten so langsam die Zusammensetzung der dicker werdenden Schicht zwischen der Wasseroberfläche und der wasserdampfgesättigten Hülle darüber. Diese Schicht ist die damalige Atmosphäre. Man schätzt den Zeitraum der Entstehung der Atmosphäre auf 400 Mio. Jahre.
Vorher war das Flüssige vorherrschend: Auf dem zähflüssigen Magma des Erdinneren lag die noch dünne Erdkruste, darauf stand Wasser und darüber waberte eine dicke Schicht Wasserdampf zusammen mit anderen Ausdünstungen. Dies ist der Zustand der „Urzeiten“ (ekpalai) in 2. Petrus 3,5, in der die Erde (ge) aus Fließendem (hydor) und durch Fließendem zusammengefügt bzw. verdichtet (synistēmi) wurde. Hydor wird zwar meist mit „Wasser“ übersetzt, hat aber wie die hebräische Entsprechung majim eine breitere Bedeutung [KC, S.105, 573]: In der Antike stand im Griechischen „Hydor“ auch für einen Aggregatzustand, nämlich Flüssig, neben Luft für Gasförmig und Erde für Fest. Erst im Kontext wird deutlich, welche Flüssigkeit mit Hydor gemeint ist, meist trifft freilich Wasser zu.
1.Mose 1,9-10 (3. Tag, „Vormittag“): Land/Meer
Dann sagte Elohim: Es fließe das Wasser unter den Himmeln an einen Ort zusammen, damit das Trockene erscheine. Und es geschah so.
Elohim nannte das Trockene Land, und den Zusammenfluss der Wasser nannte Er Meere. Und Elohim sah, dass es gut war.
Das Trockene war also schon vorhanden, denn es erschien an dem 3. Tag lediglich. Dies harmoniert mit Vers 2, da die Erdkruste überall von einer Wasserschicht bedeckt war. Die Parallelstelle dazu ist Psalm 104,6-9, die beschreibt, dass die niedrigen Berge, die noch von Wasser bedeckt waren (6b), sich nun erhoben zu Gebirgen und gleichzeitig Ozeanbecken entstanden.
Die Erde verwandelt sich wie Siegelton (Hiob 38,14), also wie Ton, auf dem ein Siegel eingedrückt wird. Dadurch bewegt sich ein Teil der Erdkruste auf dem zähflüssigen Untergrund tehom nach unten, wodurch die zukünftigen Ozeane entstanden. Andere Teile dagegen werden nach oben gedrückt wird und bilden das zukünftige trockene Land (siehe auch Spr. 8,24-26, Ps. 33,7). Es müssen gewaltige Kräfte gewirkt haben.
1915 hat der Forscher Alfred Wegener die Idee entwickelt, dass alle Kontinente einmal verbunden waren, ein Superkontinent. Vorher war diese Vorstellung so gut wie unbekannt – obwohl es hier genau beschrieben ist. Möglich ist dies, weil die Ur-Erdplatte auf flüssigem Magma (tehom, Vers 2b) schwamm. Auch heute noch bewegen sich die Erdplatten auf dem Magma.
Auch hier zeigt sich, dass die Schöfungstage keine 24-Stundentage sein können, denn die geschilderte Auffaltung der Gebirge in so kurzer Zeit hätte unvorstellbare Flutwellen, Stürme, Erbeben und Magmaströme ausgelöst. Dass dann schon am nächsten Tag alles bereit gewesen sein soll, um vielfältiges pflanzliches Leben entstehen zu lassen, ist kaum plausibel.
1.Mose 1,11-13 (3. Tag, „Nachmittag“): Pflanzen
Dann sagte Elohim: Die Erde lasse Gras hervorbringen (yatsa): Kraut, das Samen aussät und dem Fruchtbaum, der seinen Samen in sich trägt und der auf der Erde Frucht bringt für seine Art. Und es geschah so.
