• Ist nach dem Tod alles vorbei?
  • Oder ist unser Leben nur eine Vorbereitung auf das, was nach dem Tod auf uns zukommt?
  • Gibt es für viele „ewige Verdammnis“ und für wenige „ewige Glückseligkeit“?

Diese Fragen, die die Menschheit seit jeher umtreibt, können nur von einer einzigen Instanz beantwortet werden. Von unserem Schöpfer, unserem Gott, dokumentiert durch die Bibel.

Der Tod als Rückkehr

Gottes Wort sagt ausdrücklich, dass der Tod eine Rückkehr ist:

Der menschliche Körper (griech. soma) ist aus Erde bzw. Materie entstanden (1.Mose 2,7; Hiob 10,9) und kehrt beim Eintritt des Todes zum Erdreich zurück (1. Mose 3,19; Ps.104,29).

Der Geist (griech. pneuma; die Kraft des Lebens und Denkens) des Menschen kehrt ebenfalls zurück, „der Geist kehrt zurück zu Gott“ (Pred. 12,7, Luk. 23,46, Apg. 7,59). Dort verharrt der Geist in einem Zustand des Ruhens, Tote werden mit „Schlafenden“ verglichen (1. Thess. 4,14; 1. Kor. 11,30; 15,20, Ap. 13,36; Ps. 13,4 usw.).

Die Seele (griech. psyche) ist der Sitz aller Erfahrungen und ermöglicht Empfindungen und Gefühle. Das ist nur einem lebenden Menschen möglich, der durch die Verbindung von Geist und Körper entsteht (1. Mose 2,7). Daher spricht die Bibel auch davon, dass die Seele im Blut ist (3. Mose 17,11-14). Der Begriff Seele wird auch als Bezeichnung für den ganzen Menschen verwendet, der Mensch ist also eine Seele (Apg. 7,14). Die Seele kann daher auch sterben (4.Mose 23,10, Hes. 18,4, Apg. 3,23). Wenn das Blut nicht mehr im Menschen pulsiert, also nach dem Tod, ist die Seele nicht mehr wahrnehmbar, sie ist im „Unwahrnehmbaren“ (so die wörtliche Übertragung des griechischen „Hades“ im NT, oft mit „Totenraum“ übersetzt). Im Alten Testament ist die Entsprechung von Hades „Sheol“: Ap. 2,27 zitiert Ps. 16,8-11 und übersetzt dabei das hebräische Sheol (dt. „Fragliches“) mit Hades, beide Begriffe bezeichnen also das Gleiche. „Im Sheol sein“ bedeutet also, es ist fraglich, wo die Seele nach dem Tod ist (vergleichbar mit elektrischem Licht, nachdem der Stromfluss unterbrochen wurde): Ps. 30,4, 86,13. Jona beispielsweise war buchstäblich in Bauch des Fisches, er war nicht mehr wahrnehmbar, „im Bauch des Hades“ (Jona 2,3). Jona war weder tot, noch in der Hölle, sondern nicht wahrnehmbar. Kapernaum, einst eines der schönsten Städte des Landes, wurde von den Römern völlig zerstört. Bis heute stehen dort nur Ruinen. Von Kapernaum ist nichts mehr zu sehen, sie nicht mehr wahrnehmbar, oder im „Ungewahrten“, „Unwahrnehmbaren“ (Hades), wie es der Herr vorhergesagt hatte (Lukas 10,15).
Folglich kann im Hades bzw. Sheol nichts passieren: „Kein Tun ist, noch Berechnung, noch Erkenntnis, noch Weisheit im Sheol, wohin du gehen musst“ (Pred. 9,10; nach Buber) und „die Toten aber, sie erkennen nichts, und kein Lohn ist ihnen noch weiterhin, denn vergessen ist ihr Gedenken“ (Pred. 9,5; siehe auch Ps. 89,49; 139,8). Aber dieser Zustand wird für jeden ein Ende haben: „Jewe tötet und macht lebendig; er führt in den Sheol hinab und führt herauf“ (1. Samuel 2,6).

