Erik: Mia, ich bin einer der Menschen, die auf der Suche nach Gott sind. Im Moment beschäftige ich mich mit der Bibel. Ist eigentlich wahr, dass, obwohl Jesus kam, um die Sünden der ganzen Welt wegzunehmen – ich denke an Joh. 1,29 -, Sünde trotzdem noch Millionen Menschen „ewig“ von Gott trennen wird? Das scheint mir nicht logisch zu sein.

Mia: Naja, das ist aber richtig, Erik. Menschen müssen Gott um Vergebung bitten. Sonst wird ihre Sünde sie immer von Gott trennen.

Erik: Also hat Jesus doch nicht alle Sünden weggenommen?

Mia: Er machte es und er machte auch wieder es nicht.

Erik: Kannst du mir das erklären?

Mia: Natürlich. Er hat die Sünden für die Menschen hinweg genommen, die ihn darum gebeten haben. Er hat es nicht gemacht für Menschen, die dies nicht taten.

Erik: Aber die Verse sagen doch, dass er es für die Welt tat. Dort steht „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“

Mia: Ich weiß, was dort steht, aber das bedeutet es nicht.

Erik: Aber was dann?

Mia: Das ist ein christliches Mysterium.

Erik: Was ist ein christliches Mysterium?

Mia: Alles, was wir nicht verstehen und worüber wir nicht nachdenken sollten.

Erik: Ich habe gehört, dass Jesus das Werk des Satans zerstört. Das interessiert mich.

Mia: Ja, ich liebe diese Wahrheit! Du denkst bestimmt an 1.Jo. 3,8.

Erik: Ja. Aber ist nicht auch wahr – entsprechend deines Glaubens – dass Satan die meisten Menschen in die Hölle bringen wird, wo sie für immer verdammt sein werden?

Mia: Ja.

Erik: Aber wie kann es sein, dass Satan das macht, wenn doch Jesus sein Werk zerstört?

Mia (steckt die Finger in die Ohren): A – maaa-zing graaaacccce

Erik: Mia! Mir ist es ernst! Ich muss dich etwas zu meiner Nichte fragen.

Mia: Ok.

Erik: Meine Nichte Mia war ein wirklich liebenswerter Mensch. Mein Bruder und seine Frau lasen ihr als Kind biblische Geschichten vor. Sie nahmen sie mit zur Kirche. Eines Abends fragten sie sie, ob sie eine Entscheidung für Jesus getroffen hat. Sie sagte – und mein Bruder wird dies nie vergessen – „Nein, noch nicht“. Mia, in dieser Nacht, starb meine Nichte bei einem tragischen Verkehrsunfall.

Mia: Wie schrecklich. Das tut mir Leid. Wie alt war sie denn?

Erik: 15

Mia: Es tut mir Leid, das zu hören.

Erik: Warum?

Mia: Wenn sie elf oder zwölf gewesen wäre, hätte sie vielleicht eine Chance gehabt. Aber sie war alt genug, um es besser zu wissen.

Erik: Um was besser zu wissen?

Mia: Wir sollten vielleicht besser nicht darüber sprechen.

Erik: Doch, du musst es mir sagen!

Mia: Deine Nichte hatte die Chance, Jesus anzunehmen, aber sie hat es nicht gemacht.

Erik: (staunend) Errettung ist eine ergriffene Chance?

Mia: Genau. Ich hatte die Chance und ergriff sie. Ich habe gewonnen. Mia hatte auch die Chance, aber nun ist sie verloren.

Erik: Aber ich dachte, Jesus ist gekommen, um die Sünder zu retten. Und – so wie andere mir sagten – ist es auch eine Sünde, wenn man Jesus ablehnt.

Mia: Natürlich ist das eine Sünde! Es ist sogar die schlimmste Sünde überhaupt. Und deine Nichte war ganz sicher eine Sünderin. Aber du hast etwas missverstanden. Jesus rettet nur die, die ihn annehmen.

Erik: Aber müssen die nicht erstmal aufhören zu sündigen, damit sie ihn annehmen können? Ich meine, wenn Unglaube eine Sünde ist, ist Glaube nicht dessen Beendigung?

Mia: (führt die Finger wieder zu den Ohren) A – maaa-zing graaaacccce

Erik: Mia! Im Grunde sagst du mir, dass Jesus nur die „Sünder“ rettet, die aufgehört haben zu sündigen.

Mia: (entspannt sich einen Moment) … die Ihn nach dem langen Sündigen endlich annehmen.

Erik: Aber sie müssen zumindest für diesen Moment aufhören, zu sündigen.

Mia: Ok, nur für diesen kleinen Moment! Aber er rettet immer noch Sünder. Und nichts wird meine Meinung in dieser Sache ändern!

Erik: Wo ist Mia denn im Moment?

Mia: Du bringst mich in eine schwierige Lage. Ich spreche nicht gern über diesen Teil der frohen Botschaft, aber ich bin sowieso noch ein Evangelist-in-Ausbildung; also gut. Von dem Moment an, in dem deine Nichte starb, wurde sie im Höllenfeuer gequält. Sie hat in den ersten Wochen dort mehr gelitten als ich in meinem ganzen Leben. Und das ist erst der Anfang.

Erik: Aber ich dachte, Gott liebt Mia!

Mia: Das tut er auch. Aber Liebe ist auch streng. Würdest du nicht auch einen geliebten Menschen für immer quälen, wenn derjenige deine Liebe nicht erwidert?

Erik: Nein! Keine fünf Minuten!

Mia: Nun, du bist aber nicht Gott. Gottes Liebe ist nicht unsere Liebe. Deswegen fürchten Christen Gott und folgen seinen Geboten.

Erik: Weil sie Angst davor haben, was sonst mit Ihnen passiert?

Mia: Angst und Drohungen sind Teil der frohen Botschaft.

Erik: Und sie bewirken, dass du Gott lobst und preist?

Mia: Hundert Mal am Tag! Und das solltest du auch machen!

Erik: Wie könnte ich den Herrn preisen, wenn das wahr ist, was du sagst?

Mia: Du musst dich bemühen, nicht mehr an Mia zu denken!

Erik: Das kann ich nicht!

Mia: Du bist eben noch kein Christ. Wenn du erst im Himmel bist, wirst du an keinen mehr denken, der dann in der Hölle ist. Wird das nicht großartig sein? Ich übe das jetzt schon! Du solltest Jesus wirklich annehmen. Er ist ein großartiger Retter!

Erik: Großartig? Es hört sich nicht so an, als wenn er einen verdammt guten Job gemacht hätte.

Mia: Du solltest so ein schreckliches Wort nicht sagen!

Erik: !#$%&&!$%§ Wie gefallen dir diese Worte? So viele dieser Art habe ich in letzten Jahren nicht von mir gegeben!

Mia: (steckt die Finger in die Ohren): Das ist schlimm! Stopp! Amazing grace!

Erik: Deine Lehren treiben mich dazu! Diese sogenannte frohe Botschaft bringt mir keinen Frieden. Sie regt mich auf und macht mich zornig auf Gott.

Mia: Was?

Erik: Nimm deine Finger aus den Ohren! Ich sagte, deine „frohe Botschaft“, dein Evangelium, macht mich nicht froh. Es zieht mich nicht zu Gott. Ganz im Gegenteil, ich finde das abstoßend.

Mia: Das kommt daher, weil du noch kein Christ bist. Du musst Jesus annehmen, und du solltest es bald machen, ehe du stirbst!

Erik: Nimmt Jesus mich denn an? Ist Jesus mein Retter?

Mia: Das kommt darauf an.

Erik: Worauf?

Mia: Es hängt davon ab, ob du glaubst, dass Jesus dein Retter ist.

Erik: Er ist also nicht mein Retter, bis ich glaube, dass er mein Retter ist?

Mia: Ganz genau!

Erik: Warum sollte ich etwas glauben, dass nicht wahr ist?

Mia: Wie bitte?

Erik: Du sagtest gerade, dass solange ich es nicht glaube, Jesus nicht mein Retter ist. Fang jetzt nicht wieder an zu singen, aber warum sollte ich etwas glauben, was nicht wahr ist?

Mia: Aber es ist doch wahr.

Erik: Was ist wahr?

Mia: Jesus ist dein Retter.

Erik: Ok, dann habe ich das falsch verstanden. Nun lass mich entscheiden, ob ich es glaube oder nicht.

Mia: Nein, du es immer noch nicht verstanden. Wenn du es nicht glaubst, ist er nicht dein Retter.

Erik: Mia, bitte! Ich kann nur das glauben, was auch passieren wird. Wenn es wahr ist, dass Jesus mein Retter ist, würde ich das gerne glauben. Wenn er nicht mein Retter ist, werde ich nicht so dumm sein, etwas zu glauben, was nicht wahr ist. Ich muss es wissen: Ist er mein Retter oder nicht?

Mia: Ich habe es dir doch schon gesagt! Er ist nicht dein Retter, solange du es nicht glaubst!

Erik: Verdammt! Nun ist er doch wieder nicht mein Retter!

Mia: Du hast dieses Unwort schon wieder gesagt!

Erik: Es ist mir raus gerutscht.

Mia: Sieh mal. Alles hängt davon ab, was du tust.

Erik: Aha. Nun kommen wir zum Kern der Sache. Letztlich liegt es also an mir, ob ich gerettet werde oder nicht. Ich bestimme, Gott führt aus.

Mia: Das habe ich so nicht gesagt.

Erik: Aber das ist die logische Schlussfolgerung.

Mia: Logik ist vom Satan! Ich ermahne dich, Satan!

Erik: Aber du hast doch gesagt, dass alles von mir abhängt.

Mia: Richtig.

Erik: Aber ich dachte, Errettung ist ein Geschenk ohne Gegenleistung.

Mia: Das stimmt ja auch. Errettung ist ein Geschenk! Und Gnade ist ein Geschenk! Es ist ganz umsonst! Du kannst nichts machen, um dich selbst zu erlösen! Gar nichts! Überhaupt nichts!

Erik: Aber gerade hast du mir doch gesagt, Errettung hängt davon ab, was ich mache.

Mia: Natürlich, so ist es ja auch!

Erik (verzweifelt, rauft sich die Haare, geht weg): #&%$§“!!!!!!

 

 


Frei übersetzt aus dem Amerikanischen:

Martin Zender: How to quit church without quitting God, S.89-94, Starke & Hartmann Inc, Canton, USA, 2002


Anmerkung:

Mias Antworten machen deutlich, in welche Widersprüche sich Christen verstricken, die sich nicht in der Bibel auskennen. Fragen, wie zum Glaubensbeginn, zum Christsein und zur Höllenlehre sollte jeder für sich gründlich durchdacht haben, ehe er Suchende verschreckt.