Die Erde brachte Pflanzenwuchs hervor, Kraut, das Samen aussät für seine Art, und den Fruchtbaum, der Frucht bringt der seinen Samen in sich trägt, nach seiner Art. Und Elohim sah, dass es gut war.
Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag.
Zunächst ist festzustellen, wovon hier nicht die Rede ist: Die Pflanzen wurden nicht von Gott erschaffen (bara), auch nicht von Ihm entwickelt (asah).
Erstaunlicherweise war hier die Erde aktiv: Die Erde brachte hervor (yatsa). Yatsa, ein Wort, das über 1069mal im AT vorkommt, beschreibt das Herauskommen von bereits Vorhandenem aus einer Umgebung. Die Samen waren also bereits da. Wo kamen sie her? Die Verse 7 und 8 deuten es an: aus dem Wasser, in dem erstes Leben durch sein Wort entstand und das über der Erde war. Nun hat sich die Erde erhoben und konzentriert (V. 9-10), zurück blieb fruchtbarer Humus. Algen und andere Wasserpflanzen passten sich möglicherweise an das Festlandleben an.
Damit deutet der Bibeltext also an, dass zuvor (wohl in der „kambrischen Explosion“, s.u.) die Grundbaupläne der Pflanzen geschaffen wurden, die nun zum Entwicklungshöhepunkt kamen. Es ist davon auszugehen, dass die auch bei den folgenden Tagen erschaffenen Tiere und Pflanzen nicht immer erstmalig und plötzlich auftraten, sondern ein vorläufiger Höhepunkt des Entstehungsprozesses, ein besonderer Zeitpunkt der Reife, beschrieben worden ist. Genauso wenig wie die Paläontologie in der Lage ist, scharf umgrenzte Zeiträume zu liefern, in denen singuläre Ereignisse passiert sind, die nach dem Beginn eines neuen Zeitalters abgeschlossen sind, verhält es sich auch mit den Schöpfungstagen: Die Entwicklungen laufen parallel und beginnen teils gemeinsam, haben aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten den Entwicklungshöhepunkt.
Wie auch immer es genau gewesen sein mag, Gott schuf jede Pflanze nach ihrer Art! Dies schließt Mikroevolution nicht aus, also die Aktivierung vorhandener Möglichkeiten im „Programmcode“ durch neue Umstände.
1.Mose 1,14-19 (4. Tag): Leuchten
Dann sagte Elohim: Es werden Leuchten in der Atmosphäre der Himmel,um den Tag von der Nacht zu scheiden, damit sie Zeichen für bestimmte Zeiten,für Tage und Jahre, seien. Sie sollen Leuchten in der Atmosphäre der Himmel sein,um auf der Erde Licht zu geben. Und es geschah so.
Elohim machte (asah) zwei große Leuchten,die größere Leuchte zur Beherrschung des Tages und die kleinere Leuchte zurBeherrschung der Nacht, und auch die Sterne.
Elohim setzte sie in die Atmosphäre der Himmel, um auf der Erde Licht zu geben,um den Tag und die Nacht zu beherrschen und das Licht von der Finsternis zu scheiden. Und Elohim sah, dass es gut war. Und es wurde Abend und des Morgen: vierter Tag.
Gott erschuf (bara) die Leuchten nicht hier (sondern in Vers 1), sondern er machte (asah) sie. Er machte sie als Leuchten sichtbar auf der Erde: Sonne, Mond und Sterne waren nun als solche erkennbar. Statt des nur diffusen Lichts vom ersten Tag waren nun beispielsweise Stern-Zeichen erkennbar, Sonnenaufgänge und der Halbmond.
Im Grunde wird hiermit die weitere Veränderung der Atmosphäre beschrieben. Durch das Aufkommen der Pflanzen kam plötzlich wesentlich mehr Sauerstoff in die Atmosphäre und sie wurde somit transparenter.