Dies wird also allen Menschen so gehen, ob gläubig oder nicht (Joh. 5,28-29, Hiob 30, 23; Pred. 3,17-20; Psalm 49,15; 89,49; Ap. 2,31). Unterschiede gibt es erst im weiteren Verlauf:

Auferweckung

Damit Gott Sein Ziel erreichen kann, werden alle Menschen (also Seelen) auferweckt. Dabei gibt es drei Varianten, die von dem Erdenleben der Menschen abhängig sind:

  1. Alle, die zur herausgerufenen Gemeinde gehören (also das Evangelium des Apostel Paulus angenommen haben), werden, sofern sie schon gestorben sind, nach Auferstehung aus den Toten (1.Thess.4,16-17) oder nach Verwandlung, sollten sie noch leben (1.Kor.15,51-52), Christus entgegen gerückt werden. Dies geschieht vor dem Beginn des (1000-jährigen) Königreichs (1. Kor. 15,22-25). Ihr äonisches („ewiges“) Leben beginnt. Die Aufgabe der herausgerufenen Gemeinde ist vor allem, Gott den Geschöpfen des Überhimmels wie auch den Mitmenschen „in den herankommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade“ (Eph. 2,5-7) bekannt zu machen. So fragt Paulus: „Wisst ihr nicht, dass wir Boten [traditionell übersetzt mit Engel] richten [zurechtbringen] werden?“ (1.Kor. 6,3).
  2. Nach der Wiederkunft Jesu auf die Erde werden alle Israeliten aus dem Hades auferweckt (Dan 12,2; Ps.49,16; Joh. 5,28-29). Jesus wird dann beurteilen (richten), mit wem Gott in diesem Reich Seine Verheißungen erfüllen wird, während die anderen bis zum Gericht tot, also im Hades, sind (Offb. 20,5). Es ist das Leben in diesem Äon, um das es in den Evangelien geht, das sogenannte „äonische Leben“ (auch etwas missverständlich mit „ewigem“ Leben übersetzt). In Mk. 10,30 wird das äonische Leben auf den kommenden Äon bezogen, es ist also ebenfalls zeitlich begrenzt.
  3. Alle Menschen, denen Gott vor dem Abschluss dieses Äons den Glauben nicht geschenkt hat, werden am Ende des Tausendjahrreichs nach Offb. 20,11 ff. auferstehen, um vor dem „großen weißen Thron“ gerichtet zu werden, gemäß ihrem Wirken (Offb. 20,13). Ein Gericht ist in der Bibel eine zielgerichtete Maßnahme, durch die nach göttlicher Rechtsnorm, aufgrund der Gerechtigkeit Gottes, die Zurechtbringung des Gerichteten erfolgt (Jes. 1,27, 26,9, Sach.7,9, 1. Kor. 11,31f). Nach der Verurteilung kommen sie in den zweiten Tod, auch See des Feuers genannt, wenn ihre Namen nicht in der „Rolle des Lebens“ gefunden wurden (Offb. 20,15). Es ist festzuhalten, dass von Qualen für Menschen im Zusammenhang mit dem zweiten Tod keine Rede ist (die Vorstellung einer „Hölle“ hat rein heidnische Ursprünge).Vielmehr ist davon auszugehen, dass „Feuersee“ ein Bild für die reinigende Gegenwart Gottes ist; so spricht u.a. Heb. 12,29 davon, dass Gott selbst verzehrendes Feuer ist, mit dem z.B. schlechte Werke verbrannt werden (vgl. 1. Kor. 3,15). Der zweite Tod dauert den letzten Äon an (Offb. 21; Offb. 21,8).

Nach dem Abschluss aller Äonen wird auch dieser Tod, als letzter aller Feinde Gottes, unwirksam gemacht; Gott wird alles untergeordnet werden und Er wird alles in allen sein (1. Kor. 15,26-28). Die finale Rettung aller Menschen, also die Versöhnung aller Menschen mit Gott, und das äonische Leben sind also keineswegs identisch, wie oft gemeint wird.

Letztlich wird Gott Sein Ziel erreichen:

»So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir wird sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.« (Röm. 14,11; Jes. 24,23; Phil. 2,9f)

Einwände

Im Volksglauben ist die Vorstellung anzutreffen, dass nach dem Tod des Gläubigen unmittelbar die Herrlichkeit anfängt. Eigentlich meint man damit, dass es gar keinen Tod gibt, sondern nach dem Sterben das Leben in anderer Form irgendwie weitergeht. Man meint sogar, die Gestorbenen schauen aus dem Himmel auf uns Lebenden herab. Für einige scheint dies eine tröstliche Vorstellung zu sein, obgleich die biblische Sicht oben doch ebenso Trost spenden kann.

Um den gelegentlichen Volksglauben dennoch zu rechtfertigen, werden Stellen genutzt, bei denen eine wört­liche Übersetzung sprachlich schwierig ist und Umschreibun­gen erfordert. Diese werden dann so abgefasst, dass diese Ansicht auch tatsächlich zum Ausdruck kommt. So ist es nicht überra­schend, dass die Leser dieser Bibelausgaben dies unbewusst in sich aufnehmen und zunächst alles mit Misstrauen betrachten, was von der ihnen geläufigen Lesart abweicht, die sie für das Wort Gottes halten. Der einzige Weg, die selbst den besten Bibelübersetzungen anhaftenden Nachteile weitgehend auszuschalten, besteht dar­in, sich den Grundtexten in den Originalsprachen zuzuwen­den und den Kontext der Bibel nicht außer Acht zu lassen. Unter diesem Gesichtspunkt werden die fraglichen Stellen auch in Griechisch gezeigt mit deutscher Wort-für­-Wort-Übersetzung, um so zu einer wortgetreuen Übersetzung zu gelangen, soweit dies überhaupt möglich ist. Zu beachten ist dabei, dass die ursprüngliche griechische Fassung keine Wortunterteilung und keine Zeichensetzung aufweist und alles in Großbuchstaben geschrieben ist.

  • „Heute wirst du mit Mir im Paradies sein“: Als der eine der mit Christus gekreuzigten Verbrecher Ihn lästerte, rügte ihn der andere deswegen und bekannte nicht nur seine eigene Schuld, sondern auch die Schuldlosigkeit des Herrn, der neben ihm hing. Aus seiner anschließenden Bitte wird klar, dass er die Schriften kannte und glaubte und von dem Christus gehört hatte: „Gedenke meiner, Herr, wenn Du in Deinem Königreich kommst“ (Lk.23,42). Von diesem Kö­nigreich hatten die Propheten geweissagt, und er glaubte, dass der Mann an seiner Seite der verheißene König sei. Dieses Königreich wird nicht eher aufgerichtet, ehe nicht die Reiche dieser Welt untergegangen sind, um dem Reich des Herrn und Seines Gesalbten Raum zu machen (Off.11,15). Sicher hatte der Verbrecher oft gehört, wie die herrlichen Verheißungen für jenen Tag vorgelesen wurden. Da heißt es unter anderem in Jes.51,3: „Denn Jewe tröstet Zion, Er tröstet alle ihre Wüsten. Machen wird Er ihre Wildnis wie Eden und ihre Steppe wie den Garten Jewes. Wonne und Freude soll man darin finden, Huldigung und Lobliederklang.“ Wer glaubt, dass Jesus der Messias ist, und umsinnt (Ap.2,38), ja sich zu Jesus bekennt (Lk.12,8), wie es der eine Verbrecher tat, der wird in den Äonen des Königreichs Israels leben, das mit dem Begriff „Paradies“ (das aus dem Persischen stammende Wort bezeichnet einen Park) ausgemalt wird (2.Kor.12,4; Off.2,7). Es würde ein Platz der Freude sein. Welch ein Gegensatz zu sei­ner gegenwärtigen schlimmen Lage. Jesus greift diese Gedanken auf und unterstützt diese Vorstellung als leuchten­den Gegensatz zu dem dunklen Hintergrund jenes furchtbaren Tages. Er verheißt dem Mann: „Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du im Paradiese sein“ (Lk.23,43). Was für ein Trost muss es dem sterben­den Verbrecher gewesen sein, nach dem Königreichs ausschauen zu dürfen. Die Übersetzung: „Wahrlich, Ich sage dir, heute wirst du mit Mir im Paradiese sein“, wäre theoretisch auch möglich, weil der Grundtext keine Interpunktion hat. Doch die griechi­sche Wortfolge ist anders und sollte korrekterweise nicht um­gestellt werden: amên soi legõ sêmeron met emou esê entõ paradeisõ | wahrlich dir ich-sage heute mit mir du-wirst-sein in dem Paradies. Es ist zu beachten, dass das Wort „heute“ unmittelbar auf „ich-sage“ folgt, dass es aber durch zwei Wörter von „du-wirst-sein“ getrennt ist. Die natürlichste und ungezwungenste Le­sart, die auch mit manchem anderen Satz der Schrift überein­stimmt ist deshalb: „Wahrlich, dir sage Ich heute, mit Mir wirst du im Paradiese sein.“ Nirgends wird in der Schrift etwas von einem Paradies gesagt, in das der Verbrecher und der Herr am selben Tag eintreten konnten. Beide kannten aber gut die Weissagungen vom Königreich, das paradiesisch sein wird. So sagte also der Ge­kreuzigte Seinem Leidensgenos­sen, dass sie beide in dem Para­dies sein werden. Das betrifft nicht irgendein x-beliebiges Paradies, von dem der Übeltäter bis dahin nichts gehört hatte, sondern das Königreich mit seinen paradiesischen Zuständen, von dem die Propheten schrieben. Die Redewendung „dir sage Ich heute“ mag uns ungewohnt klingen, aber kein Wort der Schrift sollte danach beurteilt wer­den. Es ist eine Redewendung, um etwas mit Nachdruck zu betonen. Auch an anderen Stellen finden wir diese Satzstellung, wie beispielsweise in 5. Mose 4,26; 5.Mose 4,39-40; 5. Mose 5,1; 6,6; 8,19; 11,26 und 5.Mose 30,15+16 und 5. Mose 30,19. Weder im Griechischen noch im Hebräischen ist eine solche Formulierung ungewöhnlich. Der Herr hatte guten Grund, Nachdruck auf das „heute“ zu legen; denn es gibt keinen größeren Gegensatz als zwischen dem Tag von Golgatha und dem zukünftigen Tag Seiner Krönung zum König. Gerade wo ein derartiger Gegensatz betont werden soll, finden wir, wie gesagt, auch sonst das »heute« in diesem Sinn betont. An dem Tag aller Tage, um den sich die Geschichte der Erde und des Weltalls dreht, an diesem Tag wurde dem Ver­brecher eine Verheißung für jenen zukünftigen Tag gegeben, der das völlige Gegenteil des Hinrichtungstags sein wird.
  • Gott, so wird uns gesagt, ist nicht ein Gott der Toten, son­dern der Lebenden; denn Ihm leben alle (Mt.22,32; Mk.12,27; Lk.20,38). Dieses Wort soll angeblich beweisen, dass die Toten nicht wirklich tot sind – dann bedürfen sie aber auch keiner Auferstehung. Doch unser Herr sprach diese Worte, um genau das Gegenteil zu beweisen. Er sagte: „Dass aber die Toten erwachen, hat schon Mose im Bericht über den Dornbusch eröffnet, als er den Herrn den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs nennt. Doch ist Er kein Gott der Toten, sondern der Gott der Lebendigen; denn Ihm leben alle“ (Lk.20,37+38). Das ist die Antwort, die Er den Sadduzäern gab, welche die Auferstehung leugneten (Lk. 20,27). Die bloße Tatsache, dass diese Stelle überhaupt herangezogen werden konnte, um zu bewei­sen, dass die Toten leben, zeigt eindrücklich, wie verschieden der heutige Standpunkt in dieser Hinsicht von dem damaligen abweicht. Was der Herr klarmachen wollte, war nicht Leben im Tod, sondern Auferstehung aus dem Tod. Abraham, Isaak und Jakob sind gestorben, daran ist nicht zu zweifeln (1.Mose 25,8; 35,29; 49,33). Sollten die Toten nicht auferstehen, dann würde Gott ein Gott der Toten sein. Er wäre der Gott aller entschlafenen Gerechten seit Adam. Weil es aber kein Leben ohne Auferstehung gibt, müssen sie auferweckt werden. Wenn es Leben ohne Auferstehung gäbe, wäre diese überflüssig. Wenn Abraham jetzt lebte, dann wäre Gott heute sein Gott auch ohne Auferstehung. – Die Sadduzäer mussten stillschwei­gen, und die Schriftgelehrten waren so beeindruckt von den Worten des Herrn, dass sie es nicht wagten, weitere Fragen zu stellen. Die Aussage des Herrn, dass Gott alle leben, erscheint auf dem Hintergrund der heute weitverbreiteten Ansichten wie ein Beweis für einen bewussten Zwischenzustand. Hier haben wir eins der auffallendsten Beispiele von den Missverständnissen, die dadurch entstehen, dass der biblische Hintergrund und der Zusammenhang der Schriftworte außer Acht gelassen wird. Alles ist gesagt worden, um die Notwendigkeit der Auf­erstehung klarzulegen, um die Leugner der Auferstehung zu überführen und die Erwartung dieser Auferstehung in die Zukunft zu richten. Nichts gestattet uns zu meinen, Christus lehre hier ein Leben im Todeszustand. Die Auferstehung wird in unmittelbarem Zusammenhang mit „jenem Äon“ geschaut (Lk.20,35), dem Äon des Königreichs, bei dessen Anbruch alle Gläubigen aus Israel auferstehen werden. Es ist eine einfa­che Auferstehung „aus Toten“, bei der die große Anzahl der Gestorbenen bis nach dem Tausendjahrreich noch im Tod bleibt. Nur solche, die dessen würdig sind, erlangen „jenen Äon“ und werden der „Auferstehung aus Toten“ teilhaftig. Selten ist so klar wie hier zu erkennen, wie der Hintergrund einer Schriftstelle über ihre Bedeutung entscheidet.
  • „Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein.“ sagt der Apostel Paulus in Phil.1,23, was sich auf Vers 21 bezieht, wo der Apostel sagt: „Denn mir ist das Leben Christus, und das Sterben Gewinn.“ Paulus fährt dann in Vers 22 fort: „Was ich vorziehen werde, mache ich nicht be­kannt.“ Darauf folgt dann Vers 23: „Ich werde aber aus den zweien gedrängt, indem ich das Verlangen nach der Auflösung und dem Zusammensein mit Christus habe; denn das wäre bei weitem das beste für mich.“ Die griechische Wortfolge lautet: sunechomai de ektõn duo tênepithumian echõn | ich-werde-gedrängt aber aus den zweien das Verlangen habend; eis toanalusaikai sun Christõ einaipollõ garmallon kreisson | hinein-in die Auflösung und mit Christus zu-sein viel denn eher besser.
    In der Lutherübersetzung steht: „Denn es setzt mir beides hart zu …“. Daraus wurde gefolgert, dass Paulus von zwei Seiten her be­drängt wurde und nun zwischen beiden wählen wollte. Das Wörtchen ek bedeutet aber niemals von in dem Sinn, den es an dieser Stelle haben müsste, sondern aus oder heraus. Ek kann nur dann mit von übersetzt werden, wenn dies einen ähnlichen Sinn wie aus hat, wenn man also zum Beispiel sagen kann: Al­les ist aus Gott, oder: Alles ist von Gott. Für beides würde im Griechischen ek stehen. In der Schrift finden wir mehrmals die Aussage, dass jemand von etwas bedrängt oder gedrängt wird, wie Christus von der Volksmenge und Kranke von ihren Lei­den. Niemals erscheint dann aber das Wort ek. Die Worte des Apostels können hier also nicht anders ver­standen werden, als dass es ihn aus zwei Möglichkeiten, der des Lebens und der des Sterbens, herausdrängte hinein in eine dritte, nämlich die herrliche Erwartung der Wiederkehr seines Herrn, also die direkte Entrückung als Lebender (1. Thess. 4,15) – es geht hier um eine bewußte Naherwartung dessen. Aber diese Erwartung war den meisten Menschen sehr fremd geworden. Dass viele Übersetzer nichts davon gewusst haben sollen, mutet fast unglaublich an, aber es scheint offenbar so gewesen zu sein. Vor allem machten sie sich kaum klar, welch einen gewaltigen Einfluss diese Er­wartung im Leben des Apostels hatte, dass er etwas sehr viel Besseres ersehnte als Leben oder Sterben. Es ist dies nicht nur „viel besser“, wie Luther schreibt, sondern „eher viel besser“. Das ist nicht nur eine starke Steigerung, es beweist auch, dass Paulus tatsächlich von etwas Drittem redet. Wir sagen im Deutschen nicht: „eher viel besser“, aber wir gebrauchen das Wort „eher“ in demselben Sinn wie hier. Wenn wir ausdrüc­ken wollen, dass wir einer Sache besonderen Vorzug geben, sagen wir auch, dass wir eher dies tun, eher jenes erwählen. Für jemand wie den Apostel Paulus gab es keine besonders schwere Wahl zwischen Leben und Tod, denn was auch sein Los war, alles wurde in den Schatten gestellt von der Erwar­tung, seinem Herrn bei Seiner Anwesenheit dienen zu können. Für Christus zu leben, war dem Apostel Gewinn, für Ihn zu sterben würde ebenfalls ein Gewinn sein – für Christus. In Phil.1,20 sagt Paulus: „… dass mit allem Freimut wie allezeit, so auch nun, Christus in meinem Körper hoch erhoben werde, sei es durch Leben oder durch Tod.“ Aus diesen Worten geht hervor, dass der Gewinn auf jeden Fall auf der Seite des Herrn lag. Ein Märtyrertod musste die Wirkung verstärken, die seine Gefangenschaft ausgelöst hatte; solch ein Zeugentod würde Christus verherrlichen und die Glaubens­geschwister ermuti­gen und stärken. „Was ich vorziehen werde, mache ich nicht bekannt“, sagt Paulus in Vers 22, und dann spricht er von etwas, was beides, Leben oder Sterben, weit übertrifft, das er viel eher erwählen möchte, nämlich das Zusammensein mit Christus. Oft genug hat er gesagt, dass dies für Lebende wie für Entschlafene nur durch die Wiederkunft des Herrn und die damit einhergehen­de Entrückung der noch lebenden Gläubigen und der Ausauf­erstehung der Toten zur Wirklichkeit werden kann. Im Philip­perbrief spricht Paulus auch davon, wie er um der Ausaufer­stehung willen, der aus den Toten, alles darangibt (Phil.3,10-12). Sie ist ihm das Ziel, für welches er von Christus ergriffen wurde. Was auch Leben im Dienst oder Zeugentod bedeuten würden, alles tritt zurück vor der Erwartung, in des Herrn unmittelbare Gegenwart zu gelangen und für immer bei Ihm zu sein. Doch weder unser Dienst im irdischen Leben, noch unser Sterben zur Verherrlichung des Herrn kann auch nur annähernd verglichen werden mit dem Dienst, den wir in Seiner Gegenwart ausüben dürfen. Dies ist in der Tat eher um vieles besser; und diese Erwartung drängte den Apostel aus den beiden anderen Möglich­keiten, dem Leben oder dem Sterben, heraus. Das Wort, das Luther mit „scheiden“ (oder abscheiden) über­setzt, erscheint noch zweimal. Einmal als Hauptwort und ein­mal als Zeitwort. Lk.12,36 ist von „aufbrechen“ die Rede mit dem Gedanken der Rückkehr an den Ort, von welchem der Herr zu der Hochzeit gekommen war. Das griechische Wort hier heißt analuõ, wobei ana- „hinauf“ bedeutet und -luõ „lösen“. Hiervon kommt der Begriff Analyse, die Zerlegung oder Auflösung eines Zusammenge­setzten in seine Bestandteile. In diesem Sinn gebraucht es auch Paulus in 2.Tim.4,6: „Der Zeitpunkt meiner Auflösung steht bevor.“ Hier spricht er von einer Rückkehr, die er in demselben Satz mit einem Ausge­schüttetwerden als Trankopfer vergleicht. Wie wir wissen, bringt der Tod eine solche Auflösung durch die Rückkehr aller Elemente zu ihrem Ursprung. Die Philipperstelle jedoch be­zieht sich nicht auf Auflösung durch Tod, es wird ja auch ein ganz anderer Begriff als für „Sterben“ in Vers 21 verwendet. Des Apostels Ge­danken sind auf etwas ganz anderes ausgerichtet, auf etwas viel Besseres. Er denkt an die „Hinauflösung“ seines Problems durch die Entrückung und die Rückkehr Christi. Es sei daran erinnert, dass sowohl der Begriff der Auflösung als auch der Rückkehr sowie der Loslösung oder Lostrennung in diesem Wort liegt. Diese Lö­sung möchte Paulus eher wählen als Leben oder Sterben.
  • Außer dem Leibe – daheim beim Herrn: Dies ist kein schriftgemäßes Zitat, vielmehr eine missverstan­dene Auslegung von 2.Kor.5,8. Es handelt sich um ein weiteres treffendes Beispiel dafür, wie menschliche Auffassun­gen in die Schrift hineingetragen werden, die man aus Gewohnheit für richtig hält. Einige meinen nämlich, „außer dem Leibe“ müsse einen entkörperten Zustand vor der Auferste­hung bedeuten. Die Verse zuvor stellen aber klar, dass es sich hier um den jetzigen irdischen Körper handelt (2.Kor.5,6 + 10), den wir nach der Auferstehung verlassen werden, um dann eine „Behausung aus den Himmel“ (2. Kor. 5,2) überzuziehen. Da wir die Zeit im Tod nicht bewußt wahrnehmen, kommt es dem Menschen ja so vor, als wenn er nach dem Sterben sofort vor seinem Herrn steht. Die Zeit im Tod wird ja nicht bewußt wahrgenommen. So paßt es zusammen mit dem, was die Bibel sonst über den Tod aussagt (s.o.).  
  • Wunder/Ausnahmen bestätigen die Regel: Wir müssen unterscheiden lernen zwischen menschlichen Lehrmeinungen und dem Wort Gottes. Ein sorgfältiges Prüfen der Schriften des alten und des neuen Testaments liefert uns beweiskräftige Aussagen über das, was Gott uns über die To­ten wissen lassen will. Unter anderem lesen wir in Pred.9,5: „Die Toten aber wissen nichts„, und in Vers 10: „Denn bei den Toten … gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit„. Wenn es von den Toten heißt, sie seien ent­schlafen (1.Kor.15,6; 20,51; 1.Thess.4,13), dann schlafen sie auch und sind nicht irgendwie und irgendwo in einem bewussten „Zwischenzustand“, sondern sie sind ohne Wahrnehmung. Wo die Schrift sich unmittelbar mit dieser Frage befasst, ver­gleicht sie die Auferstehung der Toten mit einem Auferwecken (1.Kor.6,14; 15,4+12; 2.Kor.4,14; Gal.1,1; Eph.1,20). Für eine gegenteilige Auffassung gibt es keine einzige klare Schriftaus­sage, sondern nur Schlussfolge­rungen aus vereinzelten Ereig­nissen, wie dem Erscheinen des Mose und Elia auf dem Berg der Verklärung (Mt.17,3) oder der Entrückung des Apostels Paulus bis zum dritten Himmel (2.Kor.12,2). Auch die Ge­schichte von Lazarus (Lk.16,19-31) wird als Beweis dafür heran­ge­zogen, dass die Toten leben, wiewohl es sich nur um eine Gleichnisrede des Herrn handelt, womit er die Pharisäer ihrer falschen Lehre überführen wollte. Außerdem beruft man sich auch in unseren Tagen wieder immer öfter auf angebli­chen Verkehr mit Verstorbenen (durch Medien oder auf ande­re Weise), als habe Gott nicht ausdrücklich und wiederholt vor solchem dämonischen Betrug gewarnt. Nehmen wir einmal an, die zuvor genannten Beispiele aus der Schrift seien unwiderlegliche Beweise für ein Bewusstsein im Todeszustand, was würde sich daraus ergeben? Etwas Un­geheuerliches, dass nämlich die ausdrücklichen Feststellungen des Wortes Gottes über diesen Zustand falsch wären und es einen Widerspruch zwischen göttlicher Wahrheit und berichte­ten Ereignissen gäbe. Das kann nicht sein. Die Schrift kann nicht gegen sich selber zeugen. Die weiseste Methode ist, sowohl die unumstößlichen Wahrheiten wie auch die Berichte über außergewöhnliche Ereignisse so zu nehmen, wie sie sind. Wenn wir in der Schrift auf Ereignisse stoßen, die in Wider­spruch zu den göttlichen Wahrheiten zu stehen scheinen, so sollen wir uns davon nicht verunsichern lassen. Dann werden wir nicht ein ungewöhnliches Geschehnis, ein besonderes ausnahmsweise Eingreifen Gottes zur Grundlage einer Gesetz­mäßigkeit machen, sondern es nüchtern als eine Abweichung oder Ausnahme von der Regel werten. Von vereinzelten Abweichungen kann nicht auf die grundlegende Wahrheit ge­schlossen werden. Aus der Tatsache, dass Bileams Eselin mit menschlicher Stimme geredet hat, kann doch wohl nicht ernsthaft geschlos­sen werden, dass alle Tiere dies tun können. Ebenso wenig kön­nen wir die durch die ganze Schrift verstreuten Berichte von außerordentlichen Zurschaustellungen der Kraft Gottes nicht aufgreifen, um sie zu Grundlagen naturgesetzlicher Regeln zu machen. Niemand von uns begibt sich heute zu Fuß auf die Wellen eines aufgewühlten Meeres, wenngleich wir durch das Beispiel unseres Herrn wissen, dass Er dies tun konnte und auch Petrus kurzfristig dazu in der Lage war. Elia fuhr vor den Augen Elisas in einem Wetter gen Himmel (2.Kön.2,11); sollen wir nun deshalb erwarten, dass es allen Kindern Gottes ebenso gehen müsse? Da Elia nicht so gestorben ist, wie wir sterben, kann seine Anwesenheit auf dem Berg der Verklärung auch nicht von irgendwelcher Bedeutung zur Erklärung des Todeszustands sein. Das Geheimnis um den Tod und den Körper des Mose (5.Mose 34,5+6) macht auch sein Wiedererscheinen zu einem unüblichen Ereignis. Der Herr sagte den Jüngern, dass es sich um ein „Gesicht“ handelte (Mt.17,9). Denselben Ausdruck finden wir unter anderem in Ap.7,31; 9,12; 16,9; 18,9. Es ist unweise, einzelne außergewöhnliche Begebenheiten heranzuziehen, um damit die allgemein gültigen Wahrheiten und Gesetzmäßigkeiten widerlegen zu wollen. Es bleiben Ausnahmen, die deswegen die Regel bestätigen. Deshalb sollen wir auch nicht vereinzelte wunderbare Gottestaten und Offen­barungen gegen die zahllosen Schriftaussagen über das Schla­fen der Toten ausspielen und dadurch Widersprüche in Gottes Wort hineintragen, die tatsächlich gar nicht vorhanden sind. Es steht Gott frei, wenn Er es aus einem besonderen Grund will, über die von Ihm festgelegten Naturgesetze hinauszuge­hen und Dinge zu tun, die gegen die allgemein gültigen Regeln sind. Wenn Lazarus aus dem Grab aufstehen konnte, dann konnten es auch längst entschlafene Heilige bei dem besonderen Anlass der Auferstehung Christi. Doch auch bei diesem Bericht ist zu beachten, dass es heißt, „und viele Körper der ent­schlafenen Heiligen erwachten“ (Mt.27,52). Ebenso konnte Gott auch bei dem wundersamen Ereignis der Verklärung Christi Mose und Elia den Jüngern in einem Gesicht erscheinen lassen. Dies offenbart aber nicht das Geringste über eine wie auch immer gestaltete Daseinsform dieser beiden großen Zeu­gen des Alten Bundes vorher und nachher. Nur eins ist sicher:Das Vorbild, das Paulus uns, der herausgerufenen Gemeinde, vorhält, soweit wir noch den Tod erleiden müssen, ist nicht die Erfahrung des Mose oder des Elia, sondern die Christi. Er war bis zu Seiner Auferstehung im Ungewahrten (Ap.2,27+31; vgl. auch Off.1,18). Es findet sich in der Schrift kein Wort darü­ber, dass es uns anders ergehen wird. Nur die bei der Ankunft des Herrn noch lebenden Gläubigen, die Ihm entgegengerückt werden, machen eine ähnliche Erfahrung wie Elia. Er ist aber kein allgemein gültiges Vorbild für Entschlafene.

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