Die Familie, die Ehe und allgemein Beziehungen sind die Keimzellen der christlichen Gemeinde. Knirscht und kracht es hier, wird es die gesamte Gemeinde negativ beeinflussen, insbesondere natürlich die Beteiligten. Deshalb ist wichtig, dass wir unser Verhalten zu unserem Mitmenschen immer wieder ordnen und korrigieren lassen. Hier zeigt sich, wie wir unseren Glauben leben, nicht in der Annahme oder Ablehnung von theologischen Lehrsätzen.
Warum biblische Anweisungen befolgen? – Einleitung
Alle Schrift ist Gott-gehaucht und nützlich zur Lehre zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung, die da ist in Gerechtigkeit, auf das der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk.
Gott möchte uns zubereiten. Er, der uns besser kennt als jeder andere, der uns erschaffen hat, hat uns mit seinem Wort Leitplanken gegeben, um ein Leben zu führen, dass unserer Bestimmung entspricht. Denn Gott weiß am besten, was gut ist – wer sonst, wenn nicht der Schöpfer? Wenn wir unserer Bestimmung entsprechend leben, sind wir wirklich frei und glücklich. Wie das geht, sagt uns die Bibel.
Es gibt also Anweisungen, die Schrift dient uns zur Lehre, aber unter Gesetz sind wir doch nicht, oder?
Wenn ihr aber von Geist geführt werdet, seid ihr nicht mehr unter Gesetz. Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, die da sind Ehebruch, Hurerei [Unzucht, porneia], Unreinheit, Ausschweifung, […] Die werden das Losteil des Königreich Gottes nicht genießen.
Nein, wir sind nicht unter Gesetz, aber die Werke des Fleisches werden eine Auswirkung haben, es wird auch das Losteil betreffen. Gläubige sind nicht Menschen, die nur davon ausgehen, dass es einen Gott gibt, sondern sie nehmen Gottes Anweisungen ernst und mühen sich darum. Das fällt manchmal schwer, ist aber Ausdruck unserer Unterordnung unter Christus. Letztlich werden wir uns selbst schaden, wenn wir uns nicht an der Schrift orientieren.
Grundlagen der Beziehung allgemein zu Kollegen, Freunden, Familienmitgliedern, Gemeindemitgliedern
Das top-down Prinzip
Daher ziehet an als Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte:
Es werden hier die Auswirkungen des Anziehens der „neuen Menschheit“ (Kolosser 3,10) konkretisiert. Grundlage ist die Auserwählung durch die Gnade Gottes, die absondert (also heiligt) zum Dienst für Gott. Wir sind aber auch von Gott geliebt und nicht nur mit Aufgaben „belastet“, das heißt, dass Gott die von Ihm in jedem von uns geschaffene Persönlichkeit und Individualität, also die von Ihm gegebenen Eigenschaften in rechter Art fördert und durch das Wirken Seines Geistes in uns zur Entfaltung kommen lässt.
Bevor wir über Beziehungen zu Menschen sprechen, sollten wir uns also in der Beziehung zu Gott sehen. Von ihm wurden wir auserwählt und geheiligt, aber auch geliebt.
Innigstes Mitleid, Güte, Demut, Sanftmut, Geduld;
Paulus führt aus, was wir uns aneignen sollen:
- Innigstes Mitleid bedeutet, mit dem Anderen von Herzen mitzufühlen, sich in ihn hineinzuversetzen, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und dafür Verständnis zu entwickeln.
- Güte ist, wenn man dem Anderen Gutes tut, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, ohne Eigennutzen.
- Sich unter den anderen zu stellen, erfordert Demut, weil man sich verletzbar macht, Schwächen zeigt und Fehler eingesteht. Dies wird gesegnet, weil wir dazu aufgefordert sind (sich entschuldigen können; auf das Darstellen der eigenen Meinung verzichten). Dabei ist die Ausrichtung auf den Christus die Voraussetzung, um mit dem anderen in rechter Weise umzugehen.
- Sanftmut ist die Folge von Toleranz dem Nächsten gegenüber, verbunden mit der Einstellung, großherzig und nachsichtig zu sein.
- Der Begriff Geduld betont den zeitlichen Aspekt, d.h. nicht unzufrieden werden mit dem Zeitrahmen, den Gott vorgesehen hat – das kann sich beziehen auf Veränderungen, die man bei Partner erwartet, Veränderung bei sich selbst und an der Gesamtsituation (Wohnverhältnisse, Arbeit, Gemeinde).
Einander ertragend und euch gegenseitig Gnade erweisend, wenn jemand gegen jemand anders einen Tadel hat. Wie der Herr euch Gnade erweist, so tut auch ihr es.
Einander ertragen bedeutet, die Schwächen und Eigenheiten des Anderen stehen zu lassen, bzw. auszuhalten. Das ist manchmal schwer auszuhalten, nicht umsonst ist hier von „ertragen“ die Rede.
Gnade ist ein unverdientes Liebesgeschenk. Sich Gnade erweisen, heißt somit dem Anderen liebend gegenüber zu stehen, also nicht jedes Fehlverhalten zu kommentieren und nicht nachtragend zu sein. Wenn dennoch ein Tadel nötig erscheint, so ist wichtig, diesen in nachsichtiger Liebe anzubringen. Hierin zeigen sich die im voran gegangen Vers aufgeführten Eigenschaften.
„Wie der Herr euch Gnade erweist“: Dies können wir, weil wir von Gnade weitergeben können, die uns von Christus geschenkt wurde. Ebenso darf uns das Verhalten Christi darin Vorbild sein.
Der Schlüssel zu einer guten Beziehung zu unseren Mitmenschen ist also, Gnade zu erhalten und sie weiterzugeben.
Wenn nun irgendein Zuspruch in Christus, wenn irgendein Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes,
wenn innerste Regung und Mitleid noch etwas gelten, so macht meine Freude dadurch vollständig, dass ihr gleich gesinnt seid,
ein und dieselbe Liebe habt, in der Seele vereint auf das eine sinnt.
Hier ist insbesondere die Gemeinschaft untereinander das Thema. Nicht die Lehre, sondern die Gesinnung. Wenn wir gemeinsam auf Christus ausgerichtet sind, fällt auch der Zuspruch arroganzfrei aus, kann in Liebe getröstet werden und ehrliches Mitleid gezeigt werden.
Die Freude des Paulus wird neben dem richtigen Erkennen der biblischen Zusammenhänge durch die zwischenmenschliche Harmonie in Christus vervollständigt.
Nichts aus Ränkesucht noch aus Anmaßung tut, sondern einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte
und jeder nicht auf das Seine, sondern jeder auch auf das Wohl der anderen achte.
Gleichwohl dies vor allem auf das Gemeindeleben bezogen sein dürfte, mahnt hier Paulus auch an, jeden anderen Menschen überlegen zu achten, ohne freilich, dass man sich selbst unterlegen erachte. Dieser Rat gilt insbesondere, um Anmaßung (Arroganz) und Ränkesucht (gegen den anderen intrigieren) gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Das Wohl des anderen sollte im Mittelpunkt stehen, statt nur das eigene zu sehen. Gott wird dann schon für diesen demütigen Christen sorgen. Welch einfachen aber auch ungemein schweren Anweisungen! Anweisungen aber, um seelisch zu gesunden und sich nicht selbst durch ätzende Gedanken zu verletzen.
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Die Einehe
Wie sollte man Beziehungen vor der Ehe gestalten? Was sagt die Bibel dazu?
Nun zu den Fragen, die ihr mir geschrieben habt,
ideal sei es für den Mann, keine Frau anzurühren:
Um der Hurerei/Unzucht willen soll jeder seine eigene Frau haben,
und jede Frau soll ihren eigenen Mann haben.
Das bedeutet, wenn ein Mann eine Frau anrührt, muss es seine „eigene Frau“ sein und umgekehrt. Eine klare Vorgabe zur Einehe.
Zwar ist nach 1. Mose 2,18 mit der geschlechtlichen Vereinigung die Einheit vor Gott vollzogen und geschlossen. Aber um von „eigener Frau“ und „eigenem Mann“, wie Paulus hier formuliert, sprechen zu können, ist dies ist auch in der Gesellschaft, in der man lebt, bekannt zu geben.
Beispielsweise kann ein Mann erst untadelig genannt werden, wenn er der Mann einer Frau ist (Titus 1,6; 1. Tim 3,2), was umgekehrt freilich ebenso zutrifft (Joh. 4,17-19). Das kann nicht von außen bewertet werden, wenn das kaum jemand weiß oder nur geahnt wird. Die Lebenspartnerschaft ist in der Bibel also nie nur eine private Angelegenheit und auch nicht nur eine Angelegenheit zwischen den Eheleuten und Gott, sondern sie ist immer mit Öffentlichkeit verbunden.
Die Ehe hat in der Bibel einen hohen Stellenwert. Die Ehe hat eine besondere, auch geistliche Dimension. Sie ist darauf angelegt, ein Leben lang zu halten. Das bedeutet, dass man eine hohe Verbindlichkeit eingeht und eine Ehe nicht leichtfertig, sondern wohlüberlegt begonnen werden sollte. Denn es ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben eines (gläubigen) Menschen überhaupt. Es ist eine Entscheidung, die nicht nur auf Liebe basiert, um den biblischen Anspruch einer lebenslangen Beziehung zu erfüllen, es sind auch andere Aspekte zu berücksichtigen (siehe Erläuterungen zu Eph. 5 oben).
Der Beginn der Ehe in der Bibel wird für die Öffentlichkeit in der Regel mit der Hochzeit (Heirat) bekannt gemacht und ist keinesfalls der erste Geschlechtsverkehr – das war auch im AT und NT schon nicht anders (1. Mose 29,22, Richter 14,10, Joh. 2,1, 1. Kor.7,9 u.a.). Beide gehen als Jungfrau in die Ehe (2. Mose 22,16, 5. Mose 22,20ff,1. Kor.7,9)
Obwohl in der Bibel natürlich nicht davon die Rede sein kann, sollte es selbstverständlich sein, dass bei uns das standesamtliche Verfahren hinzukommt, um größtmöglichen rechtlichen Schutz für die lebenslange Zweisamkeit zu genießen und dem Partner Verbindlichkeit zuzusichern. Aus welchen Gründen sollte das auch abgelehnt werden?
Außerhalb dieses Rahmens spricht Paulus hier von Hurerei (Unzucht), ob eine Bezahlung erfolgt oder nicht.
Es gibt nichts Intimeres als einen Menschen beim Geschlechtsverkehr zu erleben, es entsteht so eine tiefe seelische und auch geistliche Bindung (siehe Eph. 5) zwischen zwei Menschen. Damit bei diesem Geschehen nicht beide Menschen in ihrem Personenkern kaputt gehen und es in ihrer Seele und tiefe Wunden hinterlässt, baut Gott einen Schutz darum: „nur du, für immer“. Viele Verletzungen entstehen dadurch, dass von Gott gesetzte Ordnungen nicht beachtet werden.
Wo die Verbindlichkeite einer Hochzeit verweigert oder herausgeschoben wird, geschieht Verrat an der Personenwürde des anderen. Kann dann überhaupt noch von Liebe gesprochen werden? Ein nüchternes Prüfen, ob man ein Leben lang wirklich zusammenpasst, wird nicht mehr möglich sein, wenn man diese Intimität vorwegnimmt.
Falls man eine Ehe anstrebt, sollte man die Voraussetzungen in Eph. 5 (s.o.) beachten und sich selbst prüfen, ob man schon so weit ist.
Besser allein bleiben?
Will ich doch empfehlen, dass alle Menschen so wären wie auch ich selbst [nämlich unverheiratet];
jedoch hat jeder seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.
Den Unverheirateten und den Witwen sage ich aber: Trefflich ist es für sie, wenn sie dabei bleiben wie auch ich.
Wenn sie aber nicht enthaltsam sein können, sollen sie heiraten. Denn es ist besser, zu heiraten als zu glühen.
Die Ehelosigkeit ist eine Gnadengabe von Gott, genauso wie auch das Verheiratetsein. Es gibt innerhalb der Gemeinde weder Zwang für das eine noch für das andere.
Unfreiwillige Ehelosigkeit: Natürlich ist nicht einfach, einen Partner zu finden, der einen konsequenten Glaubensweg mitgeht und auch sonst zu einem passt. Hier ist sinnvoll, sich vor Augen zu halten, dass es Gottes Plan ist, in welcher Situation man sich auch immer befindet. Gott könnte das sofort ändern. Wenn er es nicht macht, sollte man Geduld haben und Vertrauen haben, dass es Gott für jeden Christen recht macht. Hier wird der Glaube auf eine Probe gestellt.
Zudem ist es so, dass jede Lebenssituation Möglichkeiten und Schwierigkeiten hat, die andere nicht haben (Verheiratetsein, im Ruhestand sein, einem Beruf nachgehen, arbeitslos sein, Krankheit, in der Ausbildung sein, Überfluss zu haben, zu wenig zu haben, erniedrigt zu werden usw.). Wenn man sich immer in eine andere Situation hineinwünscht, bleibt man immer unzufrieden und undankbar! Die Aufgabe ist, von äußeren Umständen unabhängig zu werden, wie Paulus (Phil. 4,11-12) sagt: „Ich habe gelernt, mich darin zu begnügen, worin ich bin“. Dieser Zustand ist wahrer innerer Reichtum, aber dahin zu kommen, ein großes Lernfeld und das fällt niemanden in den Schoß.
These: Menschen mit dieser Gabe haben die Fähigkeit, alleinstehend glücklich zu sein. Sie kennen zwar auch Zeiten, in denen sie sich nach einem Partner sehnen, aber sie leiden nicht extrem darunter, dass sie keinen haben.
Der mögliche Partner ist ungläubig. Kein Problem, oder doch?
Werdet nicht ungleich gejocht mit Ungläubigen!
Denn welche Teilhaberschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, oder welche Gemeinschaft zwischen Licht und Finsternis,
oder welche Eintracht zwischen Christus und Bilear? Oder welchen Teil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen?
Oder wie verträgt sich der Tempel Gottes mit den Götzen? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, so wie Gott gesagt hat: Ich werde ihnen innewohnen und unter ihnen
wandeln, Ich werde ihr Gott sein, und sie werden Mein Volk sein.
Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab, sagt der Herr. Rührt nichts Unreines an, und Ich werde euch Einlass gewähren.
Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, sagt der Herr, der Allgewaltige.
Es werden sich u.U. erhebliche Probleme ergeben, wenn sich Gläubige mit Ungläubigen vermählen. Zu denken ist an die unterschiedliche Ausrichtung im Leben, die vielleicht auch erst später deutlich wird und sich in der Freizeitgestaltung, anderen Lebenszielen, dem Umgang mit Geld und vielen anderen Aspekten zeigen wird. Die Partnerwahl ist eine der wichtigsten und folgenschwersten Entscheidungen im Leben.
Ehe
Einheit des Geistes
Befleißigt euch, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten.
Die Einheit des Geistes erzielt man, ausgehend von derselben Grundlage, wenn man sich auf das Haupt Christus Jesus ausrichtet. Dies zeigt sich darin, dass man im Miteinander die Frucht des Geistes auslebt und ausleben will. Das sollte das Fundament einer Ehe sein!
Vorschläge:
- Jeden Tag den gleichen Abschnitt lesen und sich abends darüber austauschen.
- Gemeinsam den gleichen Text lesen und Gedanken dazu gemeinsam in einem Notizbuch festhalten
- Gemeinsam eine Freizeit besuchen
- Gemeinsam Wortdienste hören.
- Familienandacht
- Gemeinsames Gebet
Bausteine der Ehe
Euch einander unterordnend in der Furcht Christi.
Die Frauen sollen sich ihren eigenen Männern unterordnen, als gälte es dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der herausgerufenen
Gemeinde ist. Überdies ist Er auch Retter Seiner Körperschaft.
Doch wie die herausgerufene Gemeinde sich Christus unterordnet, so seien auch die Frauen in allem ihren Männern untertan.
Ihr Männer, liebt eure Frauen, so wie auch Christus die herausgerufene Gemeinde liebt und Sich Selbst für sie dahingegeben hat, um sie zu heiligen: sie reinigend durch das Wasserbad in einem Ausspruch Seines Mundes, damit Er für Sich Selbst die herausgerufene Gemeinde herrlich darstelle, so dass sie keinerlei Flecken, Runzel oder irgendetwas solcher Art habe, sondern heilig und makellos sei.
Ebenso auch schulden es die Männer ihren Frauen, sie wie ihre eigenen Körper zu lieben.
Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst.
Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern jeder ernährt es und hegt es, so wie auch Christus die herausgerufene Gemeinde; denn wir sind Glieder Seiner Körperschaft.
Deshalb wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich seiner Frau anschließen, und die zwei werden wie ein Fleisch sein.
Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die herausgerufene Gemeinde.
Indessen auch ihr (einzeln gesehen): jeder soll seine Frau so wie sich selbst lieben, die Frau aber, dass sie vor dem Mann Ehrfurcht habe.
Lasst uns folgende sieben Bausteine herauslösen, dabei aber von unten anfangen:
Verlassen des Elternhauses (Vers 31)
Insbesondere der Mann ist aufgefordert, sich emotional und natürlich auch physisch von seinem Elternhaus zu trennen, besonders auch von seiner Mutter (siehe auch 1. Mose 2,24). Generell gilt sollten auch alle anderen Beziehungen aus dem Leben vor der Ehe nicht mehr die gleiche Priorität haben wie zu dem Ehepartner.
Wenn der Mann aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen das Elternhaus noch nicht verlassen kann bzw. könnte, bedeutet das auch, dass eine Ehe noch nicht angestrebt werden sollte (es geht hier um den Grundsatz, natürlich kann ein elterlicher Betrieb übernommen werden o.ä.). Das gilt auch, wenn eine gewisse Reife und Autarkievermögen noch nicht erreicht ist (damit ist keinesfalls die Geschlechtsreife gemeint).
Anschließen/Zusammenkleben (31)
Im Grundtext steht dafür pros kollao (wörtlich „hinzu-haften“), Kollao kommt von Kolla: Kleben. Eine gute Klebeverbindung hält, solange die beiden Teile existieren. Das ist auch das Ehekonzept der Bibel: Eine lebenslange Treueverbindung!
Scheidung ist damit nicht vorgesehen, insbesondere nicht ausgehend von dem gläubigen Teil in einer gemischten Ehe. (Mt. 19,9; 1. Kor. 7,10-15). Ausnahmen kann man nach Lk. 16,18; Mt. 5,32; Mt. 19,9 ableiten, wenn ein Ehepartner Hurerei/Ehebruch betreibt, also eine neue Beziehung eingegangen wird.
Die Ehe ist also im Verständnis der Bibel viel mehr als bloße Partnerschaft, sie ist vielmehr ein von Gott selbst gestifteter und beglaubigter, unauflöslicher Bund für das ganze Leben.
Ein Fleisch werden (31)
Wie war das mit Mann und Frau ganz zu Anfang? Adam wurde etwas entnommen (1. Mose 2,18-20), eine „Seite“ (Rippe) und Gott füllte das bei ihm Fehlende mit Fleisch aus. Daraus „baute“ Gott Eva und führte sie zu ihm (V. 22). Das bedeutet: Dem Mann als Person fehlt nun etwas, nämlich das, was Gott in die Frau „einbaute“. Die Frau füllt den Mangel des Mannes in der Ehe wieder aus und umgekehrt. Hier wird das Prinzip der Ergänzung besonders deutlich.
In einer guten Ehe wachsen zwei Persönlichkeiten so zusammen, dass sie eine Einheit werden. Man kennt sich immer besser. Jeder weiß, was der andere denkt, fühlt und wünscht. Es entsteht Vertrautheit, Intimität – obwohl man sich am Anfang vielleicht einbildet, das ist sofort da, ist es doch in Wirklichkeit ein lebenslanger Prozess mit einigen Zerreißproben, wie sicher Ehepaare berichten könne, die schon lange verheiratet sind. Die Klebeverbindung wird intensiv getestet werden, aber merkwürdigerweise wird sie nach jedem Test fester! Oder?
Lieben (25)
Echte Liebe (hier griech. „agape“, nicht die sinnliche Liebe) ist mit Einsatz und Opfer verbunden. Die Liebe des Mannes zu seiner Frau wird sogar mit der Hingabe Christi für die herausgerufene Gemeinde verglichen. Weniger ist hier seine Kreuzigung gemeint, sondern das ständige Eintreten für uns. Christus heiligt und reinigt seine Gemeinde – so soll auch dem Mann die Heiligung und das schrittweise Umgestalten seiner Frau am Herzen liegen.
Lieben bedeutet also, dem anderen das zu geben, was er wirklich benötigt, ohne dabei eine Belohnung zu erwarten, also auf den eigenen Egoismus verzichten.
Insbesondere sollen die Männer lieben. Dreimal erfolgt in diesen Versen diese Aufforderung (25, 28, 33). Warum? Wohl weil hier eine männliche Schwäche angesprochen wird. Männer neigen dazu, sachorientiert zu sein und die Gefühlsebene zu vernachlässigen. Gerade das ist aber keine „gesunde Vernunft“ nach Titus 2 oben. Liebe ist auch eine Sache der Vernunft, des Willens, eine Entscheidung.
Nähren (29)
Nähren kann sich in drei Bereichen vollziehen: Physisch, also materiell. Seelisch, also durch gute Kommunikation und geistlich (siehe Eph. 4,3). Der Mann ist für die Komplettversorgung verantwortlich, insbesondere auch für die geistliche Versorgung! (s.o. zu Einheit des Geistes, oder auch 1.Tim. 3,1-7).
Pflegen/Hegen (29)
Eine lebenslange Beziehung wie die Ehe will ständig gepflegt werden. Frauen sind manchmal wie Orchideen: Zart, empfindsam und dankbar bei guter Pflege.
Einander unterordnend in der Frucht Christi (22)
Hier ist es klar ausgesagt: Frauen sollen sich ihren Männern unterordnen (22-23) und ihnen gegenüber Ehrfurcht haben (33). Der Mann soll das Haupt der Frau sein (23). Eine Zumutung? Naja, beide Ehepartner haben ihre Aufgabe bekommen: Der Mann soll seine Ehefrau lieben (V. 25), die Frau sich unterordnen. Die Frau wird sich leichter unterordnen können, wenn der Mann sie liebt, so wie in den Bausteinen vorher dargestellt. Jede Frau weiß, dass Männer nicht so lieben können, wie Christus seine Gemeinde, aber sie wird den Willen dazu schätzen.
Der Mann wird natürlich auch leichter lieben können, wenn die Frau sich unterordnet. So könnte jeder mit dem Finger auf den anderen zeigen, wenn er der Aufforderung des Paulus nicht nachkommt oder nicht nachkommen will. Es steht hier aber nicht, dass die Frau sich nur dann unterordnen sollte, wenn sie sich von ihrem Mann ausreichend geliebt fühlt. Ebenso wenig, wie der Mann sagen kann, dass er seine Frau nur dann lieben muss, wenn sie sich unterordnet. Nein, es gibt keine Bedingungen. Jeder ist gefragt, sofort damit anzufangen, seine Aufgabe umzusetzen. Machen dies beide gleichermaßen, wird es für Beide immer leichter.
Übrigens ist Hauptsein auch immer mit Verantwortung verbunden. Nach dem Sündenfall zog Gott Adam zur Verantwortung (1. Mose 3,9), nicht etwa Eva.
Die Ehe ist ein Geheimnis
Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist ein nun gelüftetes Geheimnis, weil es das Verhältnis zwischen Christus und der Gemeinde darstellen soll.
Die Ehe hat also eine geistliche Dimension, ist keinesfalls nur eine rein menschliche Sache.
- Durch die Heirat werden Mann und Frau wieder „ein Fleisch“, so wie Christus durch die Vervollständigung der Gemeinde auch wieder vervollständigt wird (Eph. 1,23)0. Ergänzung oder Vervollständigung ist bei Gleichheit unmöglich.
- Gott ist das Haupt des Christus (1. Kor. 11,3), der das Haupt jedes Mannes ist. Der Mann ist das Haupt der Frau.
- Adam wurde die Schöpfung untergeordnet, Christus das All (Eph. 1,22), auch jede weltliche Obrigkeit (Kol. 2,10).
- Eva ist aus Adam „entnommen“ ebenso wie Christus der Erstgeborene aus Gott ist (nicht Erschaffener): Kol. 1,15 und die Glieder der herausgerufenen Gemeinde in Christus waren (Eph. 1,4; Eph. 2,10)
- Der Mann soll seine Frau so lieben, wie Christus die Herausgerufene liebt (s.o.)
- Die Frau ordnet sich dem Mann unter, so wie Jesus dem Willen seines Vaters und die Herausgerufene sich Christus untergeordnet ist. (s.o.)
- Die Frau ist die Herrlichkeit des Mannes (1. Kor. 11,7), ebenso wie Christus die Herrlichkeit Gottes darstellt (Heb. 1,8)
- Der Mann verlässt seine Eltern, so wie Christus seinen Vater verlassen hat (Phil. 2,7).
- Der erste Adam hat die Sünde in die Welt gebracht, Christus mit seiner Gemeinde (Herausgerufenen) als der zweiter Adam wird das wieder heilen (Römer 5,18; 1. Kor. 15,22).
Die Vollmacht über den eigenen Körper aufgeben?
Nun zu den Fragen, die ihr mir geschrieben habt, ideal sei es für den Mann, keine Frau anzurühren:
Um der Hurerei willen soll jeder seine eigene Frau haben, und jede Frau soll ihren eigenen Mann haben.
Der Mann soll die Frau die Schuldigkeit erstatten, gleicherweise aber auch die Frau dem Mann.
Die Frau hat nicht die Vollmacht über ihren eigenen Körper, sondern der Mann;
Gleicherweise hat auch der Mann nicht die Vollmacht über seinen Körper, sondern die Frau.
Entzieht euch nicht einander, außer etwa nach Vereinbarung für eine gewisse Zeit, um zum Gebet Muße zu haben, aber danach wieder beeinander zu sein,
damit Satan euch nicht wegen eurer Unenthaltsamkeit versuche.
Dies sage ich aber als Vergünstigung, nicht als Anordnung.
Will ich doch empfehlen, dass alle Menschen so wären wie auch ich selbst; Jedoch hat jeder seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.
Die Verse sagen aus, dass man mit Eintritt in die Ehe die Vollmacht über seinen Körper verliert. Zurückweisungen auf diesem Gebiet können tiefe Verletzungen hinterlassen, allerdings kann auch nicht erwartet werden, dass der Ehepartner jederzeit zur Verfügung stehen muss. Es geht hier um einen Grundsatz.
Natürlich stuft Paulus diese Empfehlung nicht als Anordnung ein, denn hier spricht er eine Selbstverständlichkeit an, etwas, dass beiden Partnern guttut, ein Gunsterweis.
Paulus richtet diese Empfehlung an beide Ehepartner, damit der andere nicht versucht wird.
Eltern sein
Ihr Väter, erzürnet nicht eure Kinder,
sondern ziehet sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn auf!
„Erziehen“ hängt mit „Ziehen“ zusammen, und das hat eine Richtung. „Laufen lassen“ ist eine Schwäche der Elterngeneration, die sich bitter rächt.
Viele Eltern verschleiern ihre Schwäche geschickt und sagen: „Mein Kind soll sich selbst entscheiden“ und „wir machen unserem Kind keine Vorschriften“.
Aber Kinder brauchen Vorschriften, Hinweise und Entscheidungshilfen. „Laufen lassen“ und „sie sollen selber entscheiden“ sind Ausdruck der Angst vor der Aufgabe der Erziehung.
Ihr Väter, erzürnet nicht eure Kinder, so dass sie nicht verdrossen werden.
Hier geht es um eine Erziehung, die das Wohl des Kindes im Auge hat! Autorität ist von Barmherzigkeit und Liebe geprägt und muss in eine Beziehung des Vertrauens eingebettet sein.
Welche Erziehung brauchen unsere Kinder? Doch vor allem eine ermutigende und wertschätzende Erziehung. Das Lob und die helfende Begleitung stehen in dieser Erziehung an oberster Stelle. Dafür muss man Zeit haben für seine Kinder.
Jede Züchtigung aber scheint uns für die Gegenwart zwar nicht Freude zu sein, sondern
Betrübtheit, hernach aber vergilt sie denen eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit, die
durch sie geübt sind.
Also: Züchtigung tut weh, später jedoch trägt eine solche Erziehung bei denen, die sich erziehen lassen, reiche Früchte: Ihr Leben wird von Frieden und Gerechtigkeit erfüllt sein.
Strafe wird dabei bejaht, aber sie ist nur eine unter vielen Möglichkeiten, sie ist die letzte Konsequenz der Erziehung. Aber sie muss an dem Wohl des Kindes orientiert sein, nicht an der Wut des Erziehers.
Erziehen im Sinne von Eph. 6,4 (s.o.)?
Bring einem Kind am Anfang seines Lebens gute Gewohnheiten bei, es wird sie auch im Alter nicht vergessen.
Quellen
Holger Stoye: Ansatz einer biblischen Sexualethik, 2004
Wilfried Plock: Eine Ehe zur Ehre Gottes, R. Brockhaus Verlag, 1985, 3. Auflage 2009 (7 Bausteine einer Ehe)
Ulrich Giesekus: Liebe, die gelingt, Brunnen Verlag, 2. Auflage 2006
Thomas Cornel: Ehe mit Zukunft, Sendemanuskript von Sendungs-Nr. 35493 vom erf, 1997
Albrecht Schwarz: Die Männer- und Frauenfrage nach der Schrift, Rutesheim, 2004
Dr. Erich Luban: Liebe Ehe Sex, Ausgabejahr unbekannt