1.Mose 1,20-23 (5. Tag): Wassertiere
Dann sagte Elohim: Es errege sich das Wasser mit sich regenden Wesen, lebenden Seelen (näfesh), und es fliegen Flügler (owph) über die Erde auf der Fläche der Atmosphäre der Himmel. Und es geschah so. Elohim erschuf (bara) die großen Seeungetüme (tanniyn) samt den sich bewegenden, lebenden Seelen, mit welchem die Wasser sich regen, nach ihrer Art. Und Elohim sah, dass es gut war.
Elohim segnete sie und sagte: Seid fruchtbar und mehret euch,erfüllet die Wasser in den Meeren, und es mehre sich der Flügler auf der Erde. Es wurde Abend und es wurde Morgen: fünfter Tag.
Am 5. Tag erschuf (bara) Gott erst ein zweites Mal: Tierische Seelen. Die Seele besteht nach der Bibel aus Körper und Geist (1. Mose 2,7). An dieser Stelle ist beschrieben, dass Gott bestimmten Tieren besondere Lebenskraft schenkte, einen eigenen Geist oder ein Bewusstsein. Tiere mit Empfindungen und der Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und begrenzt daraus zu lernen. Ein weiteres Wunder. Kein Labor der Welt wird dies je rekonstruieren und nachvollziehen können. Die materialistischen Naturwissenschaften werden nie erforschen können, wie Bewusstsein oder Instinkt entsteht, weil ihnen dazu das Handwerkzeug fehlt. Das Begutachten von Materie und Prozessen sagt nichts über Geistiges wie das Bewusstsein aus. Hier ist die Grenze erreicht. Auch atheistische Wissenschaftler haben dies schon erkannt [TN]. Die Bibel sagt: Gott hat das Bewusstsein erschaffen. Diese Aussage ist die einzig vernünftige. Anders ist nicht erklärlich, wie zielgerichtete Intelligenz, die beispielsweise nötig ist, um ein Nest zu bauen, in toter Materie entstehen kann.
Tanniyn bedeutet wörtlich „die Langgestreckten“ und wird auch übersetzt mit Meeresungeheuer oder Seemonster; vielleicht waren es die abgebildeten Plesiosaurier – sie stehen allgemein für höher entwickelte Tiere.
Flügler (owph) waren nicht nur Vögel (tsippowr), sondern auch Insekten, die sicher zuerst da waren. Vögel werden von Anfang an Insektenfresser gewesen sein.
Interessant ist auch, dass viele, ganz unterschiedliche Tierarten in relativ kurzer Zeit entstanden sind, man spricht daher von einer wahren Arten-Explosion, der so genannten „kambrischen Explosion“. Die biologische Komplexität und Vielfältigkeit, die in so kurzer Zeit aufgetreten ist (es geht dabei um 5-10 Millionen Jahren), kann nicht mit der Evolutionstheorie erklärt werden. Wikipedia schreibt: „Das plötzliche, parallele Auftreten so vieler Tiere mit ganz unterschiedlichen Körperbauplänen in einer geologisch kurzen Epoche stellt für die Evolutionsforschung, seitdem es im 19. Jahrhundert entdeckt worden ist, ein wichtiges Problem dar“. Abgesehen davon, ist auch die Behauptung, dass aus einem Einzeller auch in Milliarden von Milliarden Jahren ein Wal entstanden sein könnte, immer noch eine völlig haltlose Spekulation. Die Wissenschaft sollte sich eingestehen, dass die Zufallsevolution eine gescheiterte Lehre ist.
1.Mose 1,24-25 (6. Tag, „Vormittag“): Landtiere
Dann sagte Elohim: Es bringe die Erde lebende Seelen hervor (yatsa), ein jedes nach seiner Art: Haustiere, Kriecher und Wildgetier der Erde, jedes nach seiner Art. Und es geschah so.
Elohim macht (asah) das Wildgetier der Erde nach seiner Art das Haustier nach seiner Art und jeden Kriecher des Erdbodens nach seiner Art.
Und Elohim sah, dass es gut war.
Schon wieder ist die Erde aktiv, wie am Tag 3, als die Pflanzen aus ihr hervor gekommen sind. Sie bringt diesmal Seelen hervor (yatsa)! Es ist das gleiche yatsa wie bei der Arche Noah, als aus der Arche die Tiere hervor kamen (1. Mose 8,17-19).
Elohim machte (asah, nicht bara!), also entwickelte die Landtiere aus den vorhandenen Wassertieren! Deren Baupläne waren die Vorlagen für die neuen Landtiere. Vorhandene Informationsstränge wurden mit neuen Informationsmodulen zu der Software jeder neuen Art. Gott war hier wie ein Programmierer, der schon einmal Programmiertes wiederverwendet.
Die Landtiere wurden in drei Gruppen unterteilt. Tiere zum Nutzen des Menschen („Haustiere“), Kriecher (Reptilien, Amphibien, Würmer) und Wildtiere.
Gott segnete übrigens auch nur die Wassertiere am 5. Tag und befahl ihnen, sich zu vermehren. Vergaß er dies für die Landtiere? Nein, denn da die Landtiere von den Wassertieren abstammten, waren sie mitgesegnet!
1.Mose 1,26 (6. Tag, „Nachmittag“): Mensch
Dann sagte Elohim: Lasst uns Menschen (Adam) machen (asah) in unserem Bilde und Uns gleichgestaltet.
Sie sollen über den Fisch des Meeres und den Flügler der Himmel, über das Haustier und jedes Wildgetier der Erde und über jeden Kriecher, der auf Erde kriecht walten.
So erschuf (bara) Elohim den Menschen in Seinem Bild, im Bild Elohims erschuf (bara) er ihn: männlich und weiblich erschuf (bara) er sie.
Ist das nicht erstaunlich! Zur Erschaffung des Menschen nahm Elohim sich nicht einmal einen eigenen Tag lang Zeit! Am „Vormittag“ des sechsten Tages erschuf er erst einmal alle Landtiere, dann erst den Menschen.
Der Text legt nahe, dass der Körper des Menschen von Gott auch aus Vorhandenem gestaltet (asah) wurde. Unstrittig ist, dass das Genom des Menschen Ähnlichkeit mit dem des Menschenaffen hat [AH, ab S. 136]. Der Name Adam entstammt übrigens dem hebräischen Begriff für Erdkrume bzw. Boden „adamah“. In 1. Mose 3,19 kann man lesen, dass Adam aus Staub von diesem Boden besteht, moderner ausgedrückt aus Atomen. Das bedeutet, Adam ist aus Materie entstanden, dem Boden verhaftet. Das verbindet ihn auch mit der Tierwelt (Prediger 3,18-20) und trennt ihn von Christus (1. Kor. 15,47), der vom Himmel ist.
Wo ist aber die Grenze zwischen Tier und Mensch? Es sind die kognitiven Möglichkeiten. Der Mensch erhält von Gott Fähigkeiten, die allen anderen Lebewesen verschlossen bleiben. Der Affe würde nie anfangen, Ackerbau zu treiben oder Städte aufzubauen. In vorher unbekannter Form ist zwischen Menschen Kommunikation möglich. Die Gedanken können über die sichtbare Welt hinausgehen – und Menschen können sich mit anderen auch darüber austauschen. Sprache ist möglich und künstlerisches Schaffen. Gott schuf somit auch die Grundlage dafür, dass Er selbst von Menschen erkannt werden kann – und Kommunikation zwischen Mensch und Gott möglich ist.
Weil der Mensch diese Anlage bekommt, wird er zum Bild Elohims, und somit die dritte Neuschöpfung (bara) in diesem Schöpfungsbericht. Dieses „bara“ signalisiert insbesondere die Erschaffung von Intelligenz – der Körper dagegen wurde gemacht (asah). Es ist also weniger gemeint, dass das Erscheinungsbild Gott gleich ist (denn Gott ist ja unsichtbar), sondern dass der Mensch ein Gegenüber geworden ist. Deswegen ist der direkte Zusammenhang zum Herrschen (Walten) über Tiere hergestellt – auch für diese Aufgabe ist besondere Intelligenz erforderlich. Es geht weniger um Körperliches, sondern vor allem um Geistiges. Gott hat die Aufgabe des Herrschens über die Tiere an die Menschen delegiert. Dreimal taucht das Wort bara hier bei der Schöpfung des Menschen auf, so wichtig ist es in diesem Zusammenhang.
Der fälschlicherweise oft „zweiter Schöpfungsbericht“ genannte Text ab 1. Mose 2,6 muss nicht irritieren. Hier wird weiter fokussiert von der Menschheit allgemein (hebr. Adam) zu einem Menschen namens Adam. Von Schöpfung (bara) ist daher auch gar nicht mehr die Rede. Dieser Text fokussiert sich auch räumlich weiter. Es fing ja an mit dem Universum (1. Mose 1,1), verengte sich auf die Erde (ab Vers 2) und nun bei 1. Mose 2 hin zu einer bestimmten Region der Erde, „Garten Eden“ genannt, der wohl im Norden des Persischen Golfs lag [AH, S. 189]. Hier geht es um den Menschen Adam, der schon Ackerbau betreiben konnte, vorher „gab es noch keinen Menschen, die Erde zu bebauen“ (1. Mose 2,5). Adam ist also ein Homo Sapiens in der Zeit der sog. „Neolithischen Revolution„, die den Übergang in die Jungsteinzeit markiert. Adam lebte ungefähr 4.000 Jahre vor Christus, nachzurechnen mit gewissen Unsicherheiten anhand des in der Bibel dargestellten Stammbaums. Im Unterschied zu Vers 26 kommt jetzt noch etwas hinzu: „Er hauchte ihm den Atem des Lebens in seine Nase ein“, 1.Mose 2,7, siehe auch 1. Kor. 15,45), d.h. nun geht es um geistliches Verständnis, um das Erkennen zwischen Gut und Böse, das zum Erkennen Gottes führt aus dem sündigen Zustand heraus (der durch das Übertreten des einzigen Verbots deutlich wird), denn „Es ist der Geist im Menschen und der Atem des Allmächtigen, der sie verständig werden lässt“ (Hiob 32,8). Der Ausweg aus dem Sündenzustand stand auch schon zu diesem Zeitpunkt fest (1. Petrus 1,19-20), nämlich das Blut Christi. Die fleischliche Abstammung Jesu von dem Menschen Adam ist anhand des Stammbaums nachweisbar (siehe auch Römer 1,3), es kann also von einer besonderen „Heilslinie“ gesprochen werden. Mit diesem Adam beginnt Gott seine Soterologie, die Geschichte der Erlösung. 1. Mose 2 hat also einen völlig anderen Fokus als das Schöpfungswerk in 6 Tagen. Hier ist der Beziehungsaspekt zwischen Gott und den Menschen Thema, wie zum Beispiel die erste Sünde eines Menschen und die Folgen dessen für die gesamte Menschheit, nämlich eine gestörte Beziehung zu ihrem Schöpfer, die wiederum zum Sündigen aller Menschen nach ihm führt.
Strittig ist [RJ1], ob es schon immer den Tod in der Schöpfung gegeben hat. Rö. 8,20-23 spricht davon, dass die Schöpfung (die die Tier- und Menschenwelt einschließt) durch Gott der Vergänglichkeit untergeordnet wurde. Hier kann nur schwer hineingelegt werden, dass dies einmal anders war. Es ist aber auch biologisch kaum denkbar, dass Tiere, die wir als Raubtiere kennen, dies einst nicht waren. Erst in Zukunft wird Gott die Schöpfung von der Vergänglichkeit befreien (siehe auch Offb. 21,4) und den Tod unwirksam machen (1. Kor. 15,26). Dennoch gab es die Ankündigung Gottes, dass Adam zum „Sterben sterbend“ (wörtlich ist dort eine Dopplung) sein wird, sollte er von der verbotenen Frucht essen (1.Mose 2,17). Dies bedeutete aber nicht, dass Gott hier genetisch etwas verändert hat, was mit Vers 26 ja auch abgeschlossen war, sondern dies wurde realisiert, weil ihnen nach dem Sündenfall der Zugang zum Baum des Lebens verwehrt wurde, der den Tod verhindert hat, obwohl der Körper schon sterblich war (1.Mose 3,22). Schwierigkeit macht aber auf dem ersten Blick Rö. 5,12f, wo gesagt wird, dass durch Adam der Tod in die Welt kam, worauf alle sündigten, also ihre Ziele verfehlten. Hier ist zu beachten, dass „Tod“ im NT auch eine Sprachfigur für die Trennung zwischen Menschen und Gott ist (wie z.B. in Eph. 2,1). Diese Trennung wird durch Jesus Tod ebenfalls für alle Menschen wieder rückgängig gemacht (Rö. 5,18). 1.Kor. 15,22 spricht allerdings davon, dass „in Adam“ alle (zwangsläufig) sterben, „in Christus“ aber alle auch wieder lebendig gemacht werden. Der Kontext legt nahe, dass es sich hier um den körperlichen Tod und die körperliche Auferstehung handelt. Was bedeutet aber „in Adam“? So wenig wie Christus buchstäblich der „letzte Mensch (Adam)“ sein muss, um alle lebendig machen zu können, musste Adam buchstäblich der „erste Mensch“ sein, damit alle in ihm sterben können (1.Kor. 15,45). Beide strahlen durch ihre Taten dennoch aus auf alle Menschen. Somit handelt es sich bei 1. Mose 2,17 um beide Aspekte des Todes, in körperlicher, aber vor allem in geistlicher Weise. Dies mag auch der Grund für die Dopplung des hebräischen „muwth“ (Sterben) sein. Adam steht für die materielle Hülle des Menschen, eine Übergangslösung, bis durch Christus ein geistlicher Körper auferstehen wird (1. Kor. 15,44f) – das Wertvolle ist für Gott der Geist des Menschen. Für den Geist des Menschen war der Schöpfungsvorgang („bara“) erforderlich.
Fazit
Erstaunlicherweise hat die Anwendung der konkordanten Methode gezeigt, dass der Stand der Wissenschaft den Aussagen der Bibel oft sogar weit hinterherhinkte.
In der Geschichte der Theologie und Naturwissenschaft ist gut zu erkennen, dass Widersprüche zwischen Bibel und Wissenschaft tatsächlich Widersprüche zwischen fehleranfälliger und von vielen Seiten beeinflusster Bibelauslegung und einem sich im Laufe der Zeit ändernden, keineswegs ideologiefreien und heterogenen Stand der Wissenschaft sind.
Die Bibel macht Aussagen, die die empirischen Wissenschaften per Definition gar nicht treffen können, weil sie hinter dem dichten Schleier der Einzigartigkeit wohl für immer verborgen sein werden und ergänzt sie somit. Die Bibel erklärt klar und kompetent den Beginn von Materie und Zeit, das Entstehen des Lebens aus toter Materie und komplexer genetischer Codes bzw. Programme, den Grund für das plötzliche Auftreten vieler Tierformen („kambrische Explosion“), die einzigartige Sonderstellung des Menschen, die perfekte zielführende („sehr gute“) Organisation der Natur und des Universums im Ganzen. Natürlich liegt mit diesem Schöpfungsbericht keine wissenschaftliche Abhandlung vor, sondern er liefert einige Schlaglichter, die aber zu einem klaren Schluss führen: Es war Gottes bis ins Detail zielgerichtete, allwirksame und schöpferische Handeln von Anbeginn des Universums bis heute.
Video
Das Video zu diesem Text:
Links
Wissenschaftler widerlegen die Evolutionslehre (d.h. die Theorie der Zufallsentwicklung der Natur und des Kosmos):
Dr. Wolf-Eckehard Lönnig, ehem. Genetiker vom „Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung“: Genetische Komplexität ohne Vorläufer widerlegt Evolutionslehre
Karl Meis: Intelligent Design
Roland Slowik: Das Wunder des menschlichen Auges
Hans Krause: Research Reports (deutsch)
Zur Lückentheorie und dem Begriff Tohu wa bohu von konkordant.de
Stefan Taborek: Versuch der Synchronisation von geologischen Äonen zur Genesis
Ethos.ch: Studien belegen, dass die gesamte Menschheit von einem Paar abstammet
Was Darwin alles noch nicht wusste!
Wikipedia: Kreationismus, Lückentheorie
NDR Logo Podcast vom 8.2.09 (mp3, Auszug): „Genforschung deckt auf: Wichtige Dogmen des Darwinismus sind veraltet“
Video: Bibel und Evolutionstheorie – Geht das zusammen? Ein Gespräch.
Ulli Scherhaufer: Evolution oder Kreationismus?
Dürfen Schüler nur über die Evolutionslehre informiert werden? – Ein Diskussionsbeitrag
Darstellung des „Kreationismus“ (Schöpfung in 6x24h):
Detschko Svilenov: Evolution und Schöpfung im Licht der Wissenschaft (pdf, 56 S.)
Studium Integrale (Ableger der Studiengemeinschaft Wort und Wissen)
Bücher
[KC] Karel Claeys: Die Bibel bestätigt das Weltbild der Naturwissenschaft – neues Beweisverfahren aus Etymologie, Kontext, Konkordanz und Naturwissenschaft (eines der besten Bücher zu dem Thema, u.a. ausführliche Analyse wichtiger hebräischer Begriffe wie tehom, bara, jom, majim usw.), Christiana-Verlag, Stein am Rhein/Schweiz, 1987
[AH] Armin Held: Schöpfung und Evolution (pdf, 600S.): Inspiriert durch das Buch von Karel Claeys [KC] mit umfassenden Anmerkungen.[BB] Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem, Goldmann, München, 2004 (Darstellung der langen Wege wissenschaftlicher Theorien mit Um- und Irrwegen, Anfeindungen, Neid und Missgunst anderer Wissenschaftler; zugleich ein Buch zum Staunen über den unglaublich zweckmäßigen Aufbau unseres Kosmos, ab S.362: Entstehung des Lebens durch Zufallsereignisse ist ausgeschlossen)
[TN] Thomas Nagel: Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist, 2013, Suhrkamp, Berlin
[GW] GEO WISSEN, Nr.33: Die Geheimnisse des Universums, Verlag Gruner+Jahr, 2004 (siehe besonders das Kapitel „Physiker entdecken Gott“ ab S. 68)
[MW] Markus Widenmeyer: Welt ohne Gott: Eine kritische Analyse des Naturalismus, SCM Hänssler, 2014
[ES] Sauer, Erich: Der König der Erde, R. Brockhaus Verlag Wuppertal, 1959 (Bibel und Naturwissenschaft)
[DB] Don Batten (Hrsg.): Fragen an den Anfang: Die Logik der Schöpfung, 2001, CLV
[KL] Kevin Logan: Crashkurs: Schöpfung oder Evolution, 2004, R.Brockhaus Verlag Wuppertal
[PG] Pro Genesis (Hrsg.): Das Schöpfungs-Modell, 2003, Schwengeler Verlag CH Berneck
[WG1] Werner Gitt: Signale aus dem All, Wozu gibt es Sterne, CLV, Bielefeld, 1995 (Feinabstimmung: ab S.157)
[WG] Werner Gitt: Schuf Gott durch Evolution?, CLV, Bielefeld, 1988 (Der ehem. IT-Leiter der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt meint, Information, wie der genetische Code, kann nicht aus dem Nichts kommen.)
[AG] Alister E. McGrath: Naturwissenschaft und Religion, Verlag Herder, Freiburg, 2001
[DJS] Drossel, Junker, Scherer: