- Ist nach dem Tod alles vorbei?
- Oder beginnt nach dem Sterben ein Leben in anderen Sphären? Gibt es also gar keinen Tod?
- Gibt es eine Auferstehung nach dem Tod?
- Ist unser Leben vielleicht nur eine Vorbereitung auf das, was danach auf uns zukommt?
- Gibt es für viele „ewige Verdammnis“ und für wenige „ewige Glückseligkeit“?
Diese Fragen, die die Menschheit seit jeher umtreibt, können nur von einer einzigen Instanz beantwortet werden. Von unserem Schöpfer, unserem Gott, dokumentiert durch die Bibel.
Der Tod als Rückkehr
Gottes Wort sagt ausdrücklich, dass der Tod eine Rückkehr ist:
Der menschliche Körper (griech. soma) ist aus Erde bzw. Materie entstanden (1.Mose 2,7; Hiob 10,9) und kehrt beim Eintritt des Todes zum Erdreich zurück (1. Mose 3,19; Ps.104,29).
Der Geist (griech. pneuma; die Kraft des Lebens und Denkens) des Menschen kehrt ebenfalls zurück, „der Geist kehrt zurück zu Gott“ (Pred. 12,7, Luk. 23,46, Apg. 7,59). Dort verharrt der Geist in einem Zustand des Ruhens, Tote werden mit „Schlafenden“ verglichen (1. Thess. 4,14; 1. Kor. 11,30; 15,20, Ap. 13,36; Ps. 13,4 usw.).
Die Seele (griech. psyche) ist der Sitz aller Erfahrungen und ermöglicht Empfindungen und Gefühle. Das ist nur einem lebenden Menschen möglich, der durch die Verbindung von Geist und Körper entsteht (1. Mose 2,7). Daher spricht die Bibel auch davon, dass die Seele im Blut ist (3. Mose 17,11-14). Der Begriff Seele wird auch als Bezeichnung für den ganzen Menschen verwendet, der Mensch ist also eine Seele (Apg. 7,14). Die Seele kann daher auch sterben (4.Mose 23,10, Hes. 18,4, Apg. 3,23). Wenn das Blut nicht mehr im Menschen pulsiert, also nach dem Tod, ist die Seele nicht mehr wahrnehmbar, sie ist im „Unwahrnehmbaren“ (so die wörtliche Übertragung des griechischen „Hades“ im NT, oft mit „Totenraum“ übersetzt). Im Alten Testament ist die Entsprechung von Hades „Sheol“: Ap. 2,27 zitiert Ps. 16,8-11 und übersetzt dabei das hebräische Sheol (dt. „Fragliches“) mit Hades, beide Begriffe bezeichnen also das Gleiche. „Im Sheol sein“ bedeutet also, es ist fraglich, wo die Seele nach dem Tod ist (vergleichbar mit elektrischem Licht, nachdem der Stromfluss unterbrochen wurde): Ps. 30,4, 86,13. Jona beispielsweise war buchstäblich in Bauch des Fisches, er war nicht mehr wahrnehmbar, „im Bauch des Hades“ (Jona 2,3). Jona war weder tot, noch in der Hölle, sondern nicht wahrnehmbar. Kapernaum, einst eines der schönsten Städte des Landes, wurde von den Römern völlig zerstört. Bis heute stehen dort nur Ruinen. Von Kapernaum ist nichts mehr zu sehen, sie nicht mehr wahrnehmbar, oder im „Ungewahrten“, „Unwahrnehmbaren“ (Hades), wie es der Herr vorhergesagt hatte (Lukas 10,15).
Folglich kann im Hades bzw. Sheol nichts passieren: „Kein Tun ist, noch Berechnung, noch Erkenntnis, noch Weisheit im Sheol, wohin du gehen musst“ (Pred. 9,10; nach Buber) und „die Toten aber, sie erkennen nichts, und kein Lohn ist ihnen noch weiterhin, denn vergessen ist ihr Gedenken“ (Pred. 9,5; siehe auch Ps. 89,49; 139,8). Aber dieser Zustand wird für jeden ein Ende haben: „Jewe tötet und macht lebendig; er führt in den Sheol hinab und führt herauf“ (1. Samuel 2,6).
