Es war ihre letzte Zuflucht in der Nähe von Salzburg: 32 Menschen feierten Gottesdienst in einem ärmlichen Haus, als Männer über sie herfielen. Drei wurden verbrannt, fünf durch das Schwert hingerichtet, eine Frau und ein sechzehnjähriges Mädchen ertränkt. Vier Tage später wurden vier von ihnen zum Scheiterhaufen geführt, weitere vier enthauptet und fünf mitsamt dem Versammlungshaus verbrannt, darunter ein Geistlicher. – Man schreibt das Jahr 1523. Bis ins 17. Jahrhundert hinein werden besonders in Mitteleuropa tausende Menschen benachteiligt, vertrieben, verfolgt und ermordet, weil sie nicht mit der kirchlichen Tauflehre übereinstimmen. Sie gehören den sog. Täufern (polemisch: Wiedertäufern) an, die sich nach der damals obligatorischen Babytaufe wieder taufen ließen, nachdem sie gläubig geworden sind, weil sie die Babytaufe als unbiblisch und damit ungültig ansahen [w1].

Der Lutherische Weltbund hat sich zwar 2010 für diese brutale Verfolgung entschuldigt, aber die theologischen Grundlagen in den großen Kirchen haben sich seitdem kaum verändert. Immer noch werden lutherische Pastoren auf das Augsburger Bekenntnis ordiniert, in dem es heißt (Art. 9, [w3]):

„Die Taufe ist notwendig zum Heil, da auch durch die Taufe die Gnade Gottes dargeboten wird. Folglich müssen auch bereits die Kinder getauft werden, weil sie in die Gnade Gottes durch die Taufe aufgenommen werden. Die Täufer, die die Kindertaufe ablehnen, werden hier verworfen.“

Sind diese Aussagen biblisch? Oder die der Täufer? Was sagt die Bibel zu dieser kirchlichen Tradition?

Im Folgenden wird auf den Taufbegriff im Alten Testament eingegangen und die stufenweise Entwicklung der Taufe im Neuen Testament beleuchtet. Abschließend wird dargestellt, wie es zu der jetzigen kirchlichen Lehre der Baby- bzw. Wassertaufe gekommen ist.

Taufen zu Zeiten des Alten Testaments (AT)

Heb. 9,10 spricht von verschiedenen Taufen (griechisch baptizo, auch missverständlich übersetzt mit „Waschungen“), die vorübergehend waren und wie das Gesetz insgesamt eine Vorschattung des „zukünftig Guten“ (Heb. 10,1) sind. Bemerkenswert ist, dass hier in der Mehrzahl von Taufen die Rede ist, folglich gibt es mehrere. Diese Stellen beziehen sich außerdem auf das Alte Testament, es muss also dort schon Taufen gegeben haben. Ausdrücklich ist aber im AT von Taufen nicht die Rede, aber Grundzüge können erkannt werden:

In 2. Mose 30,17-21 und 40,29-34 ist zu lesen, dass zwischen der Stiftshütte und dem Altar ein Waschbecken mit Wasser aufgestellt werden musste. Bevor sich die Priester in der Ausübung ihres Dienstes Gott nahen durften, mussten sie sich Hände und Füße in diesem Becken waschen. Bei der Einsetzung in den Dienst wurden sie aber zuerst von Mose selbst gewaschen (40,12), in der Folge konnten und mussten sie sich dann vor jedem Dienst selber waschen. Im Grunde waren diese Waschungen schon Taufen, also zeremonielle Handlungen – und die Becken Taufbecken. Dies ist auch daran zu erkennen, dass die Priester sich nicht zu Hause waschen durften, sondern in diesem dafür vorgesehenen Becken direkt vor dem Gottesdienst. Dies war Gott so wichtig, dass ein Nichtbeachten die Todesstrafe nach sich zog (2. Mose 30,20f). Mit der Waschung vor jedem Dienst lehrte Gott seinem Volk also, dass man rein sein muss, um in Seine Gegenwart zu treten. Natürlich reicht dazu die körperliche Reinheit nicht, aber es ging hier um die Vorschattung der zukünftigen geistlichen, inneren Reinigung. Schon aus diesem Grund konnte die Waschung der Priester nicht für immer gültig sein.

Später, als Israel sesshaft geworden war und die Gottesdienste im salomonischen Tempel abhalten konnte, änderten sich die Vorschriften. In 1. Könige 7,23-26 ist von einem „eisernen Meer“ die Rede. Dies war ein Becken mit dem beachtlichen Durchmesser von 10 Ellen (= ca. 5,25 m). Mit den dort genannten Abmessungen fasste es eine große Menge Wasser, weswegen es „Meer“ genannt wurde. Nach 2.Chronik 4,6b war dieses Meer in der gleichen Weise wie schon beschrieben für die Priester bestimmt. Die überaus vergrößerte Wassermenge im Vergleich zur Stiftshütte deutet auf die segensreichere Erfüllung.

Abschließend sei noch die Taufe in 2. Mose 14,16-20 erwähnt, als Israel unter dem Schutz der Wolke durch das Rote Meer geführt wurde. Zwar erwähnt diese Stelle nicht, dass es sich um eine Taufe handelt, aber der Apostel Paulus holt das nach, als er dieses Ereignis in 1. Kor. 10,1-2 aufgreift, als „…unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle in Mose in der Wolke und im Meer getauft wurden“. Interessant ist, dass das Volk Israel mit Wasser dabei gar nicht in Berührung gekommen ist, sondern es hier nur um das Ergebnis ging. Diese Tat bewirkte Trennung und Vereinigung gleichzeitig: Trennung von der Welt durch den Heiligen Geist (Wolke) und Wasser (Meer) und Vereinigung bzw. Zugehörigkeit zu dem von Gott gesandten Retter (Mose). Dies ist tatsächlich die Auswirkung aller Taufen. Deshalb hat Paulus dieses Ereignis so genannt.

In manchen Gemeinden ist man der Meinung, dass die neuzeitliche Wassertaufe anstelle der alttestamentlichen Beschneidung eingesetzt wurde. Das kann aber nicht sein, denn Taufen gab es schon zu Zeiten des Alten Testaments und Beschneidung ist in Israel auch heute noch gültig.

Taufen bei Johannes

Joh. 1,29-33 Tags darauf sah er Jesus auf sich zukommen; da sagte er: »Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt! Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir geworden ist; denn Er war eher als ich. Ich selbst war mit Ihm nicht vertraut; damit er jedoch Israel geoffenbart würde, deshalb kam ich, um in Wasser zu taufen.« Dann bezeugte Johannes: »Ich habe es geschaut, wie der Geist aus dem Himmel wie eine Taube herabgestiegen und auf Ihm geblieben ist. Zwar war ich selbst noch nicht mit Ihm vertraut; jedoch der mich gesandt hat, um in Wasser zu taufen, derselbe sagte zu mir: Auf den du den Geist herabsteigen und auf Ihm bleiben gewahrst, dieser ist es, der in heiligem Geist tauft.

Johannes’ Wassertaufe, zu der er von Gott selbst beauftragt wurde, sollte denjenigen dem Volk Israel offenbaren, der die Sünden der Welt auf sich nehmen wird: Jesus Christus. Er kündigt hier schon an, dass Jesus nur noch in Heiligem Geist taufen wird.

Wichtig ist auch, sich die Redesituation vor Augen zu führen, um zu prüfen, ob diese Anweisungen auch uns heute gelten. Johannes wähnte den Anbruch des Königreichs, das Israel versprochen war, kurz vor sich. Er wollte sein Volk darauf vorbereiten. Sie sollten umsinnen und dies durch eine Wassertaufe zeigen.

Mt. 3,11 Denn ich [Johannes] taufe euch in Wasser zur Umsinnung

Die Wassertaufe des Johannes hatte noch einen anderen Zweck: Sie sollte die Umsinnung (Buße) symbolisieren. Wie im Alten Testament handelte es sich also um ein Ritual zur Reinigung für Gott. So bezeugte man die Trennung von den Sünden.

Mt. 3,1; 3,6 In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf, heroldete in der Wildnis Judäas und sagte: »Sinnet um! Denn das Königreich der Himmel hat sich genaht!«[…] Dann ging Jerusalem, das gesamte Judäa und die gesamte Gegend um den Jordan zu ihm hinaus, und sie ließen sich von ihm im Jordanfluss taufen, ihre Sünden offen bekennend.

Die Taufe des Johannes ist also ein äußeres Zeichen, durch das der Täufling aus dem Volk Israel zum Ausdruck brachte, dass er seine Sünden erkannte und bereute und dass er für den Beginn des Königreichs, zwar vom Himmel, aber doch auf Erden, bereit ist. Der Ausdruck „Königreich der Himmel“ bezieht sich auf Daniels Prophetie »In den Tagen jener Könige wird der Elah der Himmel ein Königreich aufrichten, das für die Äonen unversehrt bleiben soll; doch Sein Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden. Zermalmen und wegraffen wird es alle jene Königreiche…« (Dan.2,44). »Und das Königreich, die Gewalt und die Majestät des Königreichs unter allen Himmeln wird dem Volk der Heiligen des Allerhöchsten gewährt. Sein Königreich ist ein äonisches Königreich, und alle anderen Gewalten werden Ihm dienen und hörig sein.« (Dan.7,27). Es ist ein Königreich in dem Sinn wie Babylon, Medo-Persien und Griechenland Königreiche waren; es ist immer noch zukünftig; es beinhaltet die Herrschaft eines Volkes über andere Nationen; doch es wird nicht, wie seine Vorgänger nach relativ kurzer Zeit zerstört, sondern für die Äonen bestehen. Der Begriff »Königreich Gottes« weist auf die Unterordnung unter Gott hin, ob als Einzelpersonen oder Nationen – sein Gebiet kann nicht eingegrenzt werden. »Das Königreich der Himmel« hat dagegen immer mit der Herrschaft Israels über die Nationen zu tun. Das Königreich wurde als »nahe« verkündet. Dies heißt nicht, dass es bald kommen musste. Die Nähe war eine vorläufige. Das gleiche Wort wird von Epaphroditus gebraucht (Phil.2,30), der um des Werkes des Herrn willen dem Tod so nahe gekommen war, doch Gott erbarmte sich und entriss ihn noch einmal dem Tod. Auch das Volk Israel war dem Land der Verheißung achtunddreißig Jahre lang nahe, bevor es dieses tatsächlich betrat.
Mit der Taufe des Johannes zeigte man also öffentlich, dass man sich von seinen Sünden getrennt hatte und vereinigte sich auf der anderen Seite mit den Juden, die die Königreichserwartung hatten.

Mk. 1, 4-5 Johannes der Täufer befand sich in der Wildnis und heroldete die Taufe der Umsinnung zur Erlassung der Sünden. Und das gesamte Land Judäa und alle Jerusalemiten gingen zu ihm hinaus und ließen sich von ihm im Jordanfluss taufen, ihre Sünden offen bekennend.

Zu der Taufe mit Wasser gehörte das öffentliche Bekenntnis der Sünden. Bevor die Sünden einem Menschen erlassen werden konnten, muss der Mensch erst seine Sünden erkennen und sich als Sünder bekennen. Johannes taufe die, die das öffentlich taten.

Die Taufe war wohl auch kein Besprengen, sondern ein Eintauchen, ein Versenken (vgl. Joh. 3,23) – der Begriff aus dem griechischen Grundtext, der mit „taufen“ übersetzt wird, lautet „baptízo“, und bedeutet eigentlich Ein- oder Untertauchen oder auch Waschen (Lukas 11,38) [BB].
Der explizit genannte Fluss Jordan gilt als der „Todesstrom“, weil er ins Tote Meer mündet, in dem wegen des überaus hohen Salzgehaltes kein Leben möglich ist. Dies wäre eine treffende Symbolik für diese frühe „Bußtaufe“, da durch das Versenken in den „Todesstrom“ bildlich die Sünden abgewaschen und in den „Tod“ (die Nichtexistenz) gegeben werden.

Lukas 3,7-8 Als er aber viele Pharisäer und Sadduzäer gewahrte, die zu seiner Taufe kamen, sagte er zu ihnen: »Otternbrut! Wer hat euch zu verstehen gegeben, vor dem zukünftigen Zorn fliehen zu können? Bringt daher Frucht, würdig der Umsinnung!

Pharisäer und Sadduzäer, die wohl meinten, hier gäbe es nur ein neues Ritual, wurden von Johannes abgewiesen. Denn diese hielten sich bereits für gerecht und meinten, sie hätten keine Sünden zu bekennen (Lk. 7,29). Johannes taufte aber nur jene, die sich als Sünder bekannten.

Mk 16, 16 Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.

Hier ist eine gern verwendete Stelle, um die Taufe auch heute noch zu rechtfertigen. Auch damals war sie aber längst nicht ausreichend zur Rettung. Der Glaube ist hier zentral, er wird zuerst genannt, bzw. in der Negation alleinig. Ohne Glauben nutzt die Taufe nichts! Die Taufe ist hier die Folge des Glaubens, denn sie geht, wie immer bei Johannes, mit Sündenbekenntnis einher (ist also das äußere Zeichen der inneren Reinigung). Damit die Auswahl aus Israel Zutritt ins Königreich auf Erden (1000-jähriges Reich) erhalten kann, ist die Wassertaufe nach dieser Stelle notwendig.

Verwunderlich ist aber dennoch (auch wenn es dem Volk Israel gilt), dass eine äußere Handlung Rettungscharakter erhält, da dies den sonstigen Linien des Wortes Gottes widerspricht. So wurde dann auch festgestellt, dass es bei Markus 16,9-20 fraglich ist, ob es sich nicht um eine Fälschung der frühen Kirche handelt. Denn weder im Codex Sinaiticus, noch im Codex Vaticanus kommt diese Passage vor. Eusibius (270-339) erwähnt, dass dieser Teil in den alten Handschriften nicht gestanden hat. Für allgemeine Lehraussagen sollte diese Stelle zumindest nicht als Stütze dienen.

Taufen bei Jesus

Mt. 3,13-15 Dann kam Jesus von Galiläa her an den Jordan zu Johannes, um Sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber verwehrte es Ihm und sagte: »Ich bedarf, von Dir getauft zu werden, und Du kommst zu mir?« Als Antwort sagte Jesus zu ihm: »Lass es jetzt zu; denn so geziemt es uns, jede Gerechtigkeit zu erfüllen.« Dann ließ er Ihn gewähren.

Erstaunlicherweise möchte sich Jesus von Johannes auch taufen lassen. Denn Johannes taufte doch nur Sünder, die sich als Sünder bekannten; Jesus war aber ohne Sünde. Jesus wies auf die verständliche Frage von Johannes darauf hin, dass er Gerechtigkeit erfüllen müsse. Wahrscheinlich erinnerte sich Johannes an Prophezeiungen wie in Jes. 53,6, in der es heißt, dass Jesus sich der Menschen Sünden aufladen wird, sogar dann die der ganzen Welt (Joh. 1,29). Daher ist es nur gerecht. Hiermit vereinigte sich Jesus selbst mit denen, die gereinigt waren. Außerdem war es eine Vorschattung seiner Taufe auf Golgatha, als er zur Sünde gemacht wurde. Wen meinte Jesus indes mit „uns“? Offensichtlich die beiden Beteiligten an dieser einmaligen Taufe: Johannes und sich selbst.

Joh. 4,1-3 Als nun der Herr erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, Jesus gewinne und taufe mehr Jünger als Johannes (obwohl zwar Jesus nicht Selbst taufte, sondern Seine Jünger), verließ Er Judäa und ging wieder nach Galiläa.

Jesus taufte also nie selbst. Taufen heißt auch hier, wie im AT bei Mose: zu Anhängern, Nachfolgern machen. Man verband sich so öffentlich mit Jesus und bezeugte, dass man fortan zu seinen Anhängern gehörte.

Mt. 3,11 Denn ich [Johannes] taufe euch in Wasser zur Umsinnung; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht würdig genug, Ihm die Sandalen nachzutragen. Er wird euch in heiligem Geist und Feuer taufen.

Johannes kündigt hier stattdessen an, wie Jesus einmal taufen wird: Nicht mehr mit Wasser, sondern mit heiligem Geist und Feuer. Diese Stelle leitet eine ganz entscheidende Wende ein, weg von der Wassertaufe als Vorschattung hin zur Geisttaufe (Apg. 11,16). Die Taufe in Feuer ist das Verbrennen der Spreu. Dies war die einzige Taufe, die die Pharisäer und Sadduzäer verdienten. Diejenigen, die Er nicht in heiligem Geist tauft, in Gnade, wird Er in Feuer taufen, im Gericht. Dies alles ist äonisch, also zeitlich begrenzt und sagt nichts über ihr endgültiges Ergehen nach dem Ablauf der Äonen aus.

Mt. 28,18-20 Da trat Jesus herzu, redete mit ihnen [den Jüngern] und sagte: »Mir ist alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben. Daher geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern, tauft sie in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was Ich euch geboten habe. Und siehe, Ich bin mit euch alle Tage bis zum Abschluss des Äons.« Amen!

Bei diesem so genannten Missionsbefehl mit „trinitarischer“ Taufformel stellt sich die Frage, warum dieser Befehl im NT so nie umgesetzt wurde, weder bei den Aposteln (s.u.), noch von den Urchristen überhaupt. Hier ist besonders wichtig, dass man die Bibel heilsgeschichtlich auslegt, also chronologische Entwicklungen berücksichtigt, sowie an wen Anweisungen gerichtet sind: Dann ist klar, dass dieser Befehl der Völkermission sowieso nicht gelten kann, sondern der Auswahl aus Israel und nur bezogen auf das damals bald erwartete irdische Königreich [FS]. Die Apostel gingen nie zu allen Nationen hinaus. Im Gegenteil, Petrus wurde zur Rede gestellt, als er zum Proselyten Kornelius gegangen war (Ap.11,3). Nie tauften sie in den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes oder machten die Nationen als solche zu Jüngern. Auch hier ist die Reihenfolge wichtig, erst sollten sie die Nationen zu Jüngern, also Schülern, gemacht werden, ehe sie getauft werden können. Erst die innere Veränderung, dann das äußere Zeichen. Der Herr war auch nicht bis zum Abschluss des Äons bei ihnen (wie er es hier ankündigt), sondern verließ sie kurz danach, als Er auffuhr. Das Volk Israel hat damals die Anweisungen nicht befolgt, es hat in der Gesamtheit nicht die Sünden bekannt – deswegen kam es für diese Generation nicht zum Anbruch des Königreichs.

Mk. 16, 15-20 Dann sagte Er [der auferstandene Jesus] zu ihnen [den Jüngern]: »Geht hin in alle Welt und heroldet das Evangelium aller Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden. Nebenher aber werden den Glaubenden diese Zeichen folgen: In Meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Zungen reden und Schlangen aufheben; wenn sie etwas Tödliches trinken, soll es ihnen überhaupt nicht schaden; Siechen werden sie die Hände auflegen, und sie werden danach bei ausgezeichneter Gesundheit sein.«

Dass es sich bei dem Missionsbefehl (vgl. auch Mt. 28) um eine Aufgabe handelt, die in dem (noch) nicht irdischen Königreich zu erfüllen ist, ist schon daraus leicht erkennbar, dass sich kein Pfarrer, weder evangelisch noch katholisch, die diese Stelle sonst gerne auf sich beziehen, die Probe machen würden, ob sie sich nach einem Gifttrunk noch bester Gesundheit erfreuen würden. Dieser Befehl gilt also nicht für die heutige Zeit.

Taufen bei den Aposteln

Apg. 1,5 Denn Johannes hat nur mit Wasser getauft, ihr aber werdet nicht sehr lange nach diesen Tagen in heiligem Geist getauft werden

Jesus kündigt hier den Aposteln schon an, dass die Wassertaufe in naher Zukunft abgeschafft sein wird und durch die Taufe in heiligem Geist ersetzt wird. Taufen bedeutet ja nichts anderes als Versenken oder Untertauchen. Wie ein Laib Brot, dass in Öl versenkt wird. In diesem Sinn kann auch in Heiligem Geist getauft werden.

Apg. 2,38 Petrus erklärte ihnen: »Sinnet um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.
Apg. 8,16 sondern sie waren nur in den Namen des Herrn Jesus getauft.

Die Apostel, die selbst gar nicht getauft wurden, tauften zwar; doch niemals nach der trinitarisch klingenden Taufformel aus Mat. 28, sondern ausschließlich auf „den Namen des Herrn Jesus“ oder „den Namen Jesus Christus“, der auch im 1. Jahrhundert üblichen Taufformel. Diese damals verwendeten Taufen würden kurioserweise heute von den meisten Kirchen nicht mehr anerkannt werden – der heutige Mindeststandard des Ritus schreibt die sog. trinitarische Taufformel vor [w4].

Die Reihenfolge zu diesem Zeitpunkt gilt es hier zu beachten: Zunächst die Umsinnung, dann die Taufe, dann das Geschenk des heiligen Geistes. Im Unterschied zu den Taufen des Johannes kam nun die Taufe mit dem Heiligen Geist im Anschluss dazu. Die Taufen des Johannes geschahen außerdem zur Umsinnung und Sündenbekenntnis, die zur Sündenvergebung unbedingt nötig war. Aber die Taufe der Apostel in Judäa geschah auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden.

Die neue Reihenfolge, die immer noch nur dem Volk Israel galt, lautet nun: 1. Taufe in Wasser – 2. Taufe in Heiligem Geist.

Apg. 2,41 Die nun sein Wort willkommen hießen, ließen sich taufen; so wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugefügt.
Apg. 8,12 Als sie aber dem von Philippus verkündigten Evangelium vom Königreich Gottes und vom Namen Jesu Christi glaubten, ließen sie sich taufen, Männer wie auch Frauen.

Auch hier: Erst der Glaube, dann die Taufe! Ausdrücklich ist von Männern und Frauen die Rede, also von Erwachsenen.

Apg. 10,47 Dann antwortete Petrus: »Diesen [dem Haus Kornelius] kann man doch nicht das Wasser verwehren, damit sie nicht getauft würden – diesen [den aus den Nationen, also Nichtisraeliten], die den Geist, den heiligen, ebenso erhalten haben wie wir [Juden, Israeliten]. Darauf ordnete er an, dass sie im Namen Jesu Christi getauft würden. Dann ersuchten sie ihn, noch einige Tage bei ihnen zu bleiben.

Die Reihenfolge änderte sich weiterhin: Hier hatten Menschen aus den Nationen zur Überraschung des Petrus den Heiligen Geist ebenso erhalten wie die Israeliten. Zudem haben sie zuerst die Geisttaufe erhalten, dann die Wassertaufe und zwar in den Namen Jesu Christi. Das ist alles neu.

Apg. 11,15-20 Als ich [Petrus] aber zu sprechen anfing, fiel der Geist, der heilige, auf sie ebenso wie auch auf uns im Anfang. Da erinnerte ich mich des Ausspruchs des Herrn, wie Er sagte: Johannes hat zwar in Wasser getauft, ihr aber werdet in heiligem Geist getauft werden. Folglich, wenn Gott ihnen das gleiche Geschenk gegeben hat wie auch uns, die wir an den Herrn Jesus Christus glauben, wer war ich denn? Wie wäre ich imstande gewesen, Gott zu wehren?« Als sie dies hörten, wurden sie still, verherrlichten Gott und sagten: »Demnach hat Gott auch den Nationen die Umsinnung zum Leben gegeben.« (s. Apg 10,47)

Petrus erlebt hier, wie über Menschen aus den Nationen, also Nichtisraeliten, der Heilige Geist fiel, was Erstaunen auslöst (ein anderer Wendepunkt, der hier aber nicht weiter betrachtet wird). Er bringt dies in Zusammenhang mit der schon besprochenen Ankündigung des Herrn Jesus, dass bald nach ihm nicht mehr mit Wasser, sondern mit Heiligem Geist getauft wird. Dies war für Petrus das erste Mal, dass sich dies erfüllt hat. Von einer zusätzlichen Wassertaufe ist keine Rede mehr, es geht hier um einen Ersatz.

Apg. 16,15 Als nun sie [Lydia] und ihr Haus getauft waren,

In dieser und ähnlichen Haustaufen wird von den babytaufenden Kirchen gerne hineingelegt, dass damit auch Unmündige getauft worden seien. Diese Schlussfolgerung ist zwar trickreich, aber auszuschließen, wenn man beachtet, wie sonst bis dahin die Taufe immer gehandhabt wurde. Sie hing immer mit Buße zusammen, mit dem Hören und Verstehen des Wortes und dem Glauben. Dies ist kleinen Kindern oder gar Babys unmöglich. Die Taufe wäre völlig sinnlos.

Apg. 19,4-6 Paulus erwiderte: »Johannes taufte mit der Taufe der Umsinnung und sagte dem Volk, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm kommt, das heißt: an Jesus.« Nun aber verstanden sie: damals ließen sie sich in den Namen des Herrn Jesus taufen; und während Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Geist, der heilige, auf sie; und sie sprachen in Zungen und redeten prophetisch.

Paulus erklärt hier Zusammenhänge: Als Johannes auf den Namen des Herrn Jesus taufte, und damit die Zugehörigkeit des Täuflings zu Jesus Christus ausdrückt, ging es dabei eigentlich darum, Jesus zu glauben. Der Heilige Geist kommt also auf sie herab, während ihnen von Paulus die Hand aufgelegt wurde. Die Wassertaufe ist also Vergangenheit, abgelöst von der Geisttaufe (die ohne die Wassertaufe auskommt!): Die Ankündigung des Herrn Jesu ist in Kraft getreten.

Taufen durch Apostel Paulus

1. Kor. 1,13-17 Ist der Christus denn zerteilt worden? Nicht Paulus wurde für euch gekreuzigt! Oder seid ihr etwa in den Namen des Paulus getauft worden? Ich danke Gott, dass ich niemanden von euch getauft habe außer Krispus und Gajus, sodass keiner sagen kann, dass ihr in meinen Namen getauft seid. Doch ja, ich habe auch die Hausgenossen des Stephanas getauft. Im Übrigen weiß ich nicht, ob ich noch irgendeinen anderen taufte. Denn Christus hat mich nicht beauftragt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen, und das nicht in Wortweisheit, damit das Kreuz des Christus nicht inhaltslos werde.

Paulus schreibt ausdrücklich, dass er nicht gesandt ist, um zu taufen. Er dankte Gott sogar dafür, dass er nur wenige taufen musste. Paulus zeigt, was es bedeutet, im Namen einer Person getauft zu werden, nämlich zu seinem Anhänger zu werden. Die Gefahr besteht trotzdem, wie Paulus erläutert, dass allzu leicht eine Verbindung zu dem Taufenden hergestellt ist und zu einer falschen Bindung führen kann. Genau so wird die Taufe aber heutzutage gehandhabt: Durch die Taufe wird man Mitglied einer Gemeinde, womit sie missbraucht wird. Er verweist außerdem darauf, dass eine besondere Beauftragung durch Christus vorliegen sollte, was bei ihm nicht der Fall war und bei den Kirchen heute erst Recht nicht. Im Neuen Testament tauften namentlich genannt weniger als 20 Personen (u.a. Johannes und die Apostel), bei denen von diesem besonderen Auftrag auszugehen ist. Er bezog also nicht den „Taufbefehl“ aus Matthäus 28 auf sich, wie es viele heute machen. Das mag daran gelegen haben, dass es ihn zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gab, weil er später hinzugefügt [WS], [DP] worden ist (und sich damit die Kirche praktischerweise selbst beauftragt hätte), sicher aber daran, dass Paulus durch Christus beauftragt wurde (Eph. 3,12) sein Evangelium (Römer 16,25) zu verkünden und nicht zu taufen.

Allerdings hat Paulus in der ersten Periode seines Dienstes in Verbindung mit den jüdischen Aposteln am Evangelium der Beschneidung (Antiochien/Syrien) getauft. Warum das? Solange Israel noch nicht beiseite gestellt war, war dies der verordnete Weg für ihn. Sobald aber der Geist den Ältesten der Proselytengemeinde in Antiochien den Befehl zur Absonderung des Barnabas und Saulus gab (Apg. 13,2), wendete sich seine bisherige Dienstweise völlig. In Galatien entstanden die ersten Gemeinden aus den Nationen, in denen er Rechtfertigung allein aus Glauben ohne Werke verkündigte. Nun traten Satzungen, Zeremonien, Reinigungsvorschriften und auch die Wassertaufe Schritt für Schritt in den Hintergrund.

Paulus fordert deswegen niemanden auf, sich taufen zu lassen. Nicht einmal alle seine Gefährten waren getauft. Zwar wird er in seinen Gemeinden den einen oder anderen mit Wasser getauften Gläubigen vorgefunden haben, aber das war für ihn unwichtig, keinerlei Erwähnung wert. Eine Tauflehre bei Paulus gibt es nicht [WM].

Vorbedingungen, um zu Gott zu kommen, gibt es nun nicht mehr, wie noch für das Volk Israel zu Zeiten des Johannes oder Jesu auf Erden vor seiner Auferstehung. Allein der Glaube genügt nun in dem Evangelium des Paulus. Der Glaube kann aus der Verkündigung folgen, wenn Gott den Hörer dazu berufen hat (Eph. 1,13, Römer 8,30). Diese Rechtfertigung allein aus Gnaden reicht – Rituale, Sakramente und andere Gesetzlichkeiten sind abgetan. Zwar hat auch Luther dies in seiner Rechtfertigungslehre erkannt, hatte aber offensichtlich nicht mehr die Kraft, konsequent zu sein und sich auch gegen die Wassertaufe zu stemmen.

Taufe heute

Römer 6,3-4 Oder erkennt ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus getauft sind, in Seinen Tod getauft wurden? Mit Ihm zusammen wurden wir nun durch die Taufe in den Tod begraben, damit, ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln mögen.

Hier ist von der Taufe in Christus Jesus die Rede. Das ist etwas ganz anderes als die Taufe im Namen Christi. Die Taufe im Namen Christi wurde von Menschen mit Wasser vollzogen, die Taufe in Christus kann gar nicht von Menschen vollzogen werden. Wir können doch nicht buchstäblich in Christus getauft (d.h. versenkt) werden, und auch nicht buchstäblich in Seinen Tod getauft werden. Das muss durch den Heiligen Geist in unserem Inneren, in unserem Geist geschehen.

Die Taufe in Christus bedeutet also auch, dass wir in Seinen Tod hinein verbunden wurden. Wir sind mitgekreuzigt. Das Kreuz machte Schluss mit dem „alten“ Menschen, was das Fleisch betraf (1. Kor. 1,13). Gläubige werden mit der Berufung umgewandelt zum neuen Menschen (Eph. 4,24). Rituale, die die Seele ansprechen, sind dann nur noch leere Gebräuche ohne jegliche Kraft und geistliche Wirkung. Ignoriert man dies und misst der Taufe dennoch eine verändernde Kraft bei, tauft man das Fleisch also noch mit Wasser, dann ignoriert man das Kreuz und sein Todesurteil über das Fleisch.
Diese Taufe trennt also von dem „alten Menschen“ (ein Wandel im Wesen – und damit viel weiter gehend als die Taufe des Johannes) und verbindet mit dem Leib Christi (1.Kor. 12,27), also seiner Körperschaftsgemeinde.

1. Kor. 12,13 Denn in dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft, ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie: wir sind alle mit dem einen Geist getränkt.

Wir sind in einen „Körper“ getauft, nämlich dem Leib des Christus.

Paulus stellt also klar: Der Erwachsene, der durch die Botschaft zum Glauben gekommen ist, der eine neue Kreatur geworden ist, bedarf nicht der Wassertaufe, um zu werden, was er schon ist. Nicht füllen darf man die Taufe mit Inhalten, die bei dem erwachsenen Täufling schon vorhanden sind [WM].

Dieses Durchtränktsein mit dem einen Geist ist ein Dauerzustand. Es ist kein besonderes Ereignis mehr wie noch zu Pfingsten von Zungenreden und anderem Beiwerk begleitet. Davon spricht Paulus nicht mehr! Wenn bei einigen „charismatischen“ Gemeinden auch heute noch von besonderen Erlebnissen (Durchströmtwerden, Visionen usw.) berichtet wird, sollte man sich fragen, welche Geister dort wirken (2. Kor. 11,3-4) [AM]. Die Geistestaufe durch Christus, die Paulus für die jetzige Zeit beschreibt, ist das nicht. Diese in diesen Gemeinden praktizierte „Geistertaufe“ lenkt den Fokus weg von der Beachtung unseres Handelns im Alltag, dem Ausleben der Frucht des Geistes (Gal. 5,22) hin zu einem Eventchristentum, zum Streben nach immer neuen „Geisteserlebnissen“ und „Vollmachten“. Biblisch ist dagegen, dass wir den Geist bereits empfangen haben und dies ausleben sollten.

Gal. 3,27 Denn ihr alle, die ihr in Christus hinein getauft worden seid, habt Christus angezogen.

Wir sind zwar getauft, aber in Christus hinein! Durch Seinen Geist! Nicht durch eine Wassertaufe, die von Menschen durchgeführt wird. Die Kreuzigung Jesu, also Sein Tod, war seine letzte und unsere einzige und wirkliche Taufe. Die Wassertaufe hat mit Seinem Tod Erfüllung gefunden, die Wassertaufe als Sinnbild wurde damit verworfen.

Eph. 4,5 e i n Herr; e i n Glaube; e i n e Taufe;

Es gibt nur noch eine Taufe. Nicht mehr die mit Wasser, wie noch im Alten Testament zur rituellen Reinigung oder zur Buße wie zu Zeiten des Johannes. Es ist auch nicht die Taufe, bei der der Heilige Geist auf die Menschen kam, wie zu Pfingsten. Paulus spricht in seinen Briefen nur noch von der Taufe in Christus, von einem rein innerlichen Vorgang! Wenn es auch in der Übergangszeit verschiedene Taufen mit Wasser gab, so gab und gibt es nur eine Taufe in Christus durch Seinen Geist, in den Leib des Christus hinein, welcher die Vervollständigung dessen ist, der das All in allem vervollständigt [DL].

Fazit

Gerade bei der Frage nach der Taufe zeigt sich, wie wertvoll es ist, sich eine Bibelauslegung angewöhnt zu haben, die berücksichtigt, an wen und zu welcher Zeit Anweisungen gerichtet sind. Es ist so eine klare Entwicklung weg von der Wassertaufe erkennbar, die nur eine Vorschattung war.

Taufe bedeutet immer eine Trennung und Verbindung gleichzeitig. Die Wassertaufe durch Johannes symbolisierte nach dem öffentlichen Bekenntnis die Trennung von Sünden und dass sich der Täufling mit den Juden verband, die auch eine Königreichserwartung hatten. Die Taufe der Apostel führte in eine Übergangszeit, in der mit Wasser und Geist getauft wurde, wobei sich die Reihenfolge änderte (von Wasser und Geist zu Geist und Wasser) – sie geschah im Namen Jesu, womit man also ein Anhänger Jesu wurde. Letztlich wurde dann realisiert, was schon Jesus selbst angekündigt hat, nämlich, dass gar nicht mehr mit Wasser, sondern nur noch in Geist getauft wurde (Apg. 11,16).

Der Apostel Paulus taufte nur vereinzelt zu Beginn, dann gar nicht mehr. Er schreibt nur noch von der Taufe in Christus hinein, d.h. man vereinigt sich mit den anderen Gliedern des Körpers Christi (1.Kor. 12,27). Dies ist der Glaubensanfang, der nur im Inneren geschieht. Es ist auch eine Trennung von der alten Menschheit (Eph. 4,4). Diese Taufe, die heute ausschließlich gilt (Eph. 4,5), kann nicht von Menschen durchgeführt werden.

Die Bedeutung, wie auch die Form der Taufe, entwickelte sich also chronologisch im Laufe des Neuen Testaments. Es ist bedauerlich, dass dies heutzutage kaum berücksichtigt wird. Natürlich hat dies auch seine Gründe:

Kleine Geschichte der Taufen in den Kirchen

Der kirchlich praktizierte Taufritus mit all dem Beiwerk hat ihren Ursprung nicht in der Bibel. Wo kommt die heute übliche Ausgestaltung aber sonst her? Die katholische Kirche hat ihre Taufzeremonie nicht frei erfunden, sondern bis ins Detail aus den Kulten des Heidentums übernommen:

Die grundlegende Vorstellung der Taufe als „Wiedergeburt“ (die in der Bibel völlig unbekannt ist, s.o.), war in fast allen Kulten längst eingeführt. „In Ewigkeit Wiedergeboren“ nannte sich der Attisgläubige; „wiedergeboren“ der durch Isis Erlöste; „die aus Gott geborenen“ eine große Mystenklasse der Dionysosreligion. Wie in der Mithrasreligion taufte man vorzugsweise zu Beginn des Frühjahrs (um Ostern) nach einer Zeit der Sündenbekenntnis und Besinnung (Katechumat). Wie bei der eleusinischen oder der orphischen Taufe ist man auch bei der „christlichen“ Untertauftaufe meist nackt [41, S.106]. Die rituellen Beigaben wie Taufkleid, Taufkerze, Taufpate, Taufgelöbnis entstammen allesamt heidnischen Kulten. In den Anfangsjahren der Kirchen steckte außerdem ein Wust von Teufelsbeschwörung wie im Voodoo-Kult und vielerlei Aberglauben im Taufritus. Ein Exorzismus folgte dem nächsten [M1, S.8].

Die Babytaufe wurde von der Reformation erstaunlicherweise verschont, wenn auch nur knapp. Martin Luther schrieb zwar 1519 „Also rechtfertigt auch die Taufe niemanden und ist auch niemand nütze, sondern der Glaube an das Wort der Verheißung […]“ – und entfernte sich auch generell von der römisch-katholischen Tauf- und Sakramentslehre, dennoch blieb er im römisch-katholischen Taufdenken stecken und kehrte später zu dieser Lehre zurück [M2] – wider besseren Wissens und beschämenderweise wohl nur, um der jungen Kirche auf diesem einfachen Weg neue Mitglieder zuzuführen und ihr Überleben zu sichern. Luthers Lehre über die Taufe ist in der evangelischen Kirche grundsätzlich noch gültig, obwohl mehr Toleranz eingekehrt ist; so werden auch Erwachsenentaufen und Kindereinsegnungen angeboten [EK]. „Wiedertaufe“ wird aber immer noch entschieden abgelehnt [M3] und die Babytaufe nach wie vor theologisch verteidigt und traditionell praktiziert, sowohl in der evangelischen [EK], wie auch in der katholischen Kirche [BK]. Pfarrer, die anders lehren und ihren Kindern den Taufritus nicht zumuten, bekommen disziplinarische Probleme mit ihrem Arbeitgeber [M3, S.3].

Zwar bewirkt die Wassertaufe in geistlicher Hinsicht nichts mehr, jedenfalls nichts Positives, eines aber als feierlicher Initiationsritus auf jeden Fall: Die Zwangsmitgliedschaft in der jeweiligen Kirche. Bis zu Beginn des Mittelalters war die Erwachsenentaufe die Regel, die auch jeder Christ spenden durfte. Erst vom 2. Jahrhundert an wurden jedoch die Laien immer mehr entmachtet, schließlich übten allein die „Geistlichen“, also der Klerus, diese Sakramentspraxis aus. Hinzu kam, dass sich mit dem 6. Jahrhundert die besonders von Augustinus propagierte Babytaufe durchsetzte. Pflicht wurde sie aber erst mit dem Konzil von Trient (1563). Für die Taufe Unmündiger sprach, dass die Macht des Klerus so gewaltig gestärkt wurde. Nach der kirchlichen Handlung erhält der Täufling ungefragt einen Taufschein und ist Mitglied einer Kirche mit allen Rechtsfolgen (beispielsweise muss ein getaufter Säugling, der eine Erbschaft gemacht hat, sofort Kirchensteuer zahlen). Die daraus folgende Eintragung in Taufregister ist nach derzeitiger Lage kaum mehr rückgängig zu machen; auch nach einem Austritt nicht [DP]. Dank des Babytaufritus kassieren die Kirchen, wenn die Getauften nicht aktiv werden, außerdem ein Leben lang einen Anteil der Lohn- und Einkommenssteuer. Den Austritt scheut aber selbst die Mehrzahl der religiös Gleichgültigen noch, wahrscheinlich doch wegen diffuser Ängste. Eltern sollten sich aber fragen, ob sie ihrem Nachwuchs mit dieser Zwangsmitgliedschaft einen Gefallen tun, oder ob sie gar das verfassungsmäßige Grundrecht (GG, Art.4, Abs.1) des Kindes auf Religionsfreiheit grob missachten, gleichwohl es gesellschaftlich akzeptiert ist.

Andere unbiblische Kirchenlehren kamen der heidnischen Tauflehre unterstützend entgegen. So wurde die Taufe zum einzigen Weg, der ebenfalls aus dem Heidentum übernommenen Hölle zu entkommen, denn nach der Kirchenlehre unterliegen schon Neugeborene der Erbsünde (was natürlich ebenfalls unbiblisch ist), die ungetauft direkt in der Hölle landen würden. Es wurden folglich Nottaufen eingeführt und spezielle Regeln dazu festgelegt. Somit kam eine Irrlehre zur anderen und Ungläubige fühlten sich durch Tradition und Angst genötigt, kirchliche Rituale abzuleisten und den Kirchen treu zu bleiben.

Freilich gab es immer wieder den einen oder anderen Theologen, wie Karl Barth, der die kirchliche „Schluckimpfung“ heftig kritisierte. In einem Gespräch 1963 [KB] sagte er: „In einer – ich will nicht mal nicht sagen mystischen – aber doch halbwegs magischen Stimmung wird da etwas gemacht und dann wird gelesen: „Lasset die Kindlein zu mir kommen…“, obwohl das gar nichts mit Taufe zu tun hat, und die berühmte Stelle aus Apg. 2,39 „Euer und eurer Kinder ist die Verheißung“ auch nichts. Es wird da einfach weiter und weiter gemacht und die Kirche wird wirklich verwässert, buchstäblich „vertaufwässert“. Er kritisiert scharf dieses „Stück stehengebliebener Magie“, die unbiblische, aber „tief sitzende Gewohnheit und Tradition“, die nur noch schwer ausgerottet werden kann. Leider hat die evangelische Kirche diesen Anstoß nicht zum Anlass genommen, diese unbiblische, kultische Handlung aus ihrem Lehrgebäude zu verbannen. Barth hat wohl Recht gehabt: Die Tradition war und ist stärker. Cyprian soll treffend gesagt haben: „Gewohnheit ohne Wahrheit ist ein durch Alter gesicherter Irrtum“. Wie sehr trifft dies auf viele kirchliche, aber unbiblische Dogmen zu (Wassertaufe, Trinität, Höllenlehre usw)!

Nun wird von Freikirchen, die nur Erwachsene taufen (wie im Baptismus, [BA]), gesagt, dass es sich lediglich um ein Symbol handelt, um ein Zeichen in die Welt, dass der Täufling nun zu der taufenden Ortsgemeinde gehören möchte. Mit diesem Ziel müsste aber korrekterweise in den Namen der Ortsgemeinde oder der entsprechenden Kirchenorganisation getauft werden. Statt dessen wird dem Ritual aber eine theologische Dimension gegeben, die es nicht mehr hat. Denn anstelle der einen Taufe in Christus, welche nur allein der Herr Jesus vollzieht, wird mit diesem Ritual die Wassertaufe in Seinem Namen gesetzt, die von Menschen geschieht – eine bloße äußere Handlung, die keine innere Auswirkung hat. Mit der Wassertaufe zeigt also der gläubig gewordene Mensch, der dies erkannt hat, dass ihm die Geisttaufe durch Christus nicht reicht, dass er selbst noch etwas beitragen möchte. Er zeigt auch, dass ihm die Rechtfertigung aus Glauben allein nicht ganz recht ist. Die Wassertaufe wird sogar als eine unumgängliche Handlung bezeichnet, die nötig ist, um gerettet zu werden; es heißt sogar, man bezeuge seinen Glaubensgehorsam. Ja, noch mehr, man erfülle mit der Taufe die Gerechtigkeit Gottes (Mt. 3,15). Damit rechnet sich ein Getaufter ein Verdienst an, eine Tat, eine Leistung. Das kann dann zur Überheblichkeit führen, so dass sich ein Getaufter höher schätzt, als einen Gläubigen, der nicht in Wasser getauft wurde. Es werden Gemeinden aus nur getauften Mitgliedern gebildet, in denen ungetaufte Gläubige nicht aufgenommen werden. Ihnen wird oft das Abendmahl versagt. Kritisch ist nicht, dass eine Gruppierung von Menschen sich ein Aufnahmeritual gibt, sondern dass behauptet wird, dass diese Handlung etwas in der Beziehung zwischen dem Menschen und Gott verändert oder diese in Gang bringt.

Die Täufer hatten also mit dem Einsatz ihres Lebens völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass die Babytaufpraxis der Großkirchen unbiblisch ist und neues Nachdenken anregt. Allerdings haben sie mit dem Festhalten an der Wassertaufe Anweisungen auf sich bezogen, die nicht ihnen galten.

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Literatur, Links

[FS] Prof. E. F. Ströter: Tauffreiheit oder Taufbefehl? (pdf)

[AK] Adolph E. Knoch: Von der Taufe (pdf, UR 1932: S. 11-20, 34-38, 58, 88, 113)

[DL] Dieter Landersheim: Die eine Taufe – die im Geist

[WM] Willi Marxen: Eine neutestamentliche Begründung der Taufe gibt es nicht, 1968 (pdf)

[DP] Dieter Potzel (Theologe, ehemaliger evangelischer Pfarrer) distanziert sich wohlbegründet von der Wassertaufe, insbesondere bei Unmündigen, und bittet für selbst durchgeführten Taufen um Vergebung

[WS] Wolfgang Schneider: Mat. 28,19 „Taufe im Namen der Trinität?“, 2012

[BB] Blue Letter Bible: Bedeutung des Wortes „baptizo“ (engl.)

[w1] Wikipedia, Artikel “Täufer”

[w2] Wikipedia, Artikel “Kindertaufe”

[w3] Wikipedia, Artikel “Augsburger Bekenntnis”

[w4] Wikipedia, Artikel „Taufe“

[KB] Gespräch der „Kirchlichen Brüderschaft“ mit Karl Barth 1963, siehe auch seine Schrift „Die Taufe als Begründung des christlichen Lebens“.

[M1] Ernst G. Meier (Konferenz für Gemeindegründung): Die Entstehung der Kindertaufe, Bonn, 1986

[M2] Ernst G. Meier (Konferenz für Gemeindegründung): Die unvollendete Reformation: Die Taufe, Bonn, 1987 (Meier irrt leider mit der Annahme, dass die Wassertaufe noch immer notwendig sei, sonst sehr wertvoll).

[M3] Ernst G. Meier (Konferenz für Gemeindegründung): Taufdiskussion heute, Bonn, 1987

[AM] Adelgunde Mertensacker: „Geist-Taufe“ oder „Geistertaufe“ (Kritische Betrachtung der „charismatischen“ Geisttaufe).

[EK] EKD (ev.): Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche, Gütersloh, 2008

[BK] Deutsche Bischofskonferenz (kath.): Pastorale Anweisung an die Priester und Mitarbeiter im pastoralen Dienst zur rechtzeitigen Taufe der Kinder, Bonn, 1979

[BA] F.E.Wiesner, EFG München (Baptisten): Neutestamentliche Taufe und baptistisches Taufverständnis, München (pdf)

[MJ] Matthias Jaegle: Die biblische Lehre von den Taufen, 1974 (hier online)

 

Bibelzitate entstammen dem Konkordanten Neuen Testament (www.konkordanterverlag.de), Hinzufügungen oder Auslassungen durch den Autor sind mit [] gekennzeichnet.