Dies wird also allen Menschen so gehen, ob gläubig oder nicht (Joh. 5,28-29, Hiob 30, 23; Pred. 3,17-20; Psalm 49,15; 89,49; Ap. 2,31). Unterschiede gibt es erst im weiteren Verlauf:
Auferweckung
Damit Gott Sein Ziel erreichen kann, werden alle Menschen (also Seelen) auferweckt. Dabei gibt es drei Varianten, die von dem Erdenleben der Menschen abhängig sind:
- Alle, die zur herausgerufenen Körpergemeinde gehören (also das Evangelium des Apostel Paulus angenommen haben), werden, sofern sie schon gestorben sind, nach Auferstehung aus den Toten (1.Thess.4,16-17) oder nach Verwandlung, sollten sie noch leben (1.Kor.15,51-52), Christus entgegen gerückt werden. Dies geschieht vor dem Beginn des (1000-jährigen) Königreichs (1. Kor. 15,22-25). Ihr äonisches („ewiges“) Leben beginnt. Die Aufgabe der herausgerufenen Gemeinde ist vor allem, Gott den Geschöpfen des Überhimmels wie auch den Mitmenschen „in den herankommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade“ (Eph. 2,5-7) bekannt zu machen. So fragt Paulus: „Wisst ihr nicht, dass wir Boten [traditionell übersetzt mit Engel] richten [zurechtbringen] werden?“ (1.Kor. 6,3).
- Nach der Wiederkunft Jesu auf die Erde werden alle Israeliten aus dem Hades auferweckt (Dan 12,2; Ps.49,16; Joh. 5,28-29). Jesus wird dann beurteilen (richten), mit wem Gott in diesem Reich Seine Verheißungen erfüllen wird, während die anderen bis zum Gericht tot, also im Hades, sind (Offb. 20,5). Es ist das Leben in diesem Äon, um das es in den Evangelien geht, das sogenannte „äonische Leben“ (auch etwas missverständlich mit „ewigem“ Leben übersetzt). In Mk. 10,30 wird das äonische Leben auf den kommenden Äon bezogen, es ist also ebenfalls zeitlich begrenzt.
- Alle Menschen, denen Gott vor dem Abschluss dieses Äons den Glauben nicht geschenkt hat, werden am Ende des Tausendjahrreichs nach Offb. 20,11 ff. auferstehen, um vor dem „großen weißen Thron“ gerichtet zu werden, gemäß ihrem Wirken (Offb. 20,13). Ein Gericht ist in der Bibel eine zielgerichtete Maßnahme, durch die nach göttlicher Rechtsnorm, aufgrund der Gerechtigkeit Gottes, die Zurechtbringung des Gerichteten erfolgt (Jes. 1,27, 26,9, Sach.7,9, 1. Kor. 11,31f). Nach der Verurteilung kommen sie in den zweiten Tod, auch See des Feuers genannt, wenn ihre Namen nicht in der „Rolle des Lebens“ gefunden wurden (Offb. 20,15). Es ist festzuhalten, dass von Qualen für Menschen im Zusammenhang mit dem zweiten Tod keine Rede ist (die Vorstellung einer „Hölle“ hat rein heidnische Ursprünge).Vielmehr ist davon auszugehen, dass „Feuersee“ ein Bild für die reinigende Gegenwart Gottes ist; so spricht u.a. Heb. 12,29 davon, dass Gott selbst verzehrendes Feuer ist, mit dem z.B. schlechte Werke verbrannt werden (vgl. 1. Kor. 3,15). Der zweite Tod dauert den letzten Äon an (Offb. 21; Offb. 21,8).
Nach dem Abschluss aller Äonen wird auch dieser Tod, als letzter aller Feinde Gottes, unwirksam gemacht; Gott wird alles untergeordnet werden und Er wird alles in allen sein (1. Kor. 15,26-28). Die finale Rettung aller Menschen, also die Versöhnung aller Menschen mit Gott, und das äonische Leben sind also keineswegs identisch, wie oft gemeint wird.
Letztlich wird Gott Sein Ziel erreichen:
»So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir wird sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.« (Röm. 14,11; Jes. 24,23; Phil. 2,9f).
Einwände
Im Volksglauben ist die Vorstellung anzutreffen, dass nach dem Tod des Gläubigen unmittelbar die Herrlichkeit anfängt. Eigentlich meint man damit, dass es gar keinen Tod gibt, sondern nach dem Sterben das Leben in anderer Form irgendwie weitergeht. Man meint sogar, die Gestorbenen schauen aus dem Himmel auf uns Lebenden herab. Für einige scheint dies eine tröstliche Vorstellung zu sein, obgleich die biblische Sicht oben doch ebenso Trost spenden kann.
Um den gelegentlichen Volksglauben dennoch zu rechtfertigen, werden Stellen genutzt, bei denen eine wörtliche Übersetzung sprachlich schwierig ist und Umschreibungen erfordert. Diese werden dann so abgefasst, dass diese Ansicht auch tatsächlich zum Ausdruck kommt. So ist es nicht überraschend, dass die Leser dieser Bibelausgaben dies unbewusst in sich aufnehmen und zunächst alles mit Misstrauen betrachten, was von der ihnen geläufigen Lesart abweicht, die sie für das Wort Gottes halten. Der einzige Weg, die selbst den besten Bibelübersetzungen anhaftenden Nachteile weitgehend auszuschalten, besteht darin, sich den Grundtexten in den Originalsprachen zuzuwenden und den Kontext der Bibel nicht außer Acht zu lassen. Unter diesem Gesichtspunkt wird bei den fraglichen Stellen auch der griechische Grundtext zu Rate gezogen. Zu beachten ist dabei, dass die ursprüngliche griechische Fassung keine Wortunterteilung und keine Zeichensetzung aufweist und alles in Großbuchstaben geschrieben ist.
- „Ich sage dir heute du wirst mit mir im Paradies sein“: Diese berühmte Aussage Jesu am Kreuz (Lk 23,43) wird oft so verstanden, dass der Verbrecher noch am selben Tag ins Paradies kam. Dies würde den allgemeingültigen Aussagen oben widersprechen. Wie kann man diese Stelle dann aber sonst verstehen? Beachten wir zunächst den Kontext: Der Verbrecher erkennt im Gegensatz zu seinem spottenden Mitgefangenen sowohl seine eigene Schuld als auch die Unschuld Jesu und bekennt zugleich, dass Jesus der verheißene Messias-König ist. Somit gilt für den verurteilten Verbrecher – wie für alle aus dem Volk Israel, die erkennen, dass Jesus der Messias ist und umsinnen (Ap.2,38), ja sich zu Jesus bekennen (Lk.12,8) – , dass er im Königreich Israels leben wird. Seine Bitte „Gedenke meiner, wenn du in dein Königreich kommst“ (Lk. 23,42) zeigt, dass er die prophetischen Schriften kannte und glaubte, dass der Mann neben ihm tatsächlich der angekündigte König sei. Die Propheten hatten ein zukünftiges Reich Gottes beschrieben und sie schilderten dieses Reich mit paradiesischen Bildern – wie Eden, ein Garten voller Freude und Trost (Jes. 51,3). Auch das Neue Testament verwendet „Paradies“ in diesem Sinn eines kommenden, herrlichen Zustands (2. Kor. 12,4; Offb. 2,7). Das ist der Hintergrund, vor dem Jesu dem Verbrecher antwortete. Im griechischen Grundtext steht außerdem das Wort „heute“ direkt hinter „ich sage“, nicht bei „du wirst sein“. Jesus betont also nicht den Zeitpunkt des Eintritts ins Paradies, sondern den Zeitpunkt seiner Zusage: „Wahrlich, dir sage ich heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.“ Diese Formulierung ist im Hebräischen und Griechischen eine bekannte Betonungsweise und findet sich an vielen Stellen des Alten Testaments (5. Mose 4,26; 5.Mose 4,39-40; 5. Mose 5,1; 6,6; 8,19; 11,26 und 5.Mose 30,15+16 und 5. Mose 30,19). Die Bibel kennt zudem kein Paradies, in das Jesus und der Verbrecher noch am selben Tag eingetreten wären. Beide kannten jedoch die prophetische Hoffnung auf das kommende Königreich, das paradiesische Züge tragen wird. Jesu Worte sind also eine Zusage für die Zukunft: Gerade an diesem Tag des Leidens richtet Jesus den Blick des sterbenden Verbrechers auf den kommenden Tag seiner Königsherrschaft. Der Kontrast zwischen dem heutigen Tag der Finsternis und dem zukünftigen Tag der Herrlichkeit wird bewusst hervorgehoben. Die Verheißung soll Trost spenden und die Gewissheit geben, dass der Verbrecher einst an diesem kommenden, paradiesischen Reich teilhaben wird.
- Jesu Worte „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden; denn Ihm leben alle“ (Mt 22,32; Mk 12,27; Lk 20,38) wird ebenfalls häufig missverstanden. Viele deuten sie heute so, als würden die Toten gar nicht tot sein, sondern irgendwie bewusst weiterleben. Doch Jesus sagte diese Worte in einer Auseinandersetzung mit den Sadduzäern, die die Auferstehung leugneten (Lk 20,27). Sein Ziel war nicht, ein Leben im Tod zu lehren, sondern die Notwendigkeit der Auferstehung zu beweisen. Jesus verweist auf Mose, der Gott „den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ nennt (Lk 20,37). Diese drei Patriarchen sind eindeutig gestorben (1Mo 25,8; 35,29; 49,33). Nur durch die Auferstehung werden Abraham, Isaak und Jakob wieder leben. Wären sie bereits lebendig, wäre die Auferstehung überflüssig. Genau das wollte Jesus den Sadduzäern zeigen, und deshalb verstummten sie, während die Schriftgelehrten beeindruckt waren. Jesus spricht also nicht von einem Zwischenzustand, sondern von der zukünftigen Auferstehung, die im Zusammenhang mit „jenem Äon“ steht (Lk 20,35) – dem kommenden Königreich Gottes. Nur diejenigen, die „dessen würdig geachtet werden“, gelangen in diesen Äon und erhalten die „Auferstehung aus den Toten“. Die übrigen Toten bleiben bis nach dem Tausendjährigen Reich im Tod. Damit macht der Text deutlich, wie wichtig es ist, den biblischen Zusammenhang zu beachten. Jesu Worte bekräftigen nicht ein Leben im Todeszustand, sondern die Hoffnung auf die Auferstehung. Der Hintergrund der Schriftstelle entscheidet über ihre Bedeutung – und hier ist er eindeutig: Jesus verteidigt die Auferstehung gegen ihre Leugner und richtet den Blick der Hörer auf die Zukunft, nicht auf ein bewusstes Dasein im Tod.
- „Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein.“ sagt der Apostel Paulus in Phil.1,23, was sich auf Vers 21 bezieht, wo der Apostel sagt: „Denn mir ist das Leben Christus, und das Sterben Gewinn.“ Dies wird nun von einigen so ausgelegt, dass Paulus davon ausging, sofort nach dem Sterben bei Christus irgendwie weiter zu leben. Ist diese Auslegung haltbar? Paulus macht ja gerade nicht bekannt, was er persönlich vorziehen würde (Vers 22). Statt zwischen Leben und Tod zu wählen, beschreibt er etwas Drittes, das ihn viel stärker bewegt: das unmittelbare Zusammensein mit Christus bei dessen Wiederkunft. Der griechische Ausdruck „aus den zweien gedrängt“ meint nicht, dass Paulus von zwei Seiten bedrängt wird, sondern dass er aus den beiden Möglichkeiten Leben oder Sterben herausgedrängt wird – hin zu einer dritten, weit besseren Alternative. Das kleine Wort ek bedeutet im Griechischen „aus“ oder „heraus“, nicht „von“, weshalb die übliche Übersetzung („es setzt mir beides hart zu“) den Sinn verfehlt. Paulus ist nicht lebensmüde, sondern seht sich nach der „Auflösung“ im Sinn einer „Hinauflösung„, also der Entrückung und der Rückkehr Christi. Das verwendete Wort analuō bedeutet „auflösen“ im Sinn von „loslösen“ oder „aufbrechen“, nicht einfach sterben. An anderen Stellen wird es für Rückkehr oder Heimkehr gebraucht (Lk. 12,36; 2. Timotheus 4,6). Im Philipperbrief meint er jedoch etwas qualitativ anderes: die Verwandlung und Entrückung der Gläubigen bei der Wiederkunft Christi. Für Paulus war diese Erwartung so überwältigend, dass sowohl Leben als auch Sterben dagegen verblassten. Beides wäre für Christus ein Gewinn – Leben im Dienst oder Sterben als Zeugnis. Doch das Zusammensein mit Christus bei seiner Wiederkunft ist „eher viel besser“, wie der griechische Text betont. Diese für uns ungewohnte Formulierung zeigt, dass Paulus tatsächlich eine dritte Möglichkeit im Blick hat, die er weit mehr ersehnt als alles andere. Sein Ziel ist die Vollendung bei Christus. Weder irdischer Dienst noch ein Märtyrertod können mit dem Dienst in der unmittelbaren Gegenwart des Herrn verglichen werden. Deshalb drängt es ihn aus den beiden Alternativen Leben oder Sterben heraus – hin zu der herrlichen Erwartung, bei Christi Wiederkunft für immer mit ihm vereint zu sein (1. Thess. 4,15).
- Außer dem Leibe – daheim beim Herrn: Dies ist kein schriftgemäßes Zitat, vielmehr eine missverstandene Auslegung von 2.Kor.5,8. Es handelt sich um ein weiteres treffendes Beispiel dafür, wie menschliche Auffassungen in die Schrift hineingetragen werden, die man aus Gewohnheit für richtig hält. Einige meinen nämlich, „außer dem Leibe“ müsse einen entkörperten Zustand vor der Auferstehung bedeuten. Die Verse zuvor stellen aber klar, dass es sich hier um den jetzigen irdischen Körper handelt (2.Kor.5,6 + 10), den wir nach der Auferstehung verlassen werden, um dann eine „Behausung aus den Himmel“ (2. Kor. 5,2) überzuziehen. Da wir die Zeit im Tod nicht bewußt wahrnehmen, kommt es dem Menschen ja so vor, als wenn er nach dem Sterben sofort vor seinem Herrn steht. Die Zeit im Tod wird ja nicht bewußt wahrgenommen. So paßt es zusammen mit dem, was die Bibel sonst über den Tod aussagt (s.o.).
- Wunder/Ausnahmen bestätigen die Regel: Gegenteilige Vorstellungen zu den Aussagen oben stützen sich manchmal auf einzelne außergewöhnliche Ereignisse, etwa das Erscheinen von Mose und Elia auf dem Berg der Verklärung (Mt. 17,3) oder die Entrückung des Paulus in den dritten Himmel (2.Kor.12,2). Auch das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus (Lk. 16,19–31) wird oft missverstanden, obwohl Jesus es ausdrücklich als Gleichnis erzählt, um die falsche Lehre der Pharisäer zu korrigieren. Ebenso wenig können angebliche Kontakte mit Verstorbenen als Beweis dienen, da Gott ausdrücklich vor solchen dämonischen Täuschungen warnt (z. B. 5.Mo.18,10–12). Die richtige Vorgehensweise besteht darin, die eindeutigen Aussagen der Bibel als Regel zu nehmen und außergewöhnliche Ereignisse als das zu betrachten, was sie sind: Ausnahmen. Aus einer Ausnahme darf man keine allgemeine Lehre ableiten. So wie Bileams Eselin zwar einmal mit menschlicher Stimme sprach (4.Mo. 22,28), wir daraus aber nicht schließen, dass Tiere sprechen können, so dürfen wir auch außergewöhnliche Wunder nicht zur Grundlage einer allgemeinen Lehre machen. Niemand würde heute versuchen, wie Jesus oder Petrus auf dem Wasser zu gehen (Mt. 14,25–29), obwohl es damals geschah. Ebenso wenig erwarten wir, wie Elia in einem feurigen Wagen in den Himmel aufgenommen zu werden (2.Kön. 2,11). Die Erscheinung von Mose und Elia auf dem Berg der Verklärung taugt daher nicht als Beweis für ein bewusstes Weiterleben im Tod. Mose starb und wurde von Gott selbst begraben (5.Mo. 34,5–6), und Jesus bezeichnete das Geschehen ausdrücklich als „Gesicht“ (Mt. 17,9), also als eine von Gott gegebene Vision. Der gleiche Ausdruck wird auch an anderen Stellen für Visionen verwendet (Apg. 7,31; 9,12; 16,9; 18,9). Solche Visionen sagen nichts darüber aus, wie der Zustand der Toten tatsächlich ist. Gott kann jederzeit über die Naturgesetze hinaus handeln, wenn es seinem Plan dient. So konnte Jesus Lazarus aus dem Grab rufen (Joh. 11,43–44), und bei der Auferstehung Jesu erwachten „viele Körper der entschlafenen Heiligen“ (Mt. 27,52). Doch auch diese Ereignisse sind Ausnahmen, keine Regel. Ebenso konnte Gott Mose und Elia in einem Gesicht erscheinen lassen, ohne dass dies etwas über ihren tatsächlichen Zustand im Tod aussagt. Für Christen ist nicht Mose oder Elia das Vorbild im Blick auf den Tod, sondern Christus selbst. Von ihm heißt es, dass er bis zu seiner Auferstehung im „Ungewahrten“ (wörtlich Hades) war (Apg 2,27+31; vgl. Offb 1,18), also im Zustand des Todes ohne Bewusstsein. Die Schrift sagt nirgends, dass es uns anders ergehen wird. Nur die Gläubigen, die bei der Wiederkunft Christi noch leben, werden wie Elia ohne den Tod verwandelt und entrückt (1.Thess 4,15–